Bauen:Grundstücke für Einheimische

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In Unterweilbach bietet die Gemeinde Flächen für Einheimische an. Die Nachfrage ist aber weit größer. (Foto: Niels P. Jørgensen)

In Hebertshausen besteht großes Interesse an günstigem Bauland. Jetzt möchte Bürgermeister Richard Reischl das Angebot erweitern und Vergaberichtlinien überarbeiten

Von Petra Schafflik, Hebertshausen

Überall in der Region steigen die Wohnkosten rasant. Die Folge: Auch Familien mit ordentlichem Einkommen schaffen es kaum mehr, sich eine Wohnung zu kaufen oder gar ein eigenes Haus zu bauen. In Hebertshausen will die Gemeinde jetzt ihren Bürgern unter die Arme greifen und umfangreiche Einheimischen-Modelle auflegen. Wie groß das Interesse ist, hat eine aktuelle Umfrage gezeigt: 360 Hebertshausener würden gerne ein kostengünstiges Grundstück erwerben, einige auch gerne in eine vergünstigte Eigentumswohnung ziehen. Mit der bisherigen Strategie, in jedem Neubaugebiet einige wenige Grundstücke im Einheimischen-Modell anzubieten, wird die Gemeinde der enormen Nachfrage nicht gerecht, sagte Bürgermeister Richard Reischl (CSU) im Gemeinderat. Um das Angebot zu vergrößern "werden wir deshalb möglichst ganze Baugebiete komplett im Einheimischen-Modell ausweisen."

Kurz vor Weihnachten haben 1850 Hebertshausener im Alter zwischen 18 bis 50 Jahren Post aus dem Rathaus erhalten. Die Gemeinde fragte mit einer kurzen Checkliste nach dem Interesse für ein Einheimischen-Modell. Dabei hat sich gezeigt, dass jeder fünfte der Angeschriebenen vergünstigtes Wohneigentum erwerben möchte. 118 Bürger wollen bald, möglichst in zwei bis drei Jahren einziehen. Gefragt sind dabei nicht zu große Grundstücke zwischen 300 und 500 Quadratmetern, der Preis sollte nicht höher als 400 bis 450 Euro pro Quadratmeter liegen. Zum Vergleich: Beim aktuellen Einheimischen-Modell werden Flächen in Unterweilbach für 350 Euro angeboten. Wo in der Gemeinde so ein Traumgrundstück liegt, wäre den Interessenten nicht so wichtig. Egal ob Hebertshausen, Deutenhofen, Ampermoching oder auch Prittlbach - alles ist begehrt.

Weil die Nachfrage also groß ist, will Rathauschef Reischl das Angebot entsprechend erweitern. Bisher hat die Gemeinde bei neuen Baugebieten 40 Prozent der Fläche zum günstigen Ackerland-Preis angekauft, um dieses Land dann vergünstigt an Einheimische abzugeben. Die übrigen Baugrundstücke konnte der Eigentümer frei zum Marktpreis veräußern. Künftig könnte sich die Gemeinde nur mehr als Mittler, nicht mehr als Akteur betätigen. Dabei würde Baurecht geschaffen, der private Eigentümer dürfte alle Grundstücke dann aber nur zum Einheimischen-Tarif deutlich unter dem Marktpreis verkaufen. Kaufen dürften nur Bürger, die auf der Vorschlagsliste der Gemeinde notiert sind. "Zwei oder drei Bauplätze kämen gar nicht in den Verkauf, sondern könnten in der Familie des Grundeigentümers bleiben." Ein Modell, das auf den ersten Blick unattraktiv zu sein scheint für Grundeigentümer, denen damit ein Verkaufspreis unter Marktniveau vorgeschrieben wird. Allerdings muss der Landbesitzer auch nicht mehr Teilflächen zum Ackerland-Preis an die Gemeinde abgeben. "Eigentümer kommen am Ende oft sogar besser davon", sagt der Rathauschef. Und tatsächlich interessierten sich bereits in allen Ortsteilen Grundbesitzer genau für dieses Modell. Deshalb will der Gemeinderat das Thema nun angehen. Bevor erste Grundstücke vergeben werden, will man auch die Vergaberichtlinien noch einmal anpassen.

© SZ vom 27.02.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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