Dachau:Dahoam

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Couplet AG beim Heimspiel in Dachau

Von Renate Zauscher, Dachau

Was ist Glück? Für die Couplet-AG besteht es ganz offensichtlich darin, die Konkurrenz auf der politischen Bühne und andere Selbstdarsteller in unserer Gesellschaft mit den Mitteln des Kabaretts so witzig wie erbarmungslos zu derblecken. Kein Zufall also, dass sich eben diese Gruppe der "Arterhaltung" des mehrstrophigen witzig-zweideutigen, politischen oder satirischen Lieds mit markantem Refrain verschrieben hat. Sie ist heute, 22 Jahre nach der Gründung, eine der gefragtesten Vertreter dieses Genres. Entsprechend ausverkauft war das Ludwig-Thoma-Haus

Zu Dachau hat die Couplet-AG seit jeher ein besonderes Verhältnis: Schließlich ist Bernhard Gruber, der so wie Jürgen Kirner von Anfang an mit dabei ist, als Lehrer am Taschner-Gymnasium bekannt. Und natürlich kam Kirner auch schon mit seinen ersten Sätzen auf Dachauer Verhältnisse zu sprechen: auf den "jungen, knackigen OB" Florian Hartmann und den Landrat mit "den Qualitäten eines begnadeten Alleinunterhalters": Auf einen so guten Aprilscherz wie den des Landrats Stefan Löwl (CSU) vor zwei Wochen müsse man "überhaupt erst einmal kommen". Er hatte das Landratsamt als ohnmächtig vor dem neuerlichen Andrang von Flüchtlingen beschrieben. Das fanden wenige lustig; nicht in der eigenen Verwaltung und auch nicht in den Asylhelferkreisen.

Ihre eigentlichen Feindbilder aber findet die Couplet-AG auf der Bühne der bayerischen Politik mit dem Landesvater "Hoppel-Hase". Dazu kommen werdende Mütter, die zum "foetalen Mathematikkurs" eilen, "Latte-Macchiato-Mütter", die "nur Schaum im Hirn haben", oder Ärzte, die lieber transplantieren als nur kurieren, weil das gutes Geld bringt.

Jürgen Kirner glänzt sichtlich glücklich als Russen-Mafiosi oder auch als Aiwanger. Bianca Bachmann ist mal jung und fesch, in anzüglichem Minirock und als potenzielle "Spielerfrau" ("Ich bin auch offen für Transfer"). Berni Filser an der Gitarre und Bernhard Gruber (Akkordeon und Harp) kündigen nach seelenvollen Alpenklängen an, wer wieder alles "dahoam" ist und damit glücklich sein muss: Der "Günni vom Wertstoffhof ("in dem Container, da bin i dahoam"). Auf jeden Fall der Herr Pfarrer, der mit seinem Lieblingsministranten gern "dahoam" ist. Oder, zum krönenden Abschluss, der Boandlkramer alias sein irdischer Stellvertreter, der Totengraber-Sepp: "In dera Grubn, da bin i dahoam". Gewaltiger Applaus.

© SZ vom 18.04.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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