Bürgermeisterwahl:Geplatzte Träume

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Joseph Ndogmo hat sich Hoffnungen auf das Bürgermeisteramt in Erdweg gemacht - und eine herbe Niederlage erlitten

Von Benjamin Emonts, Erdweg

"Ich würde alles wieder genauso machen. Es war eine interessante und lehrreiche Zeit." Der gebürtige Kameruner Joseph Ndogmo blickt auf ein bewegtes Jahr 2017 zurück. Das mediale Interesse, als er im Sommer zum neuen Bürgermeister der Gemeinde Erdweg gewählt werden wollte, war enorm. Ndogmo kokettierte schließlich öffentlich mit seiner Herkunft und seiner Hautfarbe, indem er sagte: "Ich möchte der erste schwarze Bürgermeister in Bayern werden, der nicht bei der CSU ist." Die Bürger der 6000-Einwohner-Gemeinde forderte er auf, mit ihm Geschichte zu schreiben. Doch am Ende kam alles anders.

Inzwischen ist bei dem 50-Jährigen, der im Alter von 18 Jahren nach Deutschland gekommen ist, wieder der Alltag eingekehrt. Sein Traum, der erste schwarze Bürgermeister in der Geschichte Bayerns zu werden, ist geplatzt. Er fährt weiterhin jeden Tag als Akademischer Oberrat von der Ortschaft Welshofen nach München an die Technische Universität. "Es ist alles wieder beim Alten", sagt Ndogmo.

Ein wenig Ernüchterung klingt aus seinen Worten noch durch. Der Großberghofener Christian Blatt aus der örtlichen CSU hatte Ndogmo bei der Bürgermeisterwahl, die wegen des plötzlichen Todes von Bürgermeister Georg Osterauer erforderlich wurde, deutlich geschlagen im September. Blatt erhielt 62 Prozent der Wählerstimmen, Ndogmo 32,5 Prozent und Rolf Blaas (Freie Wähler) lediglich 5,4 Prozent.

Ndogmo hinterließ bei den Bürgern dennoch einen sehr positiven Eindruck mit seiner offenen und beherzten Art. Wenn schon nicht als ersten, so hätten ihn viele gerne als zweiten Bürgermeister gesehen. Bei der Wahl zum zweiten Bürgermeister wurde Ndogmo von seinen Kollegen im Gemeinderat allerdings bitter abgestraft. Er erhielt lediglich zwei von 17 Stimmen und erlitt eine herbe Niederlage. Nichtsdestotrotz wolle er auch bei der nächsten Kommunalwahl wieder für das Gremium kandidieren. "Bei dem Vertrauensvorschuss der Bürger muss man das machen", findet er.

Eine zweite, unplanmäßige Bürgermeisterwahl fand im März dieses Jahres in der Gemeinde Hilgertshausen-Tandern statt, nachdem Bürgermeister Hans Kornprobst (CSU) aus gesundheitlichen Gründen vorzeitig zurücktrat. Der 45-jährige Markus Hertlein, ein gebürtiger Schwabe, der vor 14 Jahren in eine tief im Ort verwurzelte Familie eingeheiratet hatte, machte mit 64,4 Prozent der Stimmen deutlich das Rennen gegen den einheimischen Schreinermeister Norbert Schneider mit 35,6 Prozent. Nach mehr als 200 Tagen im Amt hat der Bauingenieur und Projektmanager schon mehrfach seinen Rückhalt und seine Autorität im Gemeinderat unter Beweis gestellt. Einen Kompromissvorschlag zum Kinder- und Schulbetreuungskonzept, an dem die Gemeinde seit Jahren arbeitete, brachte er im Eiltempo durch. Hertlein gilt auch dank seiner beruflichen Erfahrung als Hoffnungsträger in der Gemeinde. Dem neuen Bürgermeister wird auch zugetraut, die rivalisierenden Hilgertshausener und Tanderner wieder näher zusammenzubringen.

© SZ vom 28.12.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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