Cosimabad schließt:Abschied von der Welle

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Das Dach muss komplett erneuert werden, ein zusätzliches Becken soll entstehen, die Welle bleibt: Das Cosimabad in Bogenhausen schließt für zwei Jahre wegen umfangreicher Sanierung.

Von Franziska Gerlach, Bogenhausen

Es ist ein Gefühl, als würde man schweben. Ein sanftes Schaukeln, das im Bauch kitzelt. "Hoch und runter, runter und hoch", sagt Yannick. Das Wasser tropft von seiner Nase. Eben noch hat sich der Elfjährige in einem Schwimmreifen auf der Welle treiben lassen - der unangefochtenen Attraktion im Cosimabad. Sie ist die einzige Welle in den 18 von den Münchner Stadtwerken betriebenen Bädern und zweifellos ein Riesenspaß für die rund 235 000 Badegäste, die das beliebte Bogenhauser Hallenbad mit wohltemperiertem Außenbecken und leicht abfallender Liegewiese pro Jahr besuchen.

Doch damit ist nun Schluss: Da nach 34 Betriebsjahren - 1980 wurde das von Peter Seifert entworfene Schwimmbad eröffnet - umfassende Sanierungsarbeiten anstehen, wird das Cosimabad an diesem Donnerstag voraussichtlich bis zum Herbst 2016 geschlossen. Aus statischen Gründen muss das Dach komplett erneuert werden, das Gebäude bekommt eine neue Glasfassade und ein zusätzliches Becken, die Badewasser- und Haustechnik muss auf Vordermann gebracht werden. Die Welle aber bleibt: Sie wird künftig durch ein multifunktionales Schwimmbecken rollen, das für Schwimmkurse durch eine Hubwand geteilt werden kann.

Zwei Tage vor der Schließung steht Dorothee Gläser am Beckenrand, die Mutter von Yannicks Freund Paul, und beobachtet, wie die Buben waghalsig von dem kleinen Sprungturm in die Wellen hechten. "Das Bad ist doch toll so, wie es ist", sagt Dorothee Gläser, sie findet es "jammerschade", dass die Badeanstalt ausgerechnet in den Sommerferien schließt. Und: "Zwei Jahre ist halt eine lange Zeit." Ihre Freundin Tanja Bernhard, die Mutter von Yannick, pflichtet ihr bei. Da sie im Westen der Stadt wohnt, kommt sie nicht allzu häufig zum Schwimmen nach Bogenhausen. Aber wenn dann in zwei Jahren im Cosimabad ein größeres Kinderbecken zu finden sein wird, wäre das allein schon wegen ihres heute vierjährigen Sohnes ein Grund, sich künftig häufiger auf den Weg zu machen, überlegt sie.

Dass die Arbeiten ausgerechnet mit Beginn der Sommerferien beginnen, bedauern insbesondere die Bogenhauser Badegäste. Die Mitglieder des Bezirksausschusses hatten die Stadtwerke sogar darum gebeten, zu prüfen, ob die Schließung wegen der Ferien nicht um einen Monat nach hinten verlegt werden könne - vergebens.

"Der Kontakt zu den Badegästen ist persönlicher"

Auch Robyn und Paulina werden das Cosimabad vermissen. Sie besuchen das Kinderhaus im Lehel und kommen jede Woche mit ihrer Betreuerin Christine Gröttrup zum Schwimmen, in den Ferien sogar dreimal pro Woche. Doch während sich Robyn den Kopf vor allem darüber zerbricht, ob die Wandbemalung am Rande des Kinderbeckens, eine üppige Dschungellandschaft mit Elefanten, Affen und Papageien, erhalten bleibt, ärgert sich Christine Gröttrup über den Zeitpunkt der Sanierung: "Zu Beginn der Ferien ist das natürlich schlecht." Notgedrungen werde die Gruppe jetzt auf das Nordbad ausweichen müssen. Dabei kämen die Mädchen so gerne nach Bogenhausen, da das Schwimmbad sehr übersichtlich sei. Und Christine Gröttrup verteilt noch Lob: "Die Bademeister sind so aufmerksam."

Während der Sanierungsarbeiten werden die 18 Mitarbeiter des Cosimabades in anderen Bädern der Stadtwerke München arbeiten. Einer von ihnen ist Uwe Kollin, der seit mittlerweile vier Jahren mit wachsamen Augen den Beckenrand des Bogenhauser Hallenbades abschreitet. Dass er nun ins Michaelibad versetzt wird, nimmt der Bademeister gelassen: "Von der Arbeit her ist es das Gleiche." Dann räumt er ein, dass das Michaelibad natürlich größer ist. Das Cosimabad zeichne hingegen die familiäre Atmosphäre aus: "Der Kontakt zu den Badegästen ist persönlicher."

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Claudia Alder sieht indes auch die guten Seiten der Sanierung: "Bevor das Dach einstürzt, dürfen sie es gerne renovieren". Und sie versteht auch, dass bei einer so langen Maßnahme Ferienzeiten grundsätzlich tangiert werden: "Einen glücklichen Zeitpunkt gibt es nie." Dann kommt ihre Tochter Milina über die Wiese gespurtet. Normalerweise schwimme sie gerne auf der Welle, erklärt die Kleine, aber "heute ist es viel zu voll". Noch einige Male können sich Groß und Klein an diesem Donnerstag treiben lassen. Dann sitzen sie zwei Jahre auf dem Trockenen - zumindest an der Cosimastraße.

© SZ vom 31.07.2014 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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