Begleitung auch auf dem Nachhauseweg:In geschützter Atmosphäre

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Zwei junge Frauen im Dirndl: Auch auf dem Erdinger Herbstfest sollen sich die Besucherinnen sicher fühlen. (Foto: Johannes Simon)

Die Arbeiterwohlfahrt betreut Mädchen und Frauen, die Opfer von sexueller Gewalt auf dem Dachauer Volksfest werden.

Von Thomas Altvater, Dachau

Die Sicherheit ist auch in diesem Jahr eines der wichtigen Themen, die im Zusammenhang mit dem Dachauer Volksfest eine Rolle spielen. Denn die Besucher sollen Teil eines friedlichen und sicheren Fests sein. Ein Ziel, das sich auch die Dachauer Arbeiterwohlfahrt (Awo) und das Frauenhaus der Organisation mit ihrer Aktion "Sicheres Dachauer Volksfest" gesetzt haben. Zum mittlerweile zweiten Mal bietet das Frauenhaus Hilfe von Frauen für Mädchen und Frauen an, die Opfer sexueller Gewalt auf dem Volksfest werden. Frauen, die sich nur beschränkt selbst schützen können oder ihre Gruppe verloren haben, können sich ebenfalls an die Helferinnen wenden.

Die Anregung und die Idee des Konzepts des "Sicheren Dachauer Volksfests" stammen von der "Sicheren Wiesn". Trägerinnen der Aktion "Sichere Wiesn" sind die Vereine Amyna, Imma und der Frauennotruf München. Die Resonanz sei sehr positiv, berichtet Wiebke Kappaun, Geschäftsführerin der Dachauer Arbeiterwohlfahrt. Viele Eltern seien beruhigt, dass ihre Mädchen zur Not betreut werden können, sagt Wiebke Kappaun. Zwei Fälle gab es im vorigen Jahr. Und viele neugierige Mädchen, die einfach nur nachschauen wollten, wo sie im Fall der Fälle betreut werden können. Das Awo-Frauenhaus hat, wie schon im letzten Jahr, einen Raum im ersten Stock im Haus der Erwachsenenbildung eingerichtet, über der Polizei und neben dem Festgelände. Betroffene Mädchen und Frauen finden dort in geschützter Atmosphäre die Möglichkeit, über die Vorfälle zu reden, sich so zu stabilisieren, auch im Rahmen einer Krisenintervention.

Auch die Besucher sind in der Pflicht

An beiden Festwochenenden, vom 11. bis zum 14. und vom 18. bis zum 20. August, jeweils von 19 bis 0.30 Uhr, sind Helferinnen vor Ort, zwei an jedem Abend. "Unser Team besteht aus vielen geschulten Ehrenamtlichen und ausgewiesenen Fachfrauen", sagt Wiebke Kappaun. Während des gesamten Volksfests sind zwölf Mitarbeiterinnen im Einsatz, davon sechs Ehrenamtliche. Finanziert wird das Projekt allein durch Spenden, eine staatliche Hilfe gibt es nicht. "Immer in der Gruppe bleiben", "das Handy immer dabei haben", "nicht zu viel trinken" und "klare Signale senden" sind für Wiebke Kappaun die wichtigsten Regeln für die Mädchen und Frauen auf dem Volksfest.

Aber auch die Festbesucher nimmt sie in die Pflicht. "Es ist wichtig, dass wirklich jeder schaut und Zivilcourage zeigt." Will heißen, dass man die Gewalt erkennen, benennen und dann Unterstützung anbieten sollte. Den Vorwurf, die Mädchen würden durch ihre Kleidungswahl potenzielle Täter motivieren, kann Wiebke Kappaun nicht nachvollziehen. "Wir leben ja in einem freien und offenen Land, und nur ein Ja ist auch ein Ja." In den vergangenen Jahren hat sie nicht mehr sexuelle Übergriffe als in den Jahren davor registriert. "Aber es wird mehr darüber geredet." Das Projekt "Sicheres Dachauer Volksfest" soll sexuelle Gewalt in der Öffentlichkeit thematisieren. So könnte das Projekt auch eine präventive Wirkung haben. "Vielleicht erkennen so einige, dass das nicht in Ordnung ist und man etwas dagegen machen kann", sagt Wiebke Kappaun. Der Dachauer Oberbürgermeister Florian Hartmann (SPD) hat auch dieses Jahr wieder die Schirmherrschaft für das Projekt übernommen.

Das AWO Frauenhaus kann täglich unter 08131/514726 erreicht werden.

© SZ vom 12.08.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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