Aussiedlung des Sportvereins:Schwere Vorwürfe gegen die Stadt

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TSV-Vorsitzender Moll unterstellt OB Hartmann "zutiefst unehrliches" Verhalten

Der Vorsitzende des TSV Dachau 1865 Wolfgang Moll erhebt in einem offenen Brief schwere Vorwürfe gegen Oberbürgermeister Florian Hartmann (SPD) sowie die Stadtverwaltung, namentlich Kämmerer Thomas Ernst. Moll, zugleich parteiloser Stadtrat, erklärt, es werde "der Eindruck erweckt, dass mit (...) teilweise an den Haaren herbei gezogenen Argumenten versucht wird, das Projekt Sportstättenentwicklung des TSV Dachau 1865 e.V. zu verhindern". Er fürchtet, andere Projekte und Vereine würden bevorzugt. Weiter spricht Moll von "Verfehlungen" der Stadtverwaltung und wirft dieser und dem OB ein "zutiefst unehrliches" Verhalten vor. Ausgangspunkt von Molls Vorwürfen war der Abschluss der Bürgerbeteiligung zur Entwicklung des Stadtviertels Augustenfeld Nord, dessen zentraler Bestandteil das TSV-Stammgelände an der Jahnstraße ist. Die Anliegen des Sportvereins würden von der Stadt nicht berücksichtigt, klagt Moll und die "Vorleistungen des Vereins" bei den Verhandlungen für neue Grundstücke östlich der Theodor-Heuss-Straße würden nicht "gewertschätzt" werden. Insbesondere beschwert sich Moll über ein Gespräch mit dem Kämmerer der Stadt, in dem es offenbar um die Ansichten des Vereins zu seiner Vermögenssicherung ging.

Im Zuge der Rahmenplanung und der seit langem geplanten Aussiedlung des Vereins war der TSV mit dem Ansinnen aufgetreten, 2000 Quadratmeter seines einst durch Schenkung erhaltenen Stammgeländes zu behalten, um ein Studentenwohnheim zu errichten. Dies war bereits auf einer Sitzung im Sommer bei Stadträten aller Fraktionen auf Unmut gestoßen. Die CSU, Molls frühere Partei, sah sich sogar zu einem offenen Brief veranlasst, indem sie unmissverständlich klar machte, dass von dem Verein erwartet werde, sein gesamtes Vermögen in die geplante Sportstättenentwicklung einzubringen.

Weil die Aussiedlung nicht voranging, nahm es die Stadt in die Hand, für den Verein Grundstücke anzukaufen, die dieser in Erbpacht erhalten soll. Im Februar einigte man sich auf eine zunächst teilweise Aussiedlung. Eine halbe Million Euro will die Stadt in einen Kunstrasenplatz auf einem der neuen Grundstücke investieren. Immer wieder zeigten die Stadträte geschlossen Bereitwilligkeit, den TSV zu unterstützen. Trotzdem ist es nicht das erste Mal, dass Moll seine Stadtratskollegen, den OB und die Verwaltung angreift. Hartmann wollte offenbar nicht übereilt antworten. Er äußerte sich am Montag nicht zu den Vorwürfen, sondern setzte für diesen Dienstag eine Pressekonferenz an.

© SZ vom 14.11.2017 / vgr - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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