Ostumfahrung Dachau:Zwist unter Bauern

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Der Vorstand des Bauernverbands streitet sich wegen der Ostumfahrung Dachau, nachdem der stellvertretende Vorsitzende Sedlmair gemeinsam mit Naturschützern protestierte.

Von Wolfgang Eitler, Dachau

Der Vorsitzende des Bayerischen Bauernverbands im Landkreis Dachau, Anton Kreitmair, distanziert sich von seinem Stellvertreter Simon Sedlmair und dessen Beteiligung an einer Protestaktion gegen den Bau einer Ostumfahrung für Dachau. Kreitmair, der auch CSU-Landtagsabgeordneter und Präsident des oberbayerischen Bauernverbands ist, sieht seine Organisation durch seinen Stellvertreter diskreditiert. Der SZ sagt er: "Der Bauernverband steht nicht für Eintelinteressen zur Verfügung." Er fügt hinzu: "Speziell in diesem Fall."

Kreitmair wirft Sedlmair vor, die Tatsache verschwiegen zu haben, dass er in dem betreffenden Areal in Dachau-Ost selbst Flächen bearbeitet. Somit sei er unmittelbar von den Plänen für eine Umgehungsstraße betroffen. Wie Kreitmair weiter mitteilt, habe sein Stellvertreter dort Äcker gepachtet. Deshalb sagt er: "Diese Aktion an sich geht nicht."

In einem Schulterschluss mit dem Kreisvorsitzenden des Bundes Naturschutz, Roderich Zauscher aus Odelzhausen, hatte Sedlmair auf der geplanten Trasse am vergangenen Sonntag eine Linde gepflanzt und öffentlich gesagt: "Jeder redet davon, dass der Flächenverbrauch nach unten gehen muss und dass es so wie bisher nicht weitergehen kann." Er teilte die Position der Naturschützer, die Landschaft dort als europäisch bedeutsames Naturschutzgebiet (FFH) zu erhalten. Und er sprach sich zugunsten der dortigen landwirtschaftlichen Betriebe gegen die Trasse aus, weil deren Ackerflächen durchschnitten würden und nicht mehr bewirtschaftbar wären.

...Simon Sedlmair nicht einig. (Foto: Toni Heigl)

Im Gespräch mit der SZ zeigte sich Sedlmair, der in Puchschlagen lebt, von Kreitmairs Reaktion überrascht. "Eigentlich habe ich gedacht, dass der Toni auf meiner Seite ist." Er habe eher vermutet, dass der oberbayerische Bauernpräsident wegen der CSU "nicht so öffentlich auftreten wollte". Bekanntlich zählt die Partei zu den Befürwortern des Vorhabens. Denn klar sei, dass der Bauernverband sich gegen einen weiteren Flächenverbrauch im Landkreis ausgesprochen habe. In diesem Sinne deutet Sedlmair die Position des Dachauer Bauernverbands zur laufenden Planfeststellung bei der Regierung von Oberbayern. Insgesamt vertrete sie sechs Landwirte. In allen Fällen habe sie sich gegen die Trasse ausgesprochen, da die bäuerliche Existenz bedroht sei. Die Behörde muss entscheiden, ob sie den Bau genehmigt. Die Trasse würde am bestehenden Gewerbegebiet von Dachau-Ost vorbei führen und auf die B 471 münden. Sedlmair staunt über Kreitmairs Kritik auch wegen der Stimmung im Kreisverband: "Wir von der Landwirtschaft sind nicht für die Ostumfahrung. Da bin ich mir todsicher."

Dagegen zeigt sich Kreisobmann Kreitmair überzeugt, dass der Flächenverbrauch noch erheblich eingeschränkt werden könne. Für ihn stellt sich anscheinend die Frage, wie und ob größere Vorhaben noch möglich sind angesichts der Vielzahl von Protesten nicht nur im Landkreis: Wenn eine solche Umfahrung nicht mehr möglich sei, "dann wird man ja überhaupt nicht mehr bauen dürfen". In einem Punkt sind sich Kreitmair und Sedlmair einig: Der Vorstand des Bauernverbands hat sich mit der Ostumfahrung bisher nicht beschäftigt.

© SZ vom 22.04.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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