Chinesische Artisten:Ausreisestopp für Akrobaten

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Fliegen in der Manege: funktioniert. Das Wegfliegen aus München gestaltete sich für die Gruppe Quing Dao schwieriger. (Foto: Zirkus Krone)

Im Zirkus Krone gefeiert, am Flughafen München gestoppt: Weil die Artistengruppe Quing Dao ihr Visum angeblich überzogen hat, gab es bei der Abreise nach Peking Probleme - kein ungewöhnliches Erlebnis in dieser Branche.

Von Susi Wimmer

Sie zählen zur Elite des chinesischen Staatszirkus', wirbeln waghalsig durch die Lüfte, aber am Montag mussten sie am Boden bleiben: Die Mitglieder der Artistengruppe Quing Dao, die zuletzt im Zirkus Krone gastierten, wurden am Münchner Flughafen bei der Ausreise nach Peking gestoppt, weil sie ihre Visa 43 Tage überzogen hatten. Angeblich. Tatsächlich hatten alle zwölf ein zweites, gültiges Visum, doch bis das geklärt war, waren die weltweit berühmten Akrobaten im Dickicht des Behördendschungels gefangen.

Laut Bundespolizei waren die elf Männer und eine Frau im Alter zwischen 16 und 54 Jahren Anfang Dezember 2013 mit gültigen Papieren in Frankfurt eingereist. Die Truppe gastierte beim Zirkus Flic Flac in Frankfurt, reiste zu einem Zirkusfestival nach Budapest und trat schließlich im Zirkus Krone in München auf. Und das illegal. Meinte die Polizei. Die Visa seien längst abgelaufen, die Künstler müssten sich wegen unerlaubter Einreise und unerlaubten Aufenthalts verantworten. "Zu den Vorwürfen wollte sich keiner der Chinesen äußern", schreibt die Polizei. Nach Abschluss der polizeilichen Maßnahmen durften sie dann doch wie geplant heimreisen.

Markus Strobl ist Pressesprecher des Zirkus Krone, künstlerischer Koordinator, und Kummer gewohnt. Ein paar Telefonate, und er hat die Sache mit der kippeligen Luftnummer geklärt. "Es waren zwei Visa beantragt", sagt er. Eines für den Zirkus Flic Flac im Dezember, dann sollte die Truppe heimreisen, und dann die zweiten Visa, wenn Quing Dao wieder einreist, um in München zu gastieren. Nun aber zog die Managerin der Turner einen Auftritt beim Zirkusfestival in Budapest an Land. Da Ungarn zum Schengenraum gehört, gab es keine Ein- und Ausreisestempel. Und deshalb traten laut Behörde die zweiten Visa nicht in Kraft.

Einladungen, Verträge, Visa, Ausländerbehörden, Arbeitsbehörden, Botschaften - das Personalbüro bei Zirkus Krone hat alle Hände voll zu tun, um die internationalen Gäste in die Manege zu bekommen. Die Truppe Pjöngjang etwa, die mit ihrem Vierfachsalto am Trapez beim Zirkusfestival in Monte Carlo 2013 Gold gewonnen hatte, sollte im Zirkus Krone auftreten. Strobl organisierte beim Hauptzollamt Regensburg die erforderlichen Zollpapiere, um die Verträge per UPS nach Nordkorea zu schicken. Der Kurier fand die Adresse nicht, was daran lag, dass er in Südkorea war. Es stellte sich heraus, dass das amerikanische Unternehmen nicht nach Nordkorea ausliefert. Also alles nochmal von vorne - und dann per DHL.

"Oder Kuba", erzählt Strobl. Für diesen Winter hatte man Mambo 5 eingeladen, Künstler am russischen Barren. Der Vertrag kam und kam nicht in Kuba an. "Was daran lag, dass der Kubaner nie in den Briefkasten schaut", so Strobl. Doch der Briefträger, der in der Zirkusschule die Post in die Hand übergibt, hatte wohl Urlaub. Und so lagen die Verträge wochenlang im Briefkasten. Momentan ist Strobl mit Zirkus Krone in Landshut. Am Donnerstag ist Premiere. Selbst das Show Ballett aus Los Angeles mit Tänzerinnen aus der Ukraine ist trotz politischer Wirren eingetroffen. "Alle da", sagt Strobl. Und ist froh.

© SZ vom 09.04.2014 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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