Bergkirchen/Olching:Unfallträchtige Autobahnausfahrt

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Im Berufsverkehr bilden sich an der Einmündung der A 8 in die Bundesstraße 471 oft lange Staus. Nun soll die Gefahrenstelle beseitigt werden - seltene Tiere und Pflanzen müssen dem Umbau weichen

Von Gerhard Eisenkolb, Bergkirchen/Olching

An Werktagen befahren 45 000 Autofahrer die Autobahnzufahrt Fürstenfeldbruck/Dachau. Da das Kleeblatt dort unvollständig ist, bilden sich im abendlichen Berufsverkehr fast täglich von der B 471 lange Rückstaus an der Ausfahrt in Richtung Stuttgart. Der Verkehrsknoten der A 8 mit der B 471 ist deshalb zu einem unfallträchtigen Gefahrenpunkt geworden, weil der Rückstau immer wieder die rechte der drei Autobahnspuren blockiert. Nach jahrelangen Debatten ist nun eine Lösung dieses Verkehrsproblems in Sicht. Die Autobahndirektion Süd hat eine Planung für den Ausbau der Ausfahrt vorgelegt, mit der die Gefahrensituation beseitigt und auch der an den Einfahrten zur B 471 immer wieder stockende Verkehrsfluss beschleunigt werden soll.

Die eigentliche Bewährungsprobe steht dem Konzept allerdings erst noch bevor. Das ist das Planfeststellungsverfahren der Regierung von Oberbayern. Die Pläne können erst dann umgesetzt werden, wenn die betroffenen Kommunen, Naturschützer, Bürger und Träger öffentlicher Belange zustimmen. Zu diesem Zweck werden die Pläne von 16. September an im Bergkirchener Rathaus ausgelegt. Das Hauptproblem für die Autobahndirektion sind die Eingriffe in die nach europäischem Naturschutzrecht geschützten Amperauen. Die jetzt in Abstimmung mit der Unteren und Höheren Naturschutzbehörde gefundene Lösung sieht die Umsiedlung von Tieren und Pflanzen sowie die Schaffung von größeren Ersatzflächen in unmittelbarer Nachbarschaft an der Amper vor. Obwohl nur rund tausend Quadratmeter des Naturschutzgebietes verloren gehen sollen, zogen sich die Abstimmungen über Jahre hin. Die Schließung des Kleeblattes hätte in den Amperauen eine geschützte Fläche von 17 000 Quadratmetern vernichtet.

Sollte die Planung genehmigt werden, was die Straßenbauer hoffen, dann bedingen nicht die Bauarbeiten den größten Aufwand, sondern die Umsetzung der Naturschutzauflagen. Es muss vorher in der Nähe der Müllverbrennungsanlage ein wesentlich größeres Gelände mit einem neuen Auwald bepflanzt werden und es müssen zudem dort die gefährdeten Pflanzen und Tiere angesiedelt werden, deren Lebensraum verloren geht. Dabei handelt es sich unter anderem um die Schmale Windelschnecke und den Kriechenden Scheiberich. Betroffen sind aber auch Fledermausarten. Deshalb wird für die eigentlich relativ kleine Maßnahme, die Auffahrtsrampe zur Bundesstraße ist einschließlich der Spur der neuen Ausfahrt 865 Meter lang, mit einer Bauzeit von mindestens zwei Jahren gerechnet. Die Gesamtkosten werden mit rund 2,5 Millionen Euro angegeben.

Bis die Bauarbeiten beendet sind, wird der Verkehr auf der umgebauten Ausfahrt wieder erheblich zugenommen haben. In Spitzenzeiten werden dort schon jetzt in der Stunde 330 Fahrzeuge gezählt. Die Autobahndirektion rechnet bis zum Jahr 2025 mit einer Steigerung von mindestens acht Prozent. Nicht berücksichtigt sind neue Gewerbegebiete wie dasjenige, das in Olching an der B 471 entsteht, rund 50 Hektar groß ist und neuen Verkehr bringt.

Thomas Totzauer, Chef der für die Autobahnen in der Münchner Region zuständigen Verkehrspolizeiinspektion Fürstenfeldbruck, hält den derzeitigen Zustand aus zwei Gründen für unhaltbar. Laut Totzauer kommt es im abendlichen Berufsverkehr immer wieder zu brenzligen Situationen, weil der Standstreifen oft schon 500 bis 600 Meter vor der Ausfahrt befahren wird, was nicht zulässig ist. Andere Autofahrer bleiben auf dem Fahrstreifen, ziehen an den Abbiegern vorbei, um sich dann in die Kolonne einzuordnen. Finden sie keine Lücke, um sich einzufädeln, bremsen solche Autofahrer immer ganz ab. Stehende Fahrzeuge auf einer Fahrspur einer Autobahn, deren Fahrer versuchen, sich in eine Kolonne reinzudrängeln, sind sowohl für Totzauer als auch für die Autobahndirektion ein unhaltbarer Zustand.

Das bestätigt auch Olchings Bürgermeister Andreas Magg (SPD), der sich erinnert, in seiner Zeit als aktiver Feuerwehrmann dort nach einem tödlichen und einer Reihe schwerer Verkehrsunfälle bei den Bergungsarbeiten mitgeholfen zu haben. Für Magg ist der Umbau die Voraussetzung für eine Lösung weiterer Verkehrsprobleme wie der Anbindung der Müllverbrennungsanlage Geiselbullach an die B 471. Er geht deshalb davon aus, dass der Stadtrat das Konzept billigen wird.

© SZ vom 09.08.2014 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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