Dachau:Brüche und Umbrüche

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Die Mühle in Weichs kann am Tag des Denkmals besichtigt werden. (Foto: Jørgensen)

Für den Tag des Denkmals sind Voranmeldungen dringend nötig

Wenn der Landkreis zu einem feierlichen Anlass bittet, ist ein Mann mit Bart ein extrem gern gesehener und auch präsentierter Gast: Josef W. Karl. Er ist Gründer und Alleineigentümer von Micro Nova in Vierkirchen, einem der herausragenden Unternehmen des Hightech-Bereichs im Landkreis Dachau. Wenn aber derselbe Mann als Bürger von Weichs Vorschläge unterbreitet, wie er die dortige historische Mühle, die sich in seinem Besitz befindet, sanieren und gleichzeitig Baurecht für zwei Wohneinheiten schaffen kann, fühlt er sich "als Bittsteller". Und zwar als ein vergeblicher.

Dieser bittere Unterton begleitete eine Veranstaltung am Dienstagmorgen, die Landrat Stefan Löwl (CSU) zunächst als eine angenehme Abwechselung im politischen Tagesgeschäft empfand. Er präsentierte gemeinsam mit Kreisheimatpflegerin Birgitta Unger-Richter das Programm für den internationalen Tag des offenen Denkmals am Sonntag, 13. September, der dieses Jahr bundesweit um das Thema Handwerk, Technik und Industrie kreist. Die Weichser Mühle passt sicher hinein. An Löwl gerichtet, sagte Karl: "Ich habe in den vergangenen 15 Jahren viele Auflagen, aber wenig Unterstützung erfahren." Und er führte aus, dass er in der Auseinandersetzung mit den Genehmigungsbehörden an die 100 000 Euro für Rechtsanwaltskosten ausgegeben habe. Er betonte auch, dass die Denkmalschützer ihn sogar unterstützt hätten: "Die Probleme lagen bei der Bauleitplanung." Also bei der Gemeinde.

Genaueres wollte Karl nicht sagen. Auf Nachfrage sagte er der SZ nur: "Sie hören, ich bin frustriert." Das Kraftwerk hat Josef W. Karl schon saniert. Aber weitere Vorstöße, um die Mühle komplett instand zu setzen, will er nicht mehr wagen. Deshalb bekommen die Besucher am Tag des Denkmals am Sonntag, 13. September, keine sauber restaurierte Mühle zu sehen, sondern eine im Umbruch und im Stillstand.

Für die Kreisheimatpflegerin war es dieses Jahr schwierig, geeignete Objekte für die Themenstellung zu finden. Die Industriegeschichte beschränkt sich auf die Große Kreisstadt Dachau. Die ehemalige MD-Papierfabrik ist aufgelassen, das gesamte Areal befindet sich im Umbruch. Die Gebäude der ehemaligen Pulverfabrik aus der Wende zum 20. Jahrhundert sind größtenteils zerstört. Die sogenannte Holländerhalle (nach einem Verfahren für die Herstellung von Pulver benannt) wäre zwar hoch interessant, weil es sich bei ihr um ein herausragendes Exemplar der Jugendstilarchitektur handelt, aber der Staat lässt sie verrotten. Sie befindet sich auf dem Gelände der Bereitschaftspolizei, das nicht betreten werden darf. Auf dem Gelände der Pulverfabrik war das Konzentrationslager errichtet worden.

Mangels Gebäude greift Kreisheimatpflegerin Unger-Richter auf Mühlen und Kirchen aller Art zurück. An ihnen lässt sich zumindest die Geschichte des Handwerks und früherer Könnerschaft ablesen. Wie in der Pfarrkirche Sankt Nikolaus in Haimhausen, wo der Dachstuhl saniert und in diesem Zustand begehbar ist. Diakon Bernhard Skrabal wird die Besucher begleiten und führen. Überhaupt hat Unger-Richter zahlreiche Denkmäler aufgenommen, die entweder restauriert werden müssen, wie die Kirche von Kollbach, oder sich in eben diesem Zustand befinden. Deswegen ist auch die Zahl der Besucher beschränkt, weshalb man sich jetzt schon dringend anmelden müsste. Anmeldungen beim Dachauer Forum: Telefon:08131/99 68 80.

© SZ vom 15.07.2015 / we - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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