Bürgerversammlung:Harte Fronten

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Läden werden Bars: Die Müllerstraße erlebt einen Gastro-Boom. (Foto: Lukas Barth)

Der Widerstand gegen die Umwandlung der Sendlinger Straße in eine Fußgängerzone wird auch bei der Bürgerversammlung deutlich. Ein weiteres Ärgernis ist der Kneipen-Lärm entlang der Müllerstraße

Von Alfred Dürr, Altstadt-Lehel

Wenige Tage, bevor der Stadtrat über die probeweise Erweiterung der Fußgängerzone in der Sendlinger Straße entscheidet, schlägt die Protestwelle noch einmal hoch. Eine deutliche Mehrheit der Teilnehmer an der Bürgerversammlung für die Altstadt und das Lehel stimmte am Donnerstagabend gegen die Flaniermeile. Das dürfte allerdings nichts daran ändern, dass der Planungsausschuss des Stadtrates das heftig umstrittene Projekt aller Voraussicht nach am kommenden Mittwoch beschließt.

Der Vize-Vorsitzende des Bezirksausschusses (BA), Wolfgang Püschel (SPD), wies auf den Test-Charakter der neuen Innenstadt-Fußgängerzone hin. Wenn das Experiment misslinge, werde der alte Zustand der Sendlinger Straße zwischen der Hackenstraße und dem Sendlinger Tor wieder hergestellt. Das sichere der Stadtrat ausdrücklich zu und erfülle damit auch eine BA-Forderung.

Marie-Luise von Brühl, die an der Sendlinger Straße wohnt, verlangte zumindest eine Verschiebung des Versuchs. Zu viele Fragen seien nicht geklärt und die Bürger nicht rechtzeitig in den Planungsprozess einbezogen worden. Es drohe der "Verlust der charmanten Struktur der Straße, so wie wir sie kennen". Monika Oberndorfer sagte, für die ansässigen Ärzte, Anwälte und kleineren Gewerbebetriebe bringe eine Fußgängerzone massive Nachteile. Die ohnehin schon dramatische Parkplatzsituation in der Innenstadt würde sich weiter verschärfen.

Ganz andere Sorgen haben die Bürger an der Müllerstraße. Die zahlreichen Kneipen und Clubs machen ihnen zu schaffen. Gunda Wölk schilderte, mit welchen Lärm- und Müllproblemen die Anwohner zu kämpfen haben, an ungestörte Nachtruhe sei nicht mehr zu denken. Steve Kother, der Sprecher der Anwohner, forderte ein striktes Ansiedlungsverbot für weitere Gastronomiebetriebe an der Straße - und bekam dafür Unterstützung von der Bürgerversammlung.

Doch von dieser Feierzone gab es auf der Veranstaltung nicht nur Negatives zu berichten. Die Sensibilität der Wirte für die Sorgen und Nöte der Anwohner ist hoch: Anwohner, Gastronomen und Politiker wollen gemeinsam für Verbesserungen sorgen. Türsteher und Kellner sollen für Ruhe im Umfeld der Lokale sorgen oder leere Flaschen am Straßenrand einsammeln. Brigitte Gans, die beim Sozialreferat das Konfliktmanagement koordiniert, sieht gute Ansätze, um die Lage zu entspannen.

Die einen feiern, die anderen leiden - das gilt auch für den sogenannten Kulturstrand am Vater-Rhein-Brunnen, an der Isar bei der Ludwigsbrücke. Die Stadt will, dass Münchens größter Sandkasten für die kommenden drei Jahre eine feste Heimat am Brunnen bekommt. Demnächst soll die Entscheidung getroffen werden. Stefan Engelsberger sprach sich auf der Bürgerversammlung vehement gegen dieses Vorhaben aus. Die Veranstaltung sei ein schwerer Eingriff in das Landschaftsschutzgebiet Isarauen, eine klare Mehrheit auf der Bürgerversammlung ist ebenfalls dieser Ansicht. Und auch Wolfgang Püschel kündigt den Widerstand des Bezirksausschusses an. Nur wenige Meter vom Vater-Rhein-Brunnen entfernt, auf der Praterinsel, gebe es auch Strand-Veranstaltungen; weitere Events dieser Art seien also überflüssig.

Positiv fiel der Kriminalitätsbericht aus. Christian Weis, der Chef der Altstadt-Polizeiinspektion, verwies auf rückläufige Zahlen bei den Delikten.: "Sie leben in einem ziemlich sicheren Viertel."

© SZ vom 05.12.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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