Mitterndorf:Dreiseithof als Vorbild für neue Häuser

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Architekt Emil Kath gewinnt den Wettbewerb um die Gestaltung des Geländes der ehemaligen griechischen Schule in Mitterndorf.

Von Viktoria Großmann, Dachau

Der Planer für das Gelände der ehemaligen griechischen Schule in Mitterndorf stammt selbst aus Mitterndorf. Emil Kaths Entwurf konnte sich beim Bewertungsgremium aus Oberbürgermeister Florian Hartmann (SPD), Bauamtsleiter Michael Simon und Architekturprofessor Thomas Hammer durchsetzen. Im Bauausschuss am Dienstag fand der Entwurf die Zustimmung der Stadträte. Wessen Idee sie da auswählten, wussten die Jurymitglieder nicht. Das Verfahren lief anonym.

Auf der Bürgerbeteiligungsveranstaltung vor einer Woche hatte der Entwurf, den Kath gemeinsam mit dem Augsburger Architektenpaar Regina Schineis und Stefan Hiendl erarbeitet hat, nicht nur Gefallen gefunden. Einigen Anwohnern erschien die geplante Bebauung mit drei Etagen als zu hoch, selbst der zweigeschossige Kindergarten sollte nach dem Urteil mancher Bürger lieber ebenerdig sein. Mehreren schien der Entwurf nicht dörflich genug.

Typisch bäuerliche Struktur

Dabei ist er genau das, erklärt Emil Kath. Er hat sich die typischen bäuerlichen Langhäuser zum Vorbild genommen, sein Entwurf nimmt die Struktur eines Dreiseithofes auf. Zu hoch findet er drei Geschosse nicht. Auch in der bestehenden Bebauung finden sich Häuser mit zwei Stockwerken und ausgebautem Dach als dritter Etage. Bleibt die Sorge einiger Mitterndorfer, sie könnten zu viele neue Nachbarn bekommen. Aus Kaths Sicht wäre auf den 8700 Quadratmetern grundsätzlich Platz für 50 Wohnungen. Ein anderer Entwurf hatte das auch vorgesehen. Kath hat Verständnis für so ein Ansinnen: "Es geht auch darum, vorhandene Flächen wirtschaftlich zu nutzen, um nicht die Landschaft völlig zu zersiedeln." Trotzdem hat er maximal die Hälfte eingeplant, unter allzu dichter Bebauung könnte die Lebensqualität leiden, sagt er. Auf dem städtischen Grundstück soll nach Kaths Idee an der Brucker Straße ein Mehrfamilienhaus mit etwa 18 Sozialwohnungen entstehen. Der Gebäuderiegel würde zugleich als Lärmschutz für das gesamte Gelände wirken. Am östlichen Rand des Grundstücks sind fünf kleine Stadthäuser eingeplant.

Das Gremium schlug vor, auch hier einen Geschosswohnungsbau einzuplanen. Sollen die Häuser barrierefrei werden, würde in einem Baukörper ein Aufzug ausreichen, sonst wären es eben fünf. Das ist teuer und könnte, erklärte Architekturprofessor Hammer, "ein Hemmschuh" für mögliche Investoren sein. Gertrud Schmidt-Podolsky (CSU) sprach sich dennoch schon jetzt für die Stadthäuser aus, schließlich müsse man überlegen, "welche Struktur von Menschen" man dorthin bekommen wolle, wie sie sagte. Hammer fasste pragmatisch zusammen: "Mit der Mischung von Stadthäusern und Geschosswohnungsbau vermeidet man Gettobildung."

Altes Schulhaus ist in gutem Zustand

Besonders gut gefiel dem Bewertungsgremium, dass der südliche, ältere Gebäudeteil der Schule erhalten werden soll. Das gebe dem Gelände seine Identität. Angeschlossen an die alte Schule sieht Kath einen öffentlichen Platz für verschiedene Nutzungen vor, ob nun Kinderspielplatz oder Treffpunkt für Boule-Spieler. Auf der Bürgerveranstaltung war der Sinn des Platzes infrage gestellt worden, doch Kath sagt: "Wenn er einladend gestaltet ist, sind die Chancen, dass der Platz genutzt wird, höher."

Das anliegende alte Schulhaus könne entsprechend ebenfalls eine öffentliche Nutzung finden. Doch das werden die Stadträte im weiteren Verfahren klären. Zur Zeit befinden sich in dem Gebäude städtische Wohnungen. Eine Wohnung im Obergeschoss nutzt die Stadt zur Unterbringung Obdachloser, vor allem von in Not geratenen Familien, wie Hartmann erklärte. Zuletzt war eine syrische Flüchtlingsfamilie untergebracht. FW-Stadtrat Claus Weber hatte trotzdem Zweifel an der Erhaltung des Schulgebäudeteils. "Wie baufällig ist das Haus und was kostet das?", fragte er. Bauamtsleiter Simon versicherte jedoch, das Gebäude sei solide und in gutem Zustand.

Kreisverkehr wäre die beste Lösung, sagt der Architekt

Wie bereits die Mitterndorfer debattierten auch die Stadträte im Bauausschuss lange über die Verkehrswege zu dem neuen Wohngebiet. Die Anwohner befürchten vor allem durch den Hol- und Bringverkehr zum Kindergarten in der schmalen Ignaz-Taschner-Straße ein Verkehrschaos. Das wiederum sehen Kath wie auch Architekturprofessor Hammer und Bauamtsleiter Simon aus langer Erfahrung eher gelassen. Es sei noch nie so schlimm gekommen, wie befürchtet. Kath schlägt sogar vor, den hinteren Teil der Taschner-Straße zur verkehrsberuhigten Zone mit Schritttempo zu machen. Einig sind sich alle aber darin, dass eine Verbindung zur Brucker Straße nötig wäre. Das möchte allerdings das staatliche Bauamt, das für die Staatsstraße zuständig ist, nicht. Rechtlich sei das grundsätzlich nicht möglich, heißt es aus dem Amt. Simon versprach jedoch in der Sitzung, weitere Gespräche zu führen. Ein Kreisverkehr wäre die beste Lösung, findet Emil Kath. Für die Stadt könnte sich hier die Schwierigkeit ergeben, dass sie Grundstücke dazu kaufen müsste.

© SZ vom 23.06.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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