Plug'n'Play:Das Thoma-Haus rockt

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Mehr als 600 Besucher beim neunten Plug'n'Play - das Festival ist zu einer festen Größe in der Dachauer Musikszene geworden.

Von Jeannette Oholi, Dachau

"Plug and...", schreit Rainer Rackl ins Mikrofon, "Play" brüllt das Publikum zurück. Für jede Band, die auf dem Musikfestival Plug'n'Play im Thoma-Haus auftritt, gibt der Organisator so den Startschuss. Das Publikum ist gespannt auf die 1111 Sekunden, die jede der insgesamt elf Bands Zeit hat, um sich auf der Bühne zu präsentieren. 1111 Sekunden klingen erst mal nach viel Zeit. In Wirklichkeit aber vergehen die einzelnen Auftritte rasend schnell. Ein Timer oberhalb der Bühne zählt die verbleibenden Sekunden runter. Bei Null angekommen erklingt meist noch ein fulminanter Schlussakkord, dann tosender Applaus - und die nächste Band steht bereit, hungrig danach, den Saal zu rocken.

Das Event scheint zur festen Größe in der Dachauer Musikszene geworden zu sein. Beim neunten Plug'n'Play ist der Saal nur mäßig gefüllt, als die Band T4U als Opener auf der Bühne spielt. Wo sind die ganzen Leute? Richtig, viele stehen ja noch an. Eine lange Schlange an Musikfans schlängelt sich vor dem Kartenverkauf die Treppe im Haus hinunter. Bis weit vor dem Thoma-Haus wird angestanden. Nachdem die Konzertbesucher den Einlass passiert, sich mit neu bedruckten Plug'n'Play-Shirts und Getränken eingedeckt haben, füllt sich der Konzertsaal immer mehr.

Syrische Gesangseinlage

Die Reihenfolge der Bands ist ausgelost worden. Es ist ein Glück, dass gleich eines der Highlights, "Bob & the Welcome Refugees" auftreten. Robert "Bob" Freudenberg, Gitarrist und Sänger bei der legendären Dachauer Band Just Chanpero, hat vor rund drei Monaten damit begonnen, mit einer Band aus Flüchtlingen der Asylbewerberunterkunft in Jetzendorf, Landkreis Pfaffenhofen, zu proben. Einer von ihnen hat Gitarre gelernt, ein anderer spielt Xylofon, Mitglieder des Helferkreises machen mit Plastikbechern Musik. "Mia san a bayerische Band", singt Freudenberg im ersten, selbstkomponierten Lied. Shekib aus Afghanistan baut ein Gesangssolo auf Dari ein. Auf den Cover-Song "Shout" von Tears For Fears folgt eine syrische Gesangseinlage. Das Publikum singt und tanzt ausgelassen mit. "Far away, but Plug'n'Play", sagt Freudenberg. Tatsächlich sind die meisten der elf Bands an diesem Abend Coverbands, die überwiegend Rock- und Popklassiker interpretieren. "Bob & the Welcome Refugees" geben der Veranstaltung jedoch einen Hauch von Vielfalt.

Für einen echten Kontrast sorgt das Trio "Susi & die Schreinerbuam" aus Altenau, nahe Garmisch-Partenkirchen. Bei ihrem Auftritt erreicht die Stimmung im Thoma-Saal den Höhepunkt. In Tracht und bayerischer Mundart, Trompete, Gitarre und Quetschn covert das Trio Schlager wie "Rote Lippen soll man küssen" und Popsongs wie "Alles nur geklaut" von den Prinzen. Bei "Moskau-Dschingis Khan" und "Schickeria" singt das Publikum lauthals mit und tanzt wie verrückt.

Mehr als 600 Konzertbesucher

Für die jüngeren Konzertbesucher, die an diesem Abend sichtbar in der Unterzahl sind, kommt die Band "Owing to the Rain" auf die Bühne. Die fünfköpfige Band hat ihren Fanclub dabei und nimmt in ihren 1111 Sekunden nicht nur die Bühne, sondern den ganzen Saal ein. "Owing to the Rain" seien die "Newcomer des Jahres in Dachau", so Rainer Rackl. Sobald die Band, die in den Genres Rock, Pop, Indie und Alternativ zu Hause ist, die Bühne betritt, ist eine unglaubliche Energie zu spüren. Die Zugabe-Rufe aus dem Publikum lassen das Gefühl stärker werden, dass dieser Band eine große Zukunft bevorsteht. "Dieses Jahr sind sie noch hier bei uns, im nächsten Jahr können wir sie uns wahrscheinlich nicht mehr leisten", sagt Rackl und lacht.

Das Plug'n'Play dürfte auch in diesem Jahr das Highlight vieler Dachauer Musikfans gewesen sein. Das Konzept geht auch nach Jahren noch auf und scheint sich immer größerer Beliebtheit zu erfreuen. In diesem Jahr sind die Eintrittskarten ausverkauft. Mehr als 600 Konzertbesucher, mehr als im vergangenen Jahr, sind laut Veranstalter ins Thoma-Haus gekommen. Ein Jahr müssen die Dachauer nun warten, bis das Festival in seine zehnte Runde geht und der Saal im Ludwig-Thoma-Haus unter dem Motto "Live is live" wieder zum Kochen gebracht wird.

© SZ vom 15.02.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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