Ausstellung in der Soccer-Arena:Kurioses aus der Fußballwelt

Lesezeit: 3 min

Von der Sauerstoffflasche, die die deutsche Nationalelf bei der Weltmeisterschaft in Mexiko brauchte, über Schuhe und Bälle aus den vergangenen Jahrzehnten bis hin zu einem falsch bedrucktem Bierkrug gibt es in der Soccer-Arena Fränking jede Menge Erinnerungsstücke zu bewundern. Und jedes erzählt eine eigene Geschichte

Von Felix Wendler, Weichs

Zur Fußballweltmeisterschaft 1970 in Mexiko brachte die deutsche Nationalmannschaft ein Sauerstoffgerät mit, um die ungewohnte Höhenlage zu kompensieren. Dass dieses Sauerstoffgerät fast ein halbes Jahrhundert später in einer Ausstellung tief im ländlichen Dachauer Kreis landen würde, hätte wohl niemand erwartet. Eigentümer dieses ungewöhnlichen Objektes und unzähliger weiterer Stücke ist Björn Kecker. Mehr als 100 Paar historische Fußballschuhe, über 70 Bälle und diverse weitere Sammelstücke besitzt der gebürtige Niedersachse, den es vor einigen Jahren zunächst nach München und dann in das ländliche Weichs verschlagen hat. Kecker hat dort nicht nur ein hauseigenes Fußballmuseum im Keller, sondern betreibt mittlerweile auch eine eigene Homepage, auf der Besucher seine beeindruckende Sammlung betrachten können. Überhaupt teilt er seine Leidenschaft gerne.

Training mit Klaus Augenthaler

Da es natürlich einen gravierenden Unterschied macht, ob man das Bild eines Fußballschuhs aus den 1930er Jahren im Internet betrachtet oder die Aura des historischen Objektes in unmittelbarer Nähe spüren kann, stellt Kecker seine Sammlung für Ausstellungen zur Verfügung. So kam er auch mit Reinhard Schmutz von der Soccer-Arena Fränking zusammen. Einmal jährlich veranstaltet die Soccer-Arena im Rahmen der Saisoneröffnung eine Sonderaktion, bei der Fußballmannschaften aus dem Kreis jeweils 45 Minuten gratis spielen und zudem noch besondere Preise gewinnen können. Zuletzt wurde beispielsweise ein Training mit Klaus Augenthaler verlost. Der Andrang ist entsprechend hoch. Ein optimales Umfeld für Björn Kecker, um seine Sammlung vielen sportbegeisterten Besuchern zu präsentieren. So war die Kooperation der beiden Fußballliebhaber schnell beschlossene Sache.

Sammler von Fußball-Memorabilia

Doch wie wird man eigentlich zum Sammler von Fußball-Memorabilia, wie die Sammelobjekte in Fachkreisen genannt werden? Kecker lacht, bevor er die Frage, natürlich nicht zum ersten Mal, beantwortet. "Alles fing vor etwa sechs Jahren mit einem Paar Fußballschuhe und einem Ball an, die ich mir als Deko für meinen Schreibtisch gekauft habe", erzählt der 35-jährige Familienvater. Mit dem Umzug nach Weichs kam der Platz und die Sammlung begann rasant zu wachsen.

1 / 6
(Foto: Niels P. Joergensen)

Eine echte Rarität ist dieser Bierkrug zur Weltmeisterschaft 1982, der wohl etwas zu voreilig geprägt wurde.

2 / 6
(Foto: Niels P. Joergensen)

Begeistern dürfte die Fußballfans auch ein Liederbuch des Deutschen Fußball-Bundes.

3 / 6
(Foto: Niels P. Joergensen)

Ebenfalls Teil der Ausstellung: klassische Lederbälle aus der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts...

4 / 6
(Foto: Niels P. Joergensen)

...Autogrammkarten und Anstecker...

5 / 6
(Foto: Niels P. Joergensen)

...ein altes Tischfußball-Set....

6 / 6
(Foto: Niels P. Joergensen)

...und eine Eintrittskarte zum WM-Finale 1974.

Gerade die älteren Stücke sind dabei nicht nur schöne Erinnerungen für Fußballnostalgiker. Vielmehr sind sie auch Spiegelbilder der Vergangenheit und erzählen individuelle Geschichten. Kecker präsentiert ein Paar Fußballschuhe und erklärt: "Diese Schuhe hat ein Spieler kurz vor Ausbruch des zweiten Weltkriegs zum Schuhmacher gebracht, um eine neue Sohle anbringen zu lassen. Dann wurde er an die Front gerufen und ist nie zurückgekehrt. Der Schuhmacher gab sie der Familie zurück. Jahrzehnte später habe ich die Schuhe dann dem Sohn abgekauft."

Einheitliche Mützen statt Trikots

Bei der Vielzahl von möglichen Sammelobjekten musste irgendwann eine Eingrenzung erfolgen, sagt Kecker. Bis auf einige Ausnahmen konzentriert sich der Fußballliebhaber auf Objekte vor 1970 - die Zeit, bevor die Kommerzialisierung des Fußballs Fahrt aufnahm. Die ältesten Stücke seiner Sammlung reichen bis zu den Anfängen des Fußballs im 19. Jahrhundert zurück, als es noch keine Trikots gab, sondern die Mannschaften sich durch einheitliche Mützen unterschieden. Natürlich hat Björn Kecker auch solche Exemplare in seiner Sammlung. Eine genaue Datierung der Stücke fällt oft schwer. Hilfreich sind dabei die Kontakte zu anderen Sammlern, die Objekte miteinander tauschen und ihr gesammeltes Wissen teilen. "Für Fußballmemorabilien existiert ein relativ großer Markt. Sogar einen hauptberuflichen Sachverständigen für solche Stücke gibt es."

Fußballschuhe und Bälle

Der leidenschaftliche Hannover 96-Fan erwirbt die Stücke für seine Sammlung auf Flohmärkten und bei Online-Auktionshäusern, woher auch das besagte Sauerstoffgerät stammt. Als bekannter Sammler in der Szene werden ihm mittlerweile auch Objekte über seine Homepage angeboten. Neben besonders alten Memorabilien haben es ihm Kuriositäten besonders angetan. Die dürfen dann auch schon mal der etwas jüngeren Fußballvergangenheit entstammen. So zum Beispiel die Fehlprägung eines Bierkruges, dessen Aufschrift Deutschland fälschlicherweise zum Weltmeister von 1982 krönte. Obwohl Fußballschuhe und Bälle das Herz der Sammlung bilden, kann der Sammler auch eine Vielzahl von Erinnerungsstücken in Schriftform vorweisen. Eine Eintrittskarte zum WM-Qualifikationsspiel des Saarlandes gegen Norwegen von 1953 zeugt von geopolitisch vergangenen Zeiten. Zum damaligen Zeitpunkt übrigens Trainer der saarländischen Nationalmannschaft: Helmut Schön. Ein erstaunlich umfangreicher Fußballkatalog aus dem Jahr 1913 oder die gemeinsame Kriegsausgabe der Magazine Kicker und Fußball von 1943 sind nur zwei weitere bemerkenswerte Dokumente der Sportgeschichte.

1 / 2
(Foto: Niels P. Joergensen)

Sammler Björn Kecker präsentiert einen Teil seiner umfangreichen Sammlung in der Soccer-Arena.

2 / 2
(Foto: Niels P. Joergensen)

Dazu gehört etwa der DFB-Pokal seines Heimatvereins Hannover 96.

Bei der Ausstellung in Weichs präsentiert Kecker eine Auswahl seiner Sammlung. Zusammen mit der Soccer-World Fränking habe er die Ausstellung sorgfältig vorbereitet und dabei viel Zeit investiert, verrät der Weichser vorab. Interessierte Besucher können sich vom Samstag, 28. Oktober, bis Samstag, 9. November, selbst ein Bild vom Sauerstoffgerät und vielen anderen Objekten machen. Die Besichtigung der Ausstellung in der Soccer-Arena Fränking ist täglich zwischen 11 und 20 Uhr möglich.

© SZ vom 28.10.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: