Blutkonserven:Kostbarer Lebenssaft

Lesezeit: 2 min

Krebspatienten und Unfallopfer benötigen im Freistaat täglich 2000 Blutkonserven. Das Bayerische Rote Kreuz übernimmt nun in Dachau den Spendendienst. Bislang war eine Münchner Organisation dafür verantwortlich

Von Robert Stocker, Dachau

Ein bisschen blass um die Nase wirken sie schon. CSU-Landtagsabgeordneter und BRK-Kreisvorsitzender Bernhard Seidenath, Dachaus Oberbürgermeister Florian Hartmann (SPD) und Landrat Stefan Löwl (CSU) liegen im ersten Stock der BRK-Kreisgeschäftsstelle nebeneinander auf drei Bahren. Ärzte haben eine Kanüle an einen Arm gelegt. Jedem der drei Politiker wird ein halber Liter Blut abgezapft. "Alles bestens", sagt Seidenath. Auch Hartmann vermittelt einen fidelen Eindruck. "Ich bin ja fast schon Profi", sagt der Oberbürgermeister. Zum elften Mal spendet er jetzt schon Blut. Löwl tippt während der Blutentnahme auf seinem Handy. "Ich animiere Freunde und Bekannte, ebenfalls Blut zu spenden", sagt er.

Kurz zuvor haben sich alle drei einem Gesundheitscheck unterzogen. Die Mitarbeiter des BRK-Blutspendedienstes erfassen die Personalien, stellen Fragen zur gesundheitlichen Verfassung, wollen wissen, ob die Spender starke Medikamente einnehmen. Mit den Daten wird eine digitale Kartei gefüttert, alle Spender werden elektronisch registriert. Sie dürfen nicht jünger als 18 Jahre und nicht älter als 69 Jahre sein. Wenn der Arzt es erlaubt, können auch Menschen bis zu 73 Jahren noch Blut spenden. Dann werden die Spender untersucht, Blutdruck, Puls und Körpertemperatur gemessen. Anschließend folgt der Hämoglobintest, bei dem das Labor den Anteil des Blutfarbstoffes ermittelt. Wer zu wenig Hämoglobin im Blut hat, fällt als potenzieller Spender aus. Bei Menschen, die zum ersten Mal Blut spenden, wird im Schnelltest auch die Blutgruppe ermittelt. Nach einigen Wochen erhalten sie einen national gültigen Blutspendeausweis.

"Ohne die ehrenamtlichen Mitarbeiter wäre das nicht zu schaffen"

118 Menschen kamen zum ersten Blutspendetermin des BRK am Mittwoch in die Geschäftsstelle des Dachauer Kreisverbandes. Am Donnerstag folgte ein zweiter Termin. Die Spenden wurden bisher vom Blutspendedienst München organisiert, der die Landeshauptstadt und den gesamten S-Bahn-Bereich abdeckte. Träger waren die städtischen Kliniken, die diesen Dienst aber eingestellt haben. Jetzt ist dafür der Blutspendedienst des BRK zuständig, dessen Produktions- und Logistikzentrum im unterfränkischen Wiesentheid unweit der Nürnberger Autobahn sitzt. Der BRK-Dienst betreut Bayern jetzt flächendeckend. Inklusive München und S-Bahn-Bereich, zu dem auch der Landkreis Dachau gehört.

"Wir wollen jetzt von Dachau in die Fläche gehen", kündigt BRK-Kreisgeschäftsführer Paul Polyfka an. Vorstellbar seien auch Blutspendetermine in den BRK-Standorten Markt Indersdorf und Odelzhausen. Martina Kern, die in Wiesentheid stationiert ist, betreut den Landkreis Dachau in der Anlaufphase. "Ohne die ehrenamtlichen Mitarbeiter wäre das nicht zu schaffen", betont sie.

Täglich werden 2000 Blutkonserven benötigt

Im vergangenen Jahr wurden bayernweit 4400 Blutspendetermine organisiert. Nur knapp sieben Prozent der Menschen, die theoretisch dafür geeignet sind, spendeten den kostbaren Lebenssaft. Täglich werden 2000 Blutkonserven im Freistaat benötigt, für Kranke, Unfallopfer oder Operationen. Wie wichtig es ist, ausreichende Blutvorräte anzulegen, zeigte das Zugunglück von Bad Aibling am 9. Februar dieses Jahres. Der Großteil der Konserven wird für chronisch Kranke wie etwa Krebspatienten benötigt. "Derzeit ist der Bedarf gedeckt", sagt BRK-Kreisgeschäftsführer Paul Polyfka. Um ihn sicherzustellen, sammelt der BRK-Dienst jährlich mehr als 500 000 Blutspenden von etwa 250 000 Menschen in Bayern.

Besonders häufig werden Konserven mit der Blutgruppe Null benötigt. Wahrscheinlich haben auch viele Menschen diese Blutgruppe, die jetzt in Dachau an zwei Tagen Blut gespendet haben. Als kleines Dankeschön erhielten sie nach der Blutspende eine Brotzeit, Wurstsemmeln oder Leberkäs mit einer Brezn. Denn nach der Blutspende sollen sich die Menschen ausruhen, essen und auch ausgiebig trinken. Obendrauf erhielten sie in der BRK-Kreisgeschäftsstelle ein kleines Geschenk: Lebensmittel des regionalen Erzeugers "Dachauer Land" und Marmelade, die Mitarbeiter der Dachauer Tafel eingeweckt haben. Informationen bietet der BRK-Blutspendedienst unter der kostenlosen Hotline 0800 1194911 oder unter www.blutspendedienst.com/termine an.

© SZ vom 14.05.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: