Angebote sollen besser vernetzt werden:Ein Kulturzentrum für Karlsfeld

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Konzerte, Ausstellungen, Theaterproben: Die CSU-Fraktion schlägt eine Umnutzung der von 2020 an leer stehenden Grundschule vor. Es ist nur eine von vielen ambitionierten Ideen, um das kulturelle Leben im Ort zu stärken

Von Gregor Schiegl, Karlsfeld

Im August 2018 soll der Neubau der Karlsfelder Grundschule beginnen, geplante Baukosten mehr als 30 Millionen Euro. Zwei Jahre später, im August 2020, pünktlich zum Beginn des Schuljahres, soll sie fertig sein. Das alte Gebäude an der Krenmoosstraße wird aber nicht abgerissen. Geht es nach der CSU, soll aus dem Sechzigerjahrebau ein Karlsfelder Kulturzentrum werden. Ein entsprechender Antrag findet sich in einem umfangreichen "Maßnahmenkatalog zur Stärkung des kulturellen Angebotes in Karlsfeld", den die Fraktion dem Gemeinderat vorgelegt hat. "Ich könnte mir vorstellen, dass das Karlsfelder Sinfonieorchester oder das Vivaldi-Orchester in der Aula spielt", erläutert Kulturreferentin Ingrid Brünich (CSU) die Pläne. Konzerte gab es hier früher auch schon. Die Erfahrungen sind gut, die Akustik in der Hallenschule ist laut Brünich "einwandfrei".

Es soll aber nicht nur Konzerte für bis zu 200 Besucher geben - für größere Veranstaltungen gibt es das Bürgerhaus -, auch Ausstellungen des Kunstkreises schweben Brünich vor, gewissermaßen als Ergänzung für die kleine Kunstwerkstatt am Drosselanger. Für die Klassenzimmer gibt es ebenfalls schon Pläne: Sie könnten als Probenräume für Orchester und Theatergruppen dienen; Volkshochschule und Musikschule können die Räume ebenfalls nutzen. Derzeit finden ihre Kurse im benachbarten Gebäude der Mittelschule statt.

"Es macht jeder sein Ding"

Das "Kulturzentrum Altes Schulhaus" ist aber nur einer von vielen Anträgen in dem CSU-Maßnahmenkatalog; so soll sich zweimal im Jahr auch ein "Runder Tisch" aller Kulturschaffenden mit Bürgermeister und Kulturreferentin treffen. "Wir wollen, dass alles ein bisschen besser koordiniert wird", sagt Ingrid Brünich. "Es macht jeder sein Ding. Manche wissen gar nicht, was es hier so alles gibt." Deswegen will die CSU auch die Öffentlichkeitsarbeit auf kulturellem Feld verbessern. Gedacht ist unter anderem an eine Kulturseite im "Journal K" der Gemeinde mit jeweils einem Portrait eines "Kulturschaffenden" aus Karlsfeld und natürlich der Ankündigung der nächsten Veranstaltungen, die Karlsfeld-App der Gemeinde soll außerdem einen eigenen Button für Kultur bekommen.

Die schlichte Fassade der alten Grundschule. (Foto: Niels P. Joergensen)

Der Maßnahmenkatalog kommt nicht aus heiterem Himmel. Schon 2011 hatte die CSU-Fraktion "Handlungsbedarf zur Stärkung, besseren Vernetzung und gezielteren Vermarktung des kulturellen Angebotes in Karlsfeld" ausgemacht. Bei der Kunstkreis-Vernissage zur Ausstellung zu Ehren der 2007 verstorbenen Malerin Gisela Bottesch hob Karlsfelds zweiter Bürgermeister Stefan Handl (CSU) jüngst noch einmal hervor, dass das reichhaltige und qualitativ teilweise exzellente Kulturangebot der mittlerweile mehr als 22 000 Einwohner zählenden Gemeinde eigentlich mehr Publikum verdient hätte. Inzwischen hat sich die Einsicht verstärkt, dass die vielfältige, aber oft recht kleinteilige und fragmentierte Kulturszene in Karlsfeld besser vermittelt werden muss - nach außen, aber auch nach innen. "Manchmal wissen die Neubürger gar nicht, was bei uns alles so los ist", sagt Ingrid Brünich.

Größter Knackpunkt dürften die Finanzen sein

Spätestens in der 2020 beginnenden Wahlperiode hält die CSU außerdem einen eigenen Kulturausschuss im Gemeinderat für erforderlich. "Im thematisch überladenen Hauptausschuss ist zu wenig Zeit vorhanden, um sich mit der Realisierung des Kulturzentrums und dem laufenden Betrieb der oben genannten Maßnahmen intensiv zu befassen oder neue Ideen diskutieren zu können", heißt es in dem Antrag an die Gemeinde. Auch eine Vollzeitstelle im Hauptamt für Kultur hält die Fraktion spätestens von 2020 an für erforderlich.

Das Sinfonieorchester Karlsfeld hat bereits in der Aula der Grundschule gespielt. Im Bild: Diana Rohnfelder am Fagott. (Foto: Toni Heigl)

Noch ist der Antrag nicht behandelt und weder mit den anderen Fraktionen noch den Kulturvereinen in Karlsfeld abgestimmt. Kulturreferentin Ingrid Brünich will - trotz absoluter Mehrheit der CSU im Gemeinderat - einen breiten politischen Konsens herstellen. All zu schwer dürfte das nicht sein, denn viele der im CSU-Maßnahmenkatalog zusammengefassten Ideen sind so oder so ähnlich auch schon von SPD und Bündnis für Karlsfeld formuliert worden. Größter Knackpunkt dürften die Finanzen sein: Wegen des Neubaus der Grundschule wird die Gemeinde sich in den kommenden Jahren nur noch wenige Extras jenseits ihrer Pflichtaufgaben erlauben können. Ingrid Brünich räumt ein, dass manche Punkte "noch Zukunftsmusik" seien, aber erste Schritte sollen schon 2018 Angriff genommen werden, so etwa das "Karlsfelder Kulturfestival". Es soll das bunte Kulturleben der Gemeinde zeigen und die Besucher zum Mitmachen und Mitfeiern animieren - vielleicht sogar schon auf einer Open-Air-Bühne am Karlsfelder See. "Das wäre natürlich toll", sagt Brünich.

© SZ vom 08.05.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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