CSU-Lokalpolitik:Bedauern und Verständnis

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Hasselfeldts Kandidaturverzicht drückt die Stimmung unter den CSU-Lokalpolitikern

Der Verzicht von Gerda Hasselfeldt auf eine weitere Kandidatur für den Bundestag drückt innerhalb der CSU im Landkreis Dachau aufs Gemüt. Wolfgang Offenbeck, der CSU-Fraktionssprecher im Kreistag, bezeichnet sich selbst als "Hasselfeldt-Fan". "Für mich ist die Entscheidung schon überraschend", sagte er. "Ich habe kein Anzeichen in diese Richtung erkennen können." Er spricht von einem "großen Verlust". Denn die Bundestagsabgeordnete ist eine Politikerin "mit Gefühl für Basis", die gerade für den Landkreis viel erreicht habe.

Der Hebertshausener Bürgermeister Richard Reischl (CSU) hätte sich gerade wegen der Flüchtlingspolitik gewünscht, dass Gerda Hasselfeldt weiter gemacht hätte. "Ich habe nie verhehlt, dass ich eher auf der Seite von ihr und Bundeskanzlerin Angela Merkel stehe, als auf der von Söder und Seehofer." Reischl zeigt sich von Hasselfeldts "wahnsinnig guter Art" beeindruckt. "Sie ist besonnen. Solche Politiker haben wir in der CSU nur wenige."

Offenbeck und Reischl treffen die Stimmung in der CSU ziemlich gut. Da heißt es beispielsweise, "dass man trotz ihrer exponierten Stellung in Berlin einen guten Zugang zu ihr vor Ort hat". Der Ausbau der Linie A zur zweiten S-Bahn im Landkreis wird ihr als Verdienst hoch angerechnet. Gerda Hasselfeldt hatte die Deutsche Bahn erfolgreich massiv unter Druck gesetzt. Bei allem Bedauern wird gleichwohl "großes Verständnis" für die Entscheidung ausgedrückt. Der Karlsfelder Wolfgang Offenbeck sagt: "Ich kenne nur so am Rande ihren Terminkalender. Da bleibt doch keine Zeit für die Privatsphäre."In diese Lobeshymnen stimmen auch der CSU-Kreisvorsitzende Bernhard Seidenath und Landrat Stefan Löwl ein. Auch sie sprechen von einem "schweren Verlust."

Die ehemalige Kontrahentin im Wahlkreis, die frühere SPD-Bundestagsabgeordnete Uta Titze-Stecher, widerspricht. Sie war lange Jahre Kommunalpolitikerin in Karlsfeld für die SPD und lebt jetzt in Eichenau bei Fürstenfeldbruck. "Ich habe sie als Sprachrohr der CSU empfunden, da stand von Bewunderung nichts an", sagt sie. Um zu ergänzen: "Wir haben uns nicht besonders gut vertragen, weder politisch, noch persönlich." Entspannt hat sich das Verhältnis zwischen den beiden Politikerinnen erst nach dem Rückzug von Titze-Stecher aus dem Bundestag. Dann lernte sie die freundliche, diplomatische Seite von Hasselfeldt kennen, mit der sie es schaffte, die "störrische CSU-Landesgruppe zusammenzuhalten". Hasselfeldts Satz "Wer betrügt, der fliegt" im Zusammenhang mit Arbeitsmigranten aus Osteuropa kann Titze-Stecher der CSU-Politikerin immer noch nicht nachsehen.

© SZ vom 07.04.2016 / eis/we - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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