6. UniCredit Ladies German Open:Glühwein in der Pause

Lesezeit: 3 min

Das Wetter spielt nicht mit bei den 6. UniCredit Ladies German Open in Gut Häusern. Die Profigolferinnen lassen sich davon allerdings nicht beeindrucken, nehmen es sportlich und wärmen sich im Zelt auf.

Von Petra Neumaier

Wie der Onkel , so die Nichte: Cheyenne Woods gehört zu den prominenten Sportlerinen, die in Markt Indersdorf im Golfpark Gut Häusern bei den 6. UniCredit Ladies German Open antreten. Foto: Heigl (Foto: Toni Heigl)

Wenn der Wind nur nicht wäre! Unbarmherzig treibt er die eiskalten Regentropfen ins Gesicht, weicht auf, was nicht gut imprägniert ist und erreicht jede noch so kleinste Lücke in der Kleidung. Regenjacke, Regenhose, Regenschirm - ein Muss. Wollstirnband plus Mütze, Fäustlinge, Schals - eine Notwendigkeit. Entsprechend gähnend leer spiegeln sich die sonst von Zuschauern besetzten Tische und Bänke in riesigen Pfützen. In der Pause wird spontan Glühwein angeboten. Die Stimmung bei der Eröffnung der 6. UniCredit Ladies German Open ist dennoch nicht unterkühlt. Im Gegenteil: Viel Spaß haben die 32 internationalen Profispielerinnen, die mit 96 Promis und auserwählten Begleitern auf die Runde gehen. Etwas schneller, nach fünfeinhalb Stunden, beenden sie zwar ihre Partie, im Laufe des Spiels werden sie aber mit immer häufiger mit freundlicherem Wetter belohnt.

Schon von weitem leuchten die weißen Zelte einer Beduinenstadt gleich zwischen den sanften Hügeln des Grüns. Die roten Wegweiser zum Golfturnier sind an diesem regnerischen Mittwochmorgen spärlich gesät. "Die schnappen sich immer wieder Souvenirjäger", seufzt Pressesprecher Klaus Wäschle, "und nur ab und zu bekommen wir die Schilder wieder zu Gesicht: wenn die Profis darauf Autogramme schreiben müssen." Macht nichts, einfach immer nur den teuren Autos nachfahren, die finden den Weg schon zur Ladys German Open, dem einzigen Internationalen Golfturnier für Frauen auf deutschem Boden. Und einem Event, das auch heuer rund 130 Spielerinnen aus 29 Nationen anzieht - und auch die eine oder andere prominente Persönlichkeit. Wie Sepp Maier, dem ehemaligen Bayern-Keeper, der fast durchgehend von Fernsehteams umlagert ist, oder Biathlon Olympiasieger Michael Greis. Dabei sind auch der Kapitän der Hockey-Nationalmannschaft Maximilian Müller, FCB-Aufsichtsrat Karl Hopfner und der mehrfache Boxweltmeister Sven Ottke. Vergeblich schaut Klaus Wäschle nach Andreas Brehme und Oli Kahn aus, und auch die Volksmusik-Stars Marianne und Michael bleiben fern. "Aus Angst, dass das Wetter ihrer Stimme schadet", begründete der Pressesprecher.

An diesem ersten Tag bleiben die Geladenen und Hauptakteure noch unter sich. Nur etwa 100 Zuschauer trotzen dem miesen Wetter. Richtig kuschelig ist es am Morgen dagegen im VIP-Zelt. Es duftet nach frischem Rührei und Weißwürsten, auf den langen Bistrotischen verlocken köstlich belegte Mini-Semmeln und Gebäck, Müsli und geschnippelte Melonen. Ja, der Veranstalter und die Sponsoren lassen sich nicht nachsagen, schlechte Gastgeber zu sein.

Dicht gedrängt steht und sitzt hier die Creme della Creme, Wichtige und solche, die es werden wollen oder glauben zu sein, von den Sponsoren Auserwählte, die nachher mit den Profis aufs Grün gehen dürfen. Und dazwischen das eine oder andere bekannte Gesicht, das aber auf Fotos und im Fernsehen doch irgendwie anders ausschaut. Wären nicht die vielen Kamerateams und Fotografen, die sich um sie scharren, man könnte sie glatt übersehen.

Alle sind aufgeregt, vergessen sogar den an die Zeltwände klatschenden Regen (Wäschle: "Wir haben ja noch Glück, in München und Dachau ist es noch viel schlimmer"), als es Punkt zehn Uhr losgeht: Begrüßt von den Turnierdirektoren Gabriele Volz und Nikolaus Peltzer marschieren mit ihren Nationalflaggen die bekanntesten internationalen, weiblichen Golf-Größen ein, darunter auch die Siegerinnen der vergangenen Jahre: Anne-Lise Caudal (2012), Diana Luna (2011) und Laura Davies (2010), die später mit ihrem Promi-Team (Michael Greis und Maximilian Müller), den besten, wenn auch nur fünften Platz belegt. Fehlen darf beim Aufmarsch natürlich nicht Maskottchen "Birdi", ein riesiger Eisbär mit verknautschter Schnauze und dickem Fell. "Der friert wenigstens nicht", bemerkt ein Zuschauer.

Offizieller Auftakt ist das Anzapfen des Bierfasses. Kaum bewegen kann sich die französische Vorjahressiegern vor lauter Pressegetümmel. Sie braucht trotzdem nur zwei Schläge. Wer winzige Bälle präzise über Hunderte von Metern mit einem Schlag lenkt, für den ist das Treffen eines Zapfhahnes wohl Kinderspiel. Erschwert wird ihr und allen Teilnehmern das Golfen allerdings an diesem Tag durch das Wetter: Einige der 18 Löcher stehen unter Wasser, können nur von anderen Positionen und verkürzt angespielt werden. Die elektrobetriebenen Shuttles stehen zwar zum Chauffieren bereit, fahren können sie aber nur auf den Wegen, den Rest müssen die Spieler zu Fuß gehen. Tun sie auch, sie sind ja Sportler. Die auch den Spaß nicht verlieren, wenn die weißen Bälle auf den wassergetränkten Rasen und getrieben vom Wind machen, was sie wollen. Alleine mit den Profis Seite an Seite auf dem Green zu stehen, ist ein Erlebnis. Wie mit der hübschen Cheyenne Woods, der Nichte des legendären Tiger Woods. Ihre strahlende Laune lässt sie sich von ein paar Regentropfen nicht vermiesen.

Am Abend dann in kuscheliger Wärme das Abendessen mit Siegerehrung. Die Gewinner des Tages: dem Team von Emma Cabrera-Bello (Italien). Klaus Wäschle ist zufrieden mit dem ersten Tag. "Die Stimmung ist hervorragend", sagt er und freut sich auf die kommenden Turniertage.

© SZ vom 31.05.2013 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: