Bergkirchen:Mit Köpfchen

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In der Theater-AG haben die Mittelschüler gemeinsam mit Jugendlichen aus der Förderschule in Schönbrunn ein Bühnenstück entwickelt. (Foto: privat)

Kulturelle Bildung wird in der offenen Ganztagsschule Bergkirchen groß geschrieben. Ob Autorenwettbewerb, Geschichtswerkstatt, inklusives Theater oder Hörspiel - die Jugendlichen entwickeln selbstständig Ideen

Von Petra Schafflik, Bergkirchen

Anna schreibt gerne Geschichten. In Worte zu fassen, was ihr so durch den Kopf geht, sich auszudenken, was passieren könnte - "Texte machen mir einfach Spaß", sagt die 14-Jährige. Weil sie mal sehen wollte, ob andere Mädchen und Jungen aus ihrer Mittelschule Bergkirchen vielleicht auch gerne schreiben, kam ihr die Idee für einen Autorenwettbewerb. Ein Vorschlag, mit dem sie bei Katrin Siegl offene Türen einrannte. Siegl leitet in Bergkirchen die offene Ganztagsschule (OGS), kulturelle Bildung ist ihr eine Herzensangelegenheit. Schüler könnten dabei Schlüsselqualifikationen erwerben, abseits vom Schulunterricht. "Ohne Notendruck, allein durch praktisches Tun", sagt Siegl. Der Autorenwettbewerb, den Anna schließlich gemeinsam mit Freundin Maria eigenverantwortlich durchgezogen hat, ist nur ein Beispiel. Auch eine Geschichtswerkstatt, ein inklusives Theaterprojekt, ein Kurzhörspiel und eine Kunstwerkstatt gab es in diesem Schuljahr.

Kreativität und Eigenverantwortung werden ernst genommen in der OGS Bergkirchen, die 45 Mittelschüler nachmittags besuchen. "Wir möchten den Schülern nichts vorgeben oder aufsetzen", erklärt Katrin Siegl den pädagogischen Ansatz. Vielmehr sollen Ideen und Anregungen der Mädchen und Jungen aufgenommen werden. Wer einen Vorschlag macht, bekommt Unterstützung bei der praktischen Umsetzung. So wie Anna, die schließlich mit Freundin Maria den Autorenwettbewerb sehr professionell organisierte. Von Flyern und Plakaten über Wettbewerbsregeln, die Einsendefrist, eine Jury und die Preisverleihung haben die beiden Schülerinnen an alles gedacht.

Nicht alle Projekte der OGS kommen von Schülern. "Natürlich geben wir auch Impulse", so Siegl. Wie mit dem inklusiven Theaterprojekt, bei dem Schüler der Bergkirchener Mittelschule und der Johannes-Neuhäusler-Förderschule Schönbrunn gemeinsam ein Theaterstück entwickelt haben. Und damit bei den oberbayerischen Schultheatertagen einen großen Erfolg feierten. Wer beim Abschlusstreffen der siebenköpfigen Theatertruppe zuhört, merkt schnell, dass die gelungene Aufführung vielleicht gar nicht das wichtigste Resultat dieser AG ist. Vielmehr hat die gemeinsame künstlerische Arbeit den Schülern mit und ohne Handicap wichtige Erfahrungen ermöglicht. Berührungsängste wurden abgebaut, Selbstvertrauen gestärkt, neue Fähigkeiten entdeckt. Anfangs, erzählt eine Schülerin der Bergkirchener Schule, habe sie sich gar nicht getraut, die behinderten Schüler mit einem selbstverständlichen "Hallo" zu begrüßen. "Jetzt sind wir ein tolles Team, hoffentlich gibt es nächstes Jahr wieder die Theater-AG."

Aufsehen hat auch das Kunstprojekt erregt, bei dem sich Schüler mit Pinsel und Farbe und der Ortsgeschichte auseinandergesetzt haben. Mit so überzeugenden Ergebnissen, dass die Bergkirchener es bis ins Finale eines Bundeswettbewerbs geschafft haben. Zum Dorfjubiläum hat die OGS ein Theaterstück geschrieben und aufgeführt, in einem Geschichtsprojekt erforschen Schüler die spannende Vergangenheit ihres Dorfs. Die Geschichte von Bergkirchen akustisch erlebbar macht ein dreiminütiges Kurzhörspiel, das szenisch die Geschehnisse rund um den Gerichtstag 814 nachzeichnet, der Anlass für die erste urkundliche Erwähnung des Ortes war. Diese "Hörpfade" sind ein Projekt des Bayerischen Rundfunks gemeinsam mit den Volkshochschulen.

Vielfalt, Kreativität, Kooperation mit außerschulischen Partnern - das sind Stichworte des kulturellen Angebots in der OGS Bergkirchen. Pläne für das kommende Schuljahr gibt es bereits. Anna will den Autorenwettbewerb wiederholen und denkt über einen Foto-Contest nach. Die Mädchen und Jungen der Theater-AG wollen wieder ein eigenes Stück aufführen. Ein Engagement der Schüler, über das sich auch Schulleiter Albert Sikora freut. "Kulturelle Bildung ist direkt unser Steckenpferd geworden", sagt er.

© SZ vom 29.07.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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