Ausstellung, Kabarett und Musik:Lebendiges Miteinander

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Ein Mädchen, geschmückt in den polnischen Nationalfarben, an der Dachauer KZ-Gedenkstätte. (Foto: Niels P. Jørgensen)

Auf Betreiben des Landkreises finden in Dachau erstmals die Deutsch-Polnischen Kulturtage statt

Von Felix Wendler, Dachau

Erstmals finden im Landkreis Deutsch-Polnische Kulturtage statt. Auf dem Programmplan stehen neben einer Ausstellung zur gemeinsamen Vergangenheit auch ein musikalisches Highlight sowie deutsch-polnisches Kabarett. Der erste der drei Kulturtage startet am Donnerstag, 23. November, mit der Ausstellung "Die andere Seite der Welt" in der Kulturschranne. Zur Verfügung gestellt wird die lang etablierte Ausstellung von der Internationalen Jugendbegegnungsstätte (IJBS) in Oświęcim. Leszek Szuster, Ausstellungskurator und Direktor der IJBS, ist im Rahmen der Kulturtage in Dachau zu Gast. Ebenfalls am Donnerstag zeigt die Kulturschranne den Kinofilm "Am Ende kommen die Touristen". Die verhandelten Themen Vergangenheitsbewältigung, Gedenkstättentourismus und das deutsch-polnische Verhältnis, werden im Anschluss bei einer Podiumsdiskussion aufgegriffen.

Der Freitag, 24. November, steht ganz im Zeichen der Musik. Mit dem polnischen Jazz Trio um die mittlerweile europaweit bekannte junge Künstlerin Kinga Głyk konnte der Kooperationspartner Jazz e.V. für die Kulturtage einen prominenten Act gewinnen. Der Jazz e.V. selbst besitze eine lange Tradition in der Zusammenarbeit mit polnischen Künstlern, erklärt der zweite Vorsitzende, Volker Widmann. "Bereits bei unserem Eröffnungskonzert 2001 ist eine polnische Band aufgetreten. So haben sich die Kontakte dann auch erhalten." Auch der zweite Kooperationspartner der Deutsch-Polnischen Kulturtage pflegt eine besondere Beziehung zu Polen. Die Künstlervereinigung Dachau (KVD) betreibt bereits seit fast dreißig Jahren einen Austausch mit Künstlern aus der Stadt Oświęcim. Dementsprechend stelle die KVD ihre Galerie in der Schranne gerne für die deutsch-polnischen Kulturtage zur Verfügung, sagt Vorstandsmitglied Florian Marschall. Den Abschluss der Kulturtage bildet ein Auftritt des Kabarettisten Steffen Möller. Mit seiner Tour "Auf nach Polen" macht er am Samstagabend, 25. November, im Ludwig-Thoma-Haus Station. Möller, der für seine Verdienste um das deutsch-polnische Verhältnis mit dem Bundesverdienstkreuz ausgezeichnet wurde, berichtet auf humorvolle Weise über kulturelle Unterschiede und Gemeinsamkeiten von Deutschen und Polen.

Bei der Vorstellung des Programms verwies Landrat Stefan Löwl (CSU) auf die engen Beziehungen zwischen Deutschland und Polen. Die Polonia ist mit knapp 3000 Mitgliedern die drittgrößte ausländische Gemeinschaft im Landkreis Dachau. Deutsch-polnische Beziehungen finden also auch im Dachauer Alltagsleben statt und gehen über das gemeinsame Gedenken hinaus, das die KZ-Gedenkstätten Dachau und Auschwitz verbindet.

Dennoch ist der 2015 geschlossene Partnerschaftsvertrag zwischen den Landkreisen Dachau und Oświęcim im großen Maße für die Entstehung der Deutsch-Polnischen Kulturtage verantwortlich. In den letzten beiden Jahren haben sich die Beziehungen intensiviert. Polnische Delegierte waren zu Besuch auf dem Dachauer Volksfest und stellten im Dachauer Kreistag das "Life"-Festival Oświęcim vor. Nachdem bereits im Vorjahr eine große Delegation nach Polen aufgebrochen war, folgte auch im Juni dieses Jahres eine Gruppe um Löwl und die Partnerschaftsbeauftragte, Kreisrätin Marese Hoffmann (Grüne), einer offiziellen Einladung nach Oświęcim. Die Delegierten besuchten bereits zum zweiten Mal das bei internationalen Musikgrößen beliebte "Life"-Festival. Hoffmann zeigte sich im Anschluss begeistert und inspiriert. "Hoffnung wird durch Kultur repräsentiert", sagt die Partnerschaftsbeauftragte und entwickelte aus dem Besuch des Festivals die Idee für die Deutsch-Polnischen Kulturtage in Dachau.

Ausgehend vom gemeinsamen Gedenken an die polnischen Opfer des Nazi-Terrors sollen die Kulturtage das lebendige Miteinander der deutsch-polnischen Gegenwart und Zukunft feiern. Landrat Löwl sieht das Projekt als "großes Zeichen für die gemeinsame Zusammenarbeit unserer beiden Länder". Der hochrangige polnische Besuch zeigt, dass es sich um eine Veranstaltung von überregionaler Bedeutung handelt. So wird neben Landrat Zbigniew Starzec auch der Direktor des "Life"-Festivals Oświęcim, Darek Maciborek, erwartet. Auch der stellvertretende Leiter der KZ-Gedenkstätte Auschwitz-Birkenau, Andrzej Kacorzyk, kommt zu den Kulturtagen nach Dachau. Dass die polnische Regierungspartei PiS, der auch Landrat Zbigniew Starzec angehört, in der Kritik steht, den Rechtsstaat auszuhöhlen, thematisierte sein Dachauer Kollege Löwl nicht - jedenfalls nicht explizit. Er betonte, wie wichtig es sei, "dass die Bürger die Beziehungen stärken und aufrechterhalten - losgekoppelt von der großen Politik". An diesem verbindenden Motto orientieren sich nun auch die ersten Deutsch-Polnischen Kulturtage, die sich hoffentlich, so die Organisatoren, als regelmäßige Veranstaltung etablieren.

© SZ vom 28.10.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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