Bruggerhof in Bergkirchen:Letzter Schliff

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Alles unter einem Dach: In den neuen Bruggerhof in Bergkirchen ziehen Ärzte, Bücherei, Volkshochschule und Seniorenbüro. Und das ist noch nicht alles.

Von Petra Schafflik, Bergkirchen

Noch versperren Gerüste den Eingang, liegen an den Decken Kabel und Abluftrohre offen, fehlen Bodenbeläge, Handläufe und Zimmertüren. Doch die letzten Arbeiten am Bruggerhof, dem derzeit größten Bauprojekt der Gemeinde, gehen jetzt zügig voran, betont Architekt Michael Hampf bei einer Baustellen-Besichtigung mit Bürgermeister Simon Landmann (CSU) und allen künftigen Nutzern. Bereits im Juni wird im 2,5 Millionen Euro teuren Neubau termingerecht als Erstes die Arztpraxis eröffnen, danach sukzessive Volkshochschule (VHS), Bücherei und ein neues Seniorenbüro der Gemeinde einziehen. Dringend benötigt werden auch die acht kleinen Zwei-Zimmer-Wohnungen in den beiden oberen Etagen, die für Kita-Mitarbeiterinnen bereitgestellt werden.

Stolz präsentieren Michael Hampf (v. li.), Simon Landmann, Günter Lutter und Siegfried Ketterl den neuen Bruggerhof. (Foto: Niels P. Joergensen)

Kernstück des "Sozialen Bürgerhauses" ist die Arztpraxis, die nicht neu eröffnet, sondern in die Hausärztin Sonja Prest-Meyer vom Leitenweg umzieht. Personell verstärken wird die Praxis in den neuen Räumen die in Günding lebende Ärztin Sabine Klaus, die bisher in Markt Indersdorf niedergelassen war. "Wir werden dann auch deutlich längere Öffnungszeiten als bisher anbieten", sagt Klaus. Die Bergkirchener Praxis gehört zu einem Netz von demnächst fünf Hausarztpraxen in Dachau, Bergkirchen und künftig noch Schwabhausen, das die Dachauer Ärzte Roland Colberg, Stephan Herf und Christian Westerkamp initiiert haben. Alle fünf Praxen arbeiten selbständig, kooperieren aber für eine optimale Patientenversorgung in der rechtlichen Form einer überregionalen Gemeinschaftspraxis. Ziel ist, die hausärztliche Versorgung auch in ländlichen Gemeinden wie Bergkirchen zu sichern. "Wir sind alle Hausärzte", sagt Mediziner Stephan Herf beim Baustellen-Rundgang. Das persönliche Vertrauensverhältnis von Arzt und Patient in einer zuverlässigen Eins-zu-eins-Beziehung stehe an jedem der Standorte im Mittelpunkt. Genau diese individuelle Betreuung durch "ihren" Arzt wünschten sich auch die Patienten. "Und wir machen selbstverständlich Hausbesuche", ergänzt Christian Westerkamp. Ein Aspekt, der in der Flächengemeinde Bergkirchen mit ihren 24 Ortsteilen auch für ältere Patienten wichtig sein könnte. Die neue Praxis ist, wie alle öffentlichen Räume im Neubau, behindertengerecht und barrierefrei zugänglich, profitiert von der zentralen Lage neben Bushaltestelle und Apotheke.

Fast fertig: Bereits Im Juni soll die Arztpraxis eröffnet werden. Dann ziehen auch Bücherei, Volkshochschule, Senioren und Erzieher ein. (Foto: Niels P. Joergensen)

Schon beim Rundgang der künftigen Nutzer zeigt sich, dass das Konzept eines "Sozialen Bürgerhauses" mit verschiedenen Diensten unter einem Dach offenbar aufgeht. Als die Ärzte ihr Konzept vorstellen für die Hausarztpraxis, in der Prävention ernst genommen wird, "vor allem auch Ernährung und Bewegung", wie Stephan Herf betont, finden die anderen "Mit-Bewohner" des Gebäudes sofort Anknüpfungspunkte. Ernährungsberatung oder Bewegungsangebote, wie sie die Ärzte planen, kann sich Volkshochschulleiterin Simone Kastl-Frisch gut in Zusammenarbeit mit den Medizinern vorstellen. Gemeinsam mit am Strang von Bildung und Aktivierung ziehen wollen auch Büchereileiterin Inge Bortenschlager und Seniorenbeauftragter Reinhold Heiß, der besonders die 1200 Bergkirchener erreichen will, die das 65. Lebensjahr schon überschritten haben. Diese älteren Semester sollen nicht nur mit gesundheitlichen Angeboten fit bleiben, findet Heiß, sondern ruhig auch intellektuell gefordert werden. Und zum Beispiel den Umgang mit Tablet-PC und Smartphone erlernen, "damit sie mit ihren Enkeln kommunizieren können." Für alle Kurse, Schulungen und Vorträge wird ein zentraler, heller Seminarraum eingerichtet, der flexibel nutzbar sein.

Im Erdgeschoss wird auch die neue VHS-Geschäftsstelle eröffnen, die vom Rathaus hierher umzieht. Neu entsteht im Bruggerhof ein Seniorenbüro, das Reinhold Heiß enorm begrüßt. Die Belange der Senioren erhielten durch eine eigene Anlaufstelle mehr Gewicht, "das Thema wird aufgewertet", lobt Heiß. Zunächst wenig begeistert vom künftigen Domizil "ihrer" Bücherei war dagegen Inge Bortenschlager, wie sie unumwunden einräumt. Auch wenn es Souterrain heißt, "ich war entsetzt, dass wir in den Keller sollen". Inzwischen ist Bortenschlager versöhnt, hochliegende Fenster und ein spezielles Lichtkonzept werden den großzügigen Raum im Untergeschoss gut beleuchten. "Dafür haben wir nun viel mehr Platz, können Bücher ansprechend präsentieren." Jetzt muss Architekt Michael Hampf die Baufirmen nur noch zu zügigem Tempo motivieren, damit alle Einrichtungen bald in den Neubau einziehen können.

© SZ vom 15.04.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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