Dachau:Anders wohnen

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Michael Schrodts extravagantes Haus ist Stadtgespräch

Von Benjamin Emonts, Dachau

Toaster? Goldener Wohnwagen? Oder doch eine Handtasche mit Henkeln? Ein neues Haus in der Dachauer Hermann-Stockmann-Straße erregte im Jahr 2016 großes Aufsehen. Im sozialen Netzwerk Facebook diskutierte die halbe Stadt, wonach das Haus aussieht und ob es nicht zu extravagant sei. Zeitungen und Fernsehen berichteten. Der 33-jährige Spenglermeister Michael Schrodt, der den "Toaster" im Obstgarten seiner Oma errichtet hat, rieb sich derweil die Hände. Sein kleiner Familienbetrieb in Markt Indersdorf wurde innerhalb weniger Wochen in ganz Bayern bekannt. "Das Haus war die teuerste Werbeanzeige meines Lebens", sagt Schrodt, der relativ schlicht in einer Zwei-Zimmer-Wohnung lebt. Der ganz große Trubel um sein Haus habe inzwischen nachgelassen. Anstatt mit Medienanfragen beschäftigt sich der 33-Jährige jetzt mit der Fertigstellung und der Vermietung der jeweils 80 Quadratmeter großen Doppelhaushälften. Interessenten gebe es einige, sagt Schrodt, der pro Quadratmeter 19 Euro Kaltmiete verlangt.

Extravaganz und Innovation haben ihren Preis. Sein futuristisch anmutendes Haus sticht von weitem schon ins Auge. Die Außenfassade und das Flachdach bestehen aus grauen und goldenen Metallen. "Die Materialien sind zu 80 Prozent recycelbar", verspricht Schrodt. Doch längst nicht jeder in der Stadt hielt es für eine gute Idee, das Gebäude zu genehmigen. Im Dachauer Bauausschuss wurde ein Vorbescheid zunächst abgelehnt, nachdem ein Stadtrat den Entwurf des Hauses als "goldenen Wohnwagen" bezeichnet hatte. "In einem schnuckeligen Wohngebiet so etwas einzubauen, das ist eine Provokation", sagte Stadtrat Gustav Haas damals. Schrodt kämpfte weiter für seinen Traum und wusste sich rechtlich auf der sicheren Seite. Nach Paragraf 34 des Baugesetzbuchs, der für das Grundstück gilt, ist nicht das Aussehen eines Baukörpers, sondern sein Volumen für eine Genehmigung ausschlaggebend. In einer zweiten Abstimmung wurde sein Haus genehmigt.

Seitdem polarisiert das Haus wie kein zweites in Dachau. Für die einen bleibt es ein Meisterwerk moderner Architektur, für die anderen ein Schandfleck. Michael Schrodt aber ist mit sich im Reinen. Seiner Firma habe die Publicity in den vergangenen Monaten schon so manchen Auftrag eingebracht. Nun steht sein Haus sogar kurz davor, in ein Verzeichnis der Bayerischen Filmförderung aufgenommen zu werden. "Die Anfrage steht bereits", sagt Schrodt. Gut möglich, dass sein Toaster demnächst Schauplatz für Filmproduktionen ist. "Vielleicht in einer Tatort-Szene", sagt Schrodt.

© SZ vom 29.12.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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