Anleger müssen zahlen:Strafzinsen für Guthaben

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Die Sparkasse Dachau erwägt, Entgelte für Kundeneinlagen zu fordern. Die Volksbank Raiffeisenbank lehnt diesen Schritt zunächst ab.

Von Maximilian Böttcher, Dachau

Die Sparkasse Dachau schließt nicht aus, von ihren Kunden künftig Zinsen für eingelagertes Geld zu erheben. Die Geldinstitute müssen an die Europäische Zentralbank (EZB) Strafzinsen zahlen, wenn sie für Kunden hohe Summen verwalten. Die Sparkasse überlegt deshalb, diese Zinsen an die Kunden weiterzugeben. Auch die Münchner Stadtsparkasse erwägt diesen Schritt. "Wir sind im Landkreis Dachau ebenso belastet wie in allen anderen Regionen", erklärt der Vorstandssprecher der Dachauer Sparkasse, Christoph Zahn. Die Sparkasse müsse deshalb überprüfen, ob sie künftig ein Verwahrentgelt für Einlagen fordert. Für die Volksbank Raiffeisenbank kommen Strafzinsen zunächst nicht in Frage. Sie befürchtet, dass sie durch diesen Schritt viele Kunden verliert.

Christoph Zahn verweist darauf, dass die Sparkasse einen Überschuss erwirtschaften müsse, auch wenn Stadt und Landkreis die Träger des Geldinstituts sind. Dieser Überschuss sei nötig, um etwa die neuen gesetzlichen Auflagen zur Aufstockung des Eigenkapitals zu erfüllen. Mit dem Überschuss würden auch gemeinnützige Projekte finanziert. Die derzeit schwierige Lage für die Banken ist auch einer der Gründe für die geplante Sparkassenfusion. Die Geldinstitute in Dachau, Fürstenfeldbruck und Landsberg-Dießen arbeiten schon seit einiger Zeit an dem heiß diskutierten Zusammenschluss. Damit würde in der Region mit 79 Filialen und mehr als 1 700 Mitarbeitern das viertgrößte Sparkasseninstitut ganz Bayerns entstehen. Welche Folgen die Fusion für Kunden und Mitarbeiter der Dachauer Sparkasse hat, ist noch nicht klar. Was die Negativzinsen betrifft, muss laut Zahn erst einmal geklärt werden, "welche Kundengruppen ab welchem Einlagenbetrag betroffen sein könnten".

Niedrigzinspolitik der Notenbanken fordert ihren Tribut

Für die Kunden der Volksbank Raiffeisenbank Dachau soll sich zunächst nichts ändern. Das Geldinstitut könne es sich nicht vorstellen, dass so ein drastischer Schritt wie Strafzinsen notwendig werde, sagt ein Sprecherin. Zwar könne die Bank auf viele Spar- und Tagesgeldkonten keine Zinsen mehr geben. Aber mit Negativzinsen habe man schlechte Erfahrungen gemacht. Außerdem fürchtet das Geldinstitut, dass "uns die Kunden davonlaufen". Kontoinhaber mit einem Dispokredit müssten natürlich weiter Zinsen zahlen.

Dass Geldinstitute Strafzinsen überhaupt in Erwägung ziehen, liegt an der aktuellen Niedrigzinspolitik der Notenbanken. Sie fordern von den Banken Strafzinsen für ihr eingelagertes Geld. Die Kundeneinlagen belasten dadurch die Geldinstitute. Die Verwaltung des Geldes kostet die Banken mehr Geld, als sie an den Kunden verdienen können. Das gilt nicht nur für Privatbanken, sondern auch für Sparkassen, die unter der Schirmherrschaft der Städte und Landkreise stehen. Auch für die wird die Lage immer schwieriger.

Vergangene Woche verkündete die Münchner Stadtsparkasse, dass auch sie ein "Verwahrentgelt" zu Lasten der Kunden in Betracht ziehen müsse. Wie genau dieses Modell für Privatkunden der Sparkasse aussehen soll, blieb bisher noch offen. Geschäftskunden, die mehr als 250 000 Euro auf ihrem Konto haben, müssen hingegen schon von April an Zinsen für ihr Kapital entrichten.

Geldinstitute müssen mehr Eigenkapital aufbauen

Geldinstitute erheben nicht deshalb Strafzinsen, um damit Verluste durch schlechtes Wirtschaften aufzufangen. Der Präsident des deutschen Sparkassen- und Giroverbandes, Georg Fahrenschon, hatte schon im vergangenen Sommer angekündigt, dass auch die Sparkassen wegen der Niedrigzinspolitik zu solchen Maßnahmen greifen müssten. Auch Sparkassen seien Unternehmen, die sich nicht dauerhaft betriebswirtschaftlichen Zwängen entziehen könnten. Darauf verweist auch die Münchner Stadtsparkasse. Schon 2015 ging der Gewinn der Bank wegen der niedrigen Zinsen zurück. Einen Großteil des Gewinns braucht die Bank dazu, Eigenkapital aufzubauen und die strenger gewordenen gesetzlichen Anforderungen zu erfüllen. Waren im Jahr 2008 noch 800 Millionen Euro Eigenkapital nötig, werden es 2019 bereits 1,7 Milliarden sein. Zehn Prozent des Gewinns schüttet das Geldinstitut an die Landeshauptstadt München aus.

© SZ vom 16.01.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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