Dachau:Draghische Zeiten

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Vorstand der Volksbank Raiffeisenbank kritisiert auf der Vertreterversammlung die Politik der Europäischen Zentralbank

Von Robert Stocker, Dachau

Das Ensemble Cantori unter der Leitung von Jürgen Rothaug schlug im ASV-Theatersaal heitere und beschwingte Töne an. Eine durchwegs heitere Stimmung wollten die Redner bei der 48. Vertreterversammlung der Volksbank Raiffeisenbank Dachau aber nicht verbreiten. Das Geschäftsjahr 2015 war für die Genossenschaftsbank dank der Zuwächse im Kreditgeschäft zwar zufriedenstellend. Vorstandssprecher Thomas Höbel machte aber keinen Hehl daraus, dass die anhaltende Niedrigzinspolitik der Europäischen Zentralbank dem Geldinstitut zu schaffen macht. "Wir leben in draghischen Zeiten", sagte Höbel in Anspielung auf den Präsidenten der Europäischen Zentralbank und seine Geldpolitik. Die Bank will deshalb noch stärker auf eine kundennahe Beratung setzen. Auch im Ausbau des Online-Bankings sieht die Genossenschaftsbank neue Chancen.

Für den Vorstandssprecher der Volksbank Raiffeisenbank ist die europäische Geldpolitik fast schon grotesk. "Hoffentlich wird es nicht so schlimm, wie es ist", zitierte Höbel die Komiker-Legende Karl Valentin. Die Maßnahmen der Zentralbank seien wie "ein Tanz mit dem Teufel". Höbel kritisierte auch die Verbraucherschutzbestimmungen und die "Regulierungswut" des europäischen Gesetzgebers. Die einheitliche Bankenaufsicht sei ein Werk mit 80 000 Seiten ohne Handlung. Um die Auflagen zu erfüllen, müssten die Computer mit unzähligen Daten gefüttert werden. "Das kostet Millionenbeträge", sagte Höbel. Bei ihm mache sich Skepsis breit. Die Auflagen glichen dem Kampf von Don Quichotte gegen die Windmühlen.

Wegen der Nullzinspolitik stünden besonders kleineren Banken schwierige Zeiten bevor. "Die Geldpolitik ist auf die großen Banken ausgerichtet, wir haften auch für die Großbanken", sagte Aufsichtsratsvorsitzender Nikolaus Widmann in seiner Begrüßung. Laut Vorstandssprecher Thomas Höbel liegt das Jahresergebnis 2015 mit einer Bilanzsumme von 1,691 Milliarden Euro und einem Bilanzgewinn von 2,486 Millionen Euro im Rahmen der Erwartungen. Zuwächse gab es im Kreditgeschäft, das um 99 Millionen Euro auf 1,211 Milliarden Euro anstieg. Dieses Geschäft wird auch künftig für die Bank wichtig sein. "Wir wollen maßgeschneiderte Kredite für die Finanzierung von Immobilien anbieten", unterstrich Höbel. Immer größere Bedeutung werde das Online-Banking für die Volksbank Raiffeisenbank haben. Diese Chance wolle das Geldinstitut nutzen. Vertrauliche Geschäfte würden am liebsten aber immer noch in der analogen Welt gemacht. Die Bank will ihre Mitarbeiter weiter intensiv schulen. Die Service- und soziale Kompetenz der Mitarbeiter seien für die Bank ein wichtiges Gut, sagte Höbel. Das Marktforschungsinstitut TNS zeichnete die Volksbank Raiffeisenbank 2015 für ihre hervorragende Kundenberatung aus. Auch im nächsten Jahr rechnet die Bank mit Zuwächsen im Kreditgeschäft. Höbel: "Wir wollen den Weg der Nachhaltigkeit weitergehen."

Zum 31. Dezember 2015 hatte die Volksbank Raiffeisenbank Dachau 33 619 Mitglieder; mehr als 1900 kamen im Jahr 2015 dazu. 350 000 Euro stellte die Bank für soziale und gemeinnützige Zwecke zur Verfügung. "Das gesellschaftliche Engagement ist und wichtig", sagte Vorstandssprecher Höbel. Vorstandsmitglied Johann Schöpfel stellte das wirtschaftliche Ergebnis vor. Mit 1,691 Milliarden Euro lag die Bilanzsumme um 101 Millionen Euro über dem Vorjahreswert. Das Kreditgeschäft stieg um 99 Millionen Euro auf 1,211 Milliarden Euro. "Die Finanzierung von Wohneigentum ist ein zentraler Punkt für uns", betonte Schöpfel. Der Bilanzgewinn beträgt 2,486 Millionen Euro. Vorstandssprecher Karl-Heinz Hempel verwies noch einmal auf die Baselitz-Ausstellung von Juni bis August im Dachauer Schloss. Hempel: "Die Ausstellung wird den Ruf Dachaus als Kunststadt festigen."

© SZ vom 17.05.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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