Altstadt Dachau:Im Schneckentempo

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Ein Jahr lang sollen Lastwagen Adenauer und Augsburger Straße nur in einer Richtung befahren dürfen - Minimallösung für besseres Durchkommen. (Foto: Jørgensen)

Wie die Kommunalpolitik mühsam versucht, den Verkehr in der Dachauer Altstadt zu verbessern.

Von PEtra Schafflik, Dachau

An dem Ziel, die Dachauer Altstadt zu beleben und für Dachauer wie Gäste attraktiver zu machen, haben sich schon einige Rathauschefs die Zähne ausgebissen. Wie schwierig auch kleine Veränderungen sind, musste jetzt auch Oberbürgermeister Florian Hartmann (SPD) erleben. Ausgangspunkt war die Idee, eine Einbahnregelung in der oberen Stadt für Lastwagen und Busse probeweise einzuführen.

Geschäftsleute wie Anwohner der Altstadt haben sich in einer Gesprächsrunde mit dem OB Anfang des Jahres für einen Versuch ausgesprochen. Bei einer formlosen Befragung am Rande der Bürgerversammlungen befürworteten 100 von 116 Teilnehmern diesen Vorschlag. Auch der CSU hat die Idee offenbar gut gefallen, jedenfalls stellte die Fraktion im Februar einen Prüfantrag für diese Einbahnregelung. Ziel aller Einbahn-Überlegungen: Nervige Staus durch den schwierigen Begegnungsverkehr von großen Fahrzeugen in den engen Altstadtstraßen sollten so künftig verhindert werden.

Doch als der Verkehrsausschuss jetzt die einjährige Probephase für eine Einbahnregelung beschließen sollte, stellten sich CSU und Wählergemeinschaft Bürger für Dachau quer. Anlass für den Gegenwind: Auch die städtischen Linienbusse könnten künftig nur mehr in einer Richtung durch die Altstadt fahren. Die Linie 720, die jetzt vom Bahnhof über Landratsamt und Klinikum bis zum Rathaus hochfährt, würde den Altstadtberg aussparen und nur mehr in der Mittermayer Straße stoppen. "Eine Abkoppelung der Linie 720 von der Altstadt ist nicht praktikabel", erklärte Norbert Winter (Bürger für Dachau) dezidiert. Dem OB warf er "Vorgaukelung falscher Tatsachen" vor. Wären die Dachauer bei den Bürgerversammlungen über die Folge der Einbahn-Regelung für den Busverkehr informiert gewesen, wäre das Ergebnis anders ausgefallen, ist sich Winter sicher. Die CSU-Fraktion schloss sich dieser Einschätzung an. Viele Bürger würden vom Landratsamt aus zum Rathaus fahren, ein Fußmarsch von der Mittermayer Straße aus den Altstadtberg hinauf sei nicht akzeptabel, erklärte CSU-Stadträtin Gertrud Schmidt-Podolsky.

Angesichts des massiven Widerspruchs schlug Verkehrsreferent Volker C. Koch als "Königsweg" vor, eine Einbahnregelung nur für den Schwerverkehr mit Ausnahme von Bussen zu erproben. Ein Minimalkonsens, doch um mehr als eine einjährige Testphase gehe es erst einmal nicht. "Rechtlich und technisch machbar, ob praktikabel, muss man sehen", erklärte dazu Ordnungsamtsleiter Stefan Januschkowetz. Ganz überzeugen konnte der Vorschlag aber nicht. CSU-Stadtrat Gustl Haas bezweifelte, ob sich der Kompromiss lohne. Denn laut einer Verkehrszählung im November 2014 verkehren täglich etwa 85 LKW und Busse in der Augsburger Straße stadteinwärts, also in der künftig unzulässigen Richtung. Mehr als 30 dieser Fahrzeuge, das rechneten die Stadträte rasch hoch, dürften schon 720er Busse sein, die vom Verbot ausgenommen wären. Wenn nur die übrigen 55 Fahrzeuge ausgesperrt werden, "ist der Fortschritt durch diese Regelung nicht besonders groß", erklärte Haas. Ob es sich wirklich lohnt, dafür eine Vielzahl an Verkehrsschildern an jeder Straßeneinmündung der Altstadt neu zu installieren, wurde bezweifelt.

Auch kleine Verbesserungen zählen, erklärte dagegen der Verkehrsreferent. "Wenn der Linienbus nur ein paar Mal leichter durchkommt, hilft es etwas." Einstimmig beschlossen die Stadträte, für ein Jahr die Einbahn-Regelung für Lastwägen zu erproben. Alle anderen Fahrzeuge, einschließlich der Busse, dürfen die Altstadt weiter in beide Richtungen befahren.

© SZ vom 16.06.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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