Dachau:Bewegung in der Brache

Die Dachau Entwicklungsgesellschaft (DEG) stellt ein erstes Rahmenkonzept für die Bebauung des MD-Geländes vor. Grundlage ist der Siegerentwurf des Wettbewerbs aus dem Jahr 2007.

Walter Gierlich

- Die Dachau Entwicklungsgesellschaft (DEG) hat jetzt ein städtebauliches Rahmenkonzept für die Bebauung des Areals der ehemaligen MD-Papierfabrik vorgelegt. Es handelt sich dabei um den überarbeiteten Siegerentwurf des städtebaulichen Wettbewerbs des Architekturbüros Trojan, Trojan und Partner aus dem Jahr 2007. "Wir haben das Konzept nicht eins zu eins übernommen, aber eins zu 1,2", sagt der Dachauer Bauträger Herbert R. Ullmann, einer der DEG-Geschäftsführer. Die DEG ist ein Joint Venture von Ullmanns Firma "Ihr Eigenheimprofi" und der finnischen Myllykoski, der bis 2010 die MD-Papierfabrik gehört hatte. "Wir wollen nicht bloß eine Schlafstadt, aber wir brauchen eine gewisse Flexibilität bei der Nutzung", erklärt Ullmann. Ziel sei ein lebendiges Stadtquartier, das zu einer Aufwertung und Belebung der Dachauer Altstadt beitrage.

"Es ist positiv, dass jetzt Bewegung reinkommt", sagt Michael Simon, Bauamtsleiter der Stadt Dachau. "Wir sind jetzt einen erheblichen Schritt weiter, da jemand ernsthaft etwas vorantreibt." Simon zeigt sich zufrieden, dass das Trojan-Konzept "im Wesentlichen" eingehalten worden sei. Allerdings gebe es noch eine Menge offener Fragen, etwa zu einer kulturellen Nutzung oder zum Denkmalschutz erklärt er. Einige dieser Fragen werden wohl am 26. November gestellt werden, wenn sich der Bauausschuss des Stadtrats erstmals mit dem DEG-Entwurf befasst.

Ullmann betont, dass der Rahmenplan für das "Mühlbachviertel", wie das MD-Gelände in dem Entwurf genannt wird, in enger Abstimmung mit den Planungsbehörden der Stadt vom Büro Trojan entwickelt worden sei. Der bei der Stadt eingereichte Entwurf für die 16,2 Hektar große Industriebrache sei neben dem Gutachten zur Räumung des Areals und Beseitigung der Altlasten, das in einigen Wochen vorliegen soll, entscheidend für die Frage, ob eine Entwicklung des Geländes wirtschaftlich machbar sei, erklärt Ullmann. Sollte das gigantische Vorhaben realisierbar sein, wovon der Bauträger ausgeht, obwohl es für die Altlastenbeseitigung bisher nur grobe Schätzungen gibt, rechnet er mit einem Zeitraum von "zwölf plus X Jahren", bis alles fertig ist.

Die Aufteilung des Areals wird ebenso wie die Struktur und die Größe der einzelnen Teilbereiche nahezu identisch aus dem Siegerentwurf von 2007 übernommen, vom Mühlenforum am Übergang zur Altstadt über Amper- und Mühlbachquartier bis zur Bahnrandbebauung. Im neuen Konzept ist auch eine lockere Bebauung des Sportplatzgeländes an der Rosenstraße mit Einfamilien- und Doppelhäusern enthalten. Dafür ist das Gelände des ehemaligen Fischerheims nördlich der Erich-Ollenhauer-Straße ebenfalls wie ein Grundstück im Gleisdreieck zwischen S 2 und Linie A, das die Stadtwerke Dachau für eine Heizzentrale erworben haben, nicht mehr in der Planung enthalten. Daher ist die Gesamtfläche von mehr als 17 auf 16,2 Hektar geschrumpft. Davon sollen rund 7,5 Hektar als Frei- und Grünflächen unbebaut bleiben.

Einschließlich des Sportplatzgeländes ist im Entwurf eine Bruttogeschossfläche von 168 000 Quadratmeter vorgesehen. Das, was Ullmann als flexible Nutzung bezeichnet, zeigt sich bei den einzelnen Nutzungen. Die Wohnflächen könnten zwischen 100 000 und 140 000 Quadratmeter ausmachen, für Gewerbe, Büros und Dienstleistungen sind zwischen 10 000 und 40 000 Quadratmeter vorgesehen. Für ein Hotel, das im sogenannten Pentagon an der Konrad-Adenauer-Straße entstehen könnte, und Einzelhandel denkt Ullmann an Flächen zwischen 13 000 und 25 000 Hektar.

Herzstück des Quartiers ist das von Kalanderhalle und Papierhalle umrahmte Mühlenforum an der Ecke Ludwig-Thoma-/Konrad-Adenauer-Straße mit einer, für das Ullmann eine "multifunktionale Nutzung" vorschwebt. In der Kalanderhalle und unter dem sogenannten Pentagon sind Stellplätze geplant, die explizit auch der Öffentlichkeit zur Verfügung stehen sollen. Am Forum wird der Mühlbach, der im ganzen Gelände geöffnet und somit erlebbar werden soll, zu einer mehr als 4000 Quadratmeter großen Wasserfläche aufgestaut. Nördlich des Pentagons ist an der Freisinger Straße das sogenannte Kontorhaus vorgesehen, das mit acht Stockwerken einen städtebaulichen Akzent setzen soll. Entlang der Bahn, von den Wohnquartieren durch Grünzüge getrennt, soll ein Mischgebiet für Gewerbe, Büros oder Wohnungen entstehen. Momentan sei man in Verhandlungen mit einem Versicherungsunternehmen, das einen Großteil übernehmen würde. In den reinen Wohnquartieren beiderseits der Ostenstraße sind statt bis zu 70 Meter langer Häuserzeilen jetzt Solitäre und Stadtvillen mit drei bis fünf Geschossen geplant.

Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: