Bergkirchen:Dem Nachwuchs eine Bühne geben

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Ddie Mitglieder vom Church's Hill e.V. (Foto: oh)

Im Verein Church's Hill ist keiner älter als 26. Die jungen Leute organisieren in Bergkirchen jährlich ein Open-Air-Festival mit Newcomer-Bands

Von Tobias Roeske, Bergkirchen

Der Jugendkulturverein "Church's Hill e.V." aus Bergkirchen setzt sich seit mehreren Jahren ehrenamtlich für die Jugendkulturförderung im Landkreis Dachau ein. Seit dem Jahr 2014 organisiert er das alljährlich stattfindende Open Air Festival "Church's Hill" und bietet diverse Workshops für angehende Musiker und Veranstalter an. Ebenso engagiert er sich im Bereich der Integrationsarbeit für Flüchtlinge. Der vielseitige Einsatz der jungen Mitglieder des Vereins wird nun mit der Nominierung für den Tassilo-Kulturpreis gewürdigt.

"Im Grunde genommen hat alles damit angefangen, dass drei Bands aus Bergkirchen eine Bühne für ein Festival gesucht haben", erklärt Korbinian Königseder, Vorsitzender des Jugendkulturvereins. Im Jahr 2013 schlossen sich die Mitglieder der drei Bands mit dem Jugendrat aus Bergkirchen zusammen und organisierten zum ersten mal das Open-Air-Festival "Church's Hill" am Eisolzrieder See in Bergkirchen. Mit dem britischen Premier Winston Churchill hat der Name des Vereins nichts zu tun: "Es ist praktisch die englische Übersetzung von Bergkirchen", sagt Königseder und lacht. Um den Erfolg des Festivals fortführen zu können, gründeten sowohl junge Musiker aus Bergkirchen als auch ehrenamtliche Mitglieder des Jugendrats die Planungsgruppe Church's Hill und übernahmen von da an die Organisation des Festivals. "Um dieser Gruppe auch eine rechtliche Grundlage zu geben, entschlossen wir uns, einen eingetragenen Verein zu gründen", erklärt Königseder. So entstand im Jahr 2014 der Church's Hill Jugendkultur e.V.

Zum letzten Festival im Juni 2015 luden sie fünf bayerische Newcomer-Bands ein. Mit den Gruppen The Backwaters aus der Oberpfalz, der Münchner Gruppe State Zero, mit Running Choke und The Sexattacks und schließlich Vait, die sich bereits deutschlandweit einen Namen gemacht haben, waren von Pop über Rock bis zum Punk sämtliche Genres vertreten. Etwa hundert Bands hatten sich auf eine Ausschreibung des Vereins hin um einen Platz im Line-up beworben. "Aus der Vorauswahl unseres Bandbetreuers haben wir dann die Bands ausgewählt, die uns am besten gefielen", sagt Königseder.

Neben der Organisation des Open-Air-Festivals, das jedes Jahr im Sommer stattfindet, bieten die 16- bis 25-jährigen Mitglieder des Vereins auch diverse Musik-Workshops an. Bereits zum dritten Mal veranstalteten sie in Kooperation mit der Veranstaltungsreihe des Bezirks Oberbayern P.Obb-Labor einen Workshop für junge Musiker und auch für Veranstalter. "Wir haben es uns als Ziel gesetzt, Musiker und Veranstalter zusammenzubringen. So können neue und interessante Projekte entstehen und die Bands werden gefördert", sagt Königseder.

Ein großes Augenmerk legen die Mitglieder auf die Integrationsarbeit mit Flüchtlingen. Bei ihrem letzten Workshop im April diesen Jahres luden sie acht Flüchtlinge aus der Traglufthalle im Bergkirchner Gewerbegebiet Gada in das Bruggerhaus - dem kulturellen Zentrum von Bergkirchen - ein, um mit ihnen einen eigenen Song zu schreiben. Den nahmen sie mit Singer-Songwriter Mathew James White anschließend auf. Das Projekt war ein großer Erfolg. "Deswegen haben wir uns dazu entschlossen, eine Band für Flüchtlinge zu gründen." Sie beteiligen sich zusätzlich bei der "Partnerschaft für Demokratie im Landkreis". Dabei handelt es sich um ein Projekt des vom Bundesfamilienministeriums aufgelegten Programms "Demokratie leben!", das sich aktiv gegen Rechtsextremismus, Gewalt und Menschenfeindlichkeit wendet. "Dieses Projekt vertritt unsere Einstellung gegen Rassismus und wir denken, dass wir mit Musik und Integrationsarbeit unseren Beitrag zur Aufklärung der Bevölkerung leisten können", sagt Königseder.

Einmal im Monat veranstaltet der Verein eine Jam Session unter dem Titel "Open Stage", bei der Musiker aus dem Landkreis Dachau und auch Flüchtlinge aus der Traglufthalle im Gada und der Asylbewerberunterkunft in Gröbenried zusammen musizieren. Korbinian Königseder freut sich über die Nominierung. Auch wenn er nicht damit gerechnet hat: "Es ist schön zu hören, das unsere viele Arbeit bemerkt wird."

Der Tassilo-Kulturpreis wird alle zwei Jahre und in diesem Jahr zum neunten Mal vergeben. Mit ihm sollen die Musiker und Kulturprojekte der Landkreise gefördert werden. Der Jury gehören unter anderen Künstler und frühere Preisträger an. Wie immer werden drei Hauptpreise (je 2000 Euro), sechs weitere Preise (je 500 Euro) und ein Ehrenpreis für ein Lebenswerk (1000 Euro) vergeben. Neu in diesem Jahr ist der Sozialpreis (1000 Euro) der vom SZ-Adventskalender für gute Werke, das Hilfswerk der Süddeutschen Zeitung, vergeben wird.

© SZ vom 25.05.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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