Dachau:Die ganz große Kunst

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Das Kodály Quartett aus Ungarn gastiert im Dachauer Schloss mit den bedeutenden Werken von Mozart, Bartók und Beethoven

Von Adolf Karl Gottwald, Dachau

Ein großer Streichquartett-Abend erwartet die Klassikfreunde in Stadt und Landkreis Dachau am Wochenende im Schloss. Das Konzert ist zugleich der Auftakt zur städtischen Reihe im Renaissancesaal in diesem Jahr. Das Adjektiv "groß" bezieht sich sowohl auf die ausführende Quartett-Vereinigung - das Kodály Quartett aus dem ungarischen Budapest - als auch auf das Programm mit den wirklich hochbedeutenden Streichquartetten von Wolfgang Amadeus Mozart, Béla Bartók und auch Ludwig van Beethoven.

Das vor allem durch seine Gesamteinspielungen der Streichquartette von Haydn, Beethoven und Schubert bekannte Kodály Quartett wurde 1966 an der Franz-Liszt-Musikakademie in Budapest gegründet und befindet sich zur Zeit zu seinem 50. Jubiläum auf einer Welttournee, die es nach einer Vakanz von vielen Jahren glücklicherweise auch in den Festsaal des Schlosses Dachau führt.

Das Programm beginnt mit Mozarts spätem Streichquartett B-Dur KV 589 mit einem relativ gefälligen Meisterwerk. Dieses Quartett hat Mozart im Stil höherer Gesellschaftsmusik im Anschluss an einen Besuch des Königs Friedrich Wilhelm II. In Berlin, der recht gut Violoncello spielte, geschrieben. Deswegen hat dieses Quartett sehr schöne solistische Stellen für das Violoncello, der zweite Satz - Larghetto - ist im Wesentlichen ein Zwiegesang zwischen Violine und Violoncello. Merkwürdig ist der dritte Satz, ein Menuett mit Trio, wobei das Trio fast doppelt so lang ist wie das Menuett. Der letzte Satz ist ein Rondo reich an schönen Episoden, das den unbeschwerten Ton des ersten Satzes wieder aufgreift.

Es folgt ein großer Kontrast: Nach Mozarts freundlicher Gesellschaftsmusik von 1789 das 1928 geschriebene vierte Streichquartett von Béla Bartók in seiner kompromisslosen Linearität, seiner Vorliebe für dissonante Klänge, die aus der Verwendung von kleinen und kleinsten Intervallen zustande kommen und in der konsequenten Auswertung aller instrumentalen Möglichkeiten. Das Werk hat fünf Sätze, im Zentrum steht ein langsamer Satz mit leicht angedeuteten ungarischen Zügen. Der erste Satz beginnt mit Motiven in den bereits erwähnten kleinen Intervallen. Diese Gruppe endet mit einem Fortissimo-Einsatz im Violoncello. Er entpuppt sich als die Keimzelle, die im Verlauf des ganzen Werkes als zentraler Gedanke verarbeitet wird. Der zweite Satz ist ein effektvolles Virtuosenstück, das in sehr schnellem Zeitmaß von Anfang bis Ende mit Dämpfern gespielt wird, während der vierte Satz, ebenfalls in raschem Tempo durchgehend pizzicato zu spielen ist. Der fünfte Satz ist ein ziemlich wildes Finale.

In den drei letzten Jahren seines Schaffens schrieb Beethoven nur noch fünf Streichquartette. Das vorletzte, das Streichquartett cis-Moll op. 131, ist mit seinen sieben Sätzen das größte. In diesem Werk gibt es kein Zurück, hier lässt jeder Satz den nächsten aus sich heraus entstehen, keiner hat einen festen Abschluss, was Beethoven schon im Notenbild angedeutet hat, da die Sätze nur durch dünne Doppelstreiche voneinander getrennt sind. Auch in diesem siebensätzigen Werk hat die Mitte ein besonderes Gewicht in sehr ausgedehnten, tiefsinnigen Variationen und einem heiter-volkstümlichen Presto. Wenn dann aber der Sturm des Finales einsetzt, empfinden wir doch ihn als das Ziel, dem alles zustreben will.

Kodály-Quartett im Dachauer Schloss: Samstag, 29. Januar, 20 Uhr. Karten bei München-Tickets und im Kulturamt der Stadt Dachau unter Telefon: 08131/75 278. Das Konzert bildet den Auftakt zu der Reihe der städtischen Schlosskonzerte.

© SZ vom 26.01.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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