Dachau:Die Qualität des Trinkwassers ist sehr hoch - noch

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Die Reservoirs lokaler Versorger im Landkreis liegen in großer Tiefe und sind deshalb bislang frei von bedenklicher Nitratbelastung.

Von Petra Schafflik, Dachau

Weil die Nitratbelastung im Grundwasser steigt, verklagt die Europäische Union jetzt Deutschland vor dem Europäischen Gerichtshof. Allerdings sind hohe Nitratwerte im Wasser regional sehr unterschiedlich ausgeprägt. Im Landkreis gebe es mit Nitrat im Trinkwasser "gar kein Problem", betont Rainer Blank, der als Hygieneinspektor im Gesundheitsamt die Wasserqualität überwacht. "Wir haben eines der besten Trinkwasser Deutschlands." Dennoch plädieren Verantwortliche der örtlichen Wasserversorger dafür, das Thema aufmerksam zu verfolgen. "Mit Blick auf die Zukunft", wie Hans-Peter Unsinn, Geschäftsleiter der Alto-Gruppe betont. Weil das Wasser im Landkreis aus tiefen Bodenschichten kommt, könnte sich ein heute massiver Nitrateintrag aus der intensiven Düngung von Ackerflächen erst über die Jahre im Grundwasser bemerkbar machen. Genau deshalb begrüßt Roderich Zauscher, Kreisvorsitzender des Bundes Naturschutz (BN), die Klage der EU. "Dann passiert was im Sinne von sauberem Wasser, mehr Naturschutz und besseren Chancen für die bäuerliche Landwirtschaft."

Wer aktuell im Landkreis den Wasserhahn aufdreht, muss sich keine Sorgen machen: Die Nitratbelastung variiert je nach Wasserversorger, liegt aber immer im einstelligen Bereich und damit deutlich unter dem EU-Grenzwert von 50 Milligramm pro Liter. Weil Nitratgehalte bis 25 Milligramm je Liter noch als natürlich angesehen werden, sind anthropogene, also vom Menschen verursachte, Nitrat-Einträge derzeit "kein Problem", wie der technische Werkleiter der Dachauer Stadtwerke Gerald Nübel bestätigt. Wenn also das Dachauer Wasser einen Nitratwert von einem Milligramm pro Liter aufweist, in Röhrmoos vier Milligramm gemessen werden und Petershausen neun Milligramm Nitrat meldet, sind all diese Werte "geogen, also aus der Natur heraus bedingt", wie Experte Rainer Blank erklärt. Vor allem: Diese Werte sind allesamt unbedenklich.

Allerdings ist diese Situation allein der geografischen Lage des Landkreises geschuldet. Die Reservoirs, die von den Wasserversorgern angezapft werden, liegen in großer Tiefe. Bis dorthin sind Nitrate, die aus der Düngung der Landwirtschaft aber auch der Bodenversiegelung stammen, noch nicht vorgedrungen. Anders sieht es mit Böden, Flüssen und oberflächennahem Wasser aus. Tatsächlich ist das sogenannte Hausbrunnenwasser, das Bürger in ihren Gärten aus geringer Tiefe pumpen, "bereits mit Nitrat und Pflanzenschutzmitteln belastet", wie Rainer Blank bestätigt. Genau deshalb sind diese Vorkommen auch nicht als Trinkwasser zugelassen.

Bauernverband sieht keinen weiteren Handlungsbedarf

Das Nitratproblem könnte den Landkreis durchaus verzögert erreichen, sagt Roderich Zauscher. Wenn nämlich nitratbelastetes Wasser langsam über Jahre in die tieferen Schichten sickert. In Petershausen etwa ist der Nitratwert im Trinkwasser in den vergangenen Jahren bereits leicht angestiegen. Noch ist der Wert mit neun Milligramm pro Liter nicht besorgniserregend. "Unser Wasser ist immer noch besser als alles, was in Flaschen zu kaufen ist", betont Bürgermeister Marcel Fath (FW). "Aber wir wissen nicht, was in zehn oder 20 Jahren dort unten ankommt." Verantwortliche der Wasserversorger plädieren dafür, wachsam zu bleiben.

Konkret wird der BN-Vorsitzende Zauscher, der fordert, nur so viel Gülle oder Substrat aus Biogasanlagen auf den Feldern ausbringen, wie von den dort wachsenden Pflanzen auch verbraucht wird. "Alles eine Frage der Menge." Hier setzt die Novelle der Düngeverordnung an, die derzeit in Vorbereitung ist. Dieses Regelwerk mache "weitreichende Vorgaben zum Schutz von Wasser und Umwelt", betont Anton Kreitmeir, Kreisobmann des Bauernverbands und CSU-Landtagsabgeordneter. Diese Regulierung sei ausreichend, sagt er, weiteren Handlungsbedarf sieht der Bauernverband im Landkreis Dachau deshalb nicht.

© SZ vom 15.11.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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