Bizarre Automaten in München:Goldbarren und Ballerinas to go

Längst werden an Automaten nicht mehr nur Getränke und Zigaretten gezogen - sondern auch Gold, Ballerinas oder Krebsvorsorgetests. Ein Überblick über Münchens kuriose Verkaufsmaschinen in Bildern.

Elisabeth Schmidt

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(Foto: ddp)

Im Jahre 2011 nach Christus sind Automaten mit Getränken, Zigaretten und Süßigkeiten nur noch etwas für Nostalgiker. Marktetingleute, die den To-go-Kaffee erfunden hatten, sind nun noch einen Schritt weiter gegangen: Schuhe, Elektrogeräte und Goldbarren werden in bunten, blinkenden Kästen angeboten - außerhalb der Öffnungszeiten, Hauptsache schnell und unkompliziert. Ein Blick auf die bizarren Automaten der Stadt.

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(Foto: Elisabeth Schmidt)

Sonnenbrillen-Automat Die Idee für den Sonnenbrillen-Automat hatte ein Optiker, der mit einem Hingucker vor dem eigenen Laden auf sich aufmerksam machen will. Was ist drin? Zehn verschiedene Plastik-Sonnenbrillen in allen möglichen Farben und Varianten. Preis: 4 Euro, gezahlt wird in 2-Euro-Münzen. Steht vor dem Geschäft Optik Hartogs in der Leopoldstr. 27. Zielgruppe: Feierbiester, die morgens nach einer durchgemachten Nacht ihre Augenränder verstecken wollen.

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(Foto: Elisabeth Schmidt)

Elektrogeräte-Automat Die Idee ist, Reisende rund um die Uhr mit Elektrogeräten zu versorgen. Da nicht an jedem Bahnsteig oder Flughafen ein Elektronik-Geschäft steht, sollen automatisierte Mini-Läden diese Marktlücke füllen. Was ist drin? Etwa 50 Produkte von Speicherkarten, Kopfhörern, Reiseföhns, Digitalkameras bis zum iPod. Preise: 7 bis 299 Euro, gezahlt wird per EC-Karte oder Visa-Card. Steht im Untergeschoss des Hauptbahnhofs und in Terminal 1 am Flughafen. Zielgruppe: Vergissmeinnichte, die ihr Handyladekabel daheim liegen gelassen haben, und Technik-Freaks, die sich beim Warten auf den Zug oder das Flugzeug in der analogen Welt langweilen.

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(Foto: Catherina Hess)

Unikat-Automat Die Idee hatten junge Designstudentinnen der Hochschule München: Luisa Jablonski, Nicola Lieke, Miriam Geiger, Jacqueline Häußler (Foto). Mit dem Automaten können junge Künstler ihre Produkte vermarkten. Was ist drin? Kunst zum Mitnehmen: alles von bedruckten T-Shirts, Ohrringen, Fotos, Gemälden bis zu Eierwärmern - alles Einzelstücke, meistens vom Künstler signiert. Preise: 3 bis 70 Euro, gezahlt wird per EC-Karte oder in bar. Steht in der Empfangshalle des Münchner Hauptbahnhofs unter der Rolltreppe. Zielgruppe: Bahnreisende, die ein Mitbringsel vergessen haben, und etwas Originelleres suchen als Blumen oder Pralinen.

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(Foto: Elisabeth Schmidt)

Fahrradschlauch-Automat Die Idee ist, den Bedarf an Fahrradschläuchen zu decken, der gerade am Wochenende außerhalb der Öffnungszeiten exponentiell ansteigt. Was ist drin? Sechs verschiedene Fahrradschlauch-Sorten. Preis: je 8 Euro, gezahlt wird mit 50 Cent-, Ein- und Zwei-Euro-Münzen. Hängt vor mehreren Münchner Radgeschäften, unter anderem bei der Kropfhamer Radlzentrale, Humboldtstr. 15. Zielgruppe: Leidgeplagte Fahrradfahrer, die bei einer Tour durch die Isarauen Bekanntschaft mit einer der Millionen Glasscherben auf Münchens Radwegen gemacht haben.

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(Foto: Elisabeth Schmidt)

Präventions-Automat Die Idee stammt von der Münchner-Aids-Hilfe. Der Automat soll die Ausbreitung des HI-Virus eindämmen, indem man Drogensüchtigen sterile Nadeln und Spritzen für wenig Geld anbietet. Laut Münchner Aids-Hilfe steigt bei Süchtigen gerade in der Nacht der Druck. Oft werde dann ohne Nachdenken bereits benutztes und damit vielleicht kontaminiertes Besteck verwendet. Was ist drin? Fixerbesteck (unter anderem sterile Nadeln und Spritzen), Kondome. Preis: 50 Cent, gezahlt wird per Münzeinwurf. Hängt beim Goetheplatz. Zielgruppe: Drogensüchtige. Der Goetheplatz gilt als Treffpunkt für Junkies. Weitere Infos.

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(Foto: Elisabeth Schmidt)

Med-o-mat Die Idee ist, alternative medizinische Versorgungswege zu testen. Laut Gesundheitszentrum München soll der Automat vor allem diejenigen erreichen, die nicht zum Arzt gehen können (weil sie berufstätig sind) oder wollen (weil sie sich die Praxisgebühr sparen möchten). Was ist drin? ''Erste Hilfe''-Artikel wie Pflaster, aber auch Taschentücher, Tampons, Magentabletten und Schnelltests wie Drogen-, Alkohol-, Schwangerschafts-, Darmkrebs- oder Prostatakrebs-Tests. Preise: 1 bis 5 Euro, gezahlt wird mit Münzen. Die Schnelltests sind als Vorsorgemaßnahme gedacht, ersetzen aber nicht einen Arztbesuch. Ein Arzt unseres Vertrauens warnte vor einiger Zeit vor dem unsachgemäßen Gebrauch von Medizinprodukten.  Steht an etwa zehn U-Bahn-Haltestellen (zum Beispiel an der Theresienwiese und im Untergeschoss des Hauptbahnhofs). Zielgruppe: Hypochonder, die ihren Körper durchchecken lassen wollen bevor die verspätete Bahn eintrifft.

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(Foto: M. Turtureanu, L. Sielaff, Collage: E. Schmidt)

Schmuck-Automat Die Idee stammt von der Schmuckdesignerin Margarita Turtureanu, die 2005 ihr Schmucklabel Jewelberry gegründet hat. Was ist drin? 100 verschiedene Blechanhänger in Schmetterlings-, Libellen- oder Blattform. Drei davon gibt's an einem Satinband, als Geschenk verpackt. Preis: 4 Euro, gezahlt wird in 2-Euro-Münzen. Steht beziehungsweise hängt im Hey Luigi (Holzstr. 29), im Nage & Sauge (Mariannnenstr. 2), im Le Florida (Georgenstr. 48), beim Jewelberry-Atelier (Utzschneiderstr. 10) und in der Barerstr. 55. Zielgruppe: Vor allem Jungs, die ihrem Date etwas Süßes mitbringen wollen, dieses aber gerade Diät macht.

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(Foto: Isabella Fendt)

Ballerina-Automat Die Idee hatte die Münchnerin Isabella Fendt, die auf Partys gern hohe Schuhe trägt und irgendwann keine Lust mehr hatte, mit wunden Füßen heimzustöckeln. Was ist drin? Einweg-Ballerinas in verschiedenen Größen (34-43) und Farben (lila, gold, silber, schwarz). Dazu einen Beutel, in dem frau ihre Highheels nach Hause tragen kann. Preis: 7 Euro, gezahlt wird in Münzen. Steht zweimal in München (Milchbar, 8Seasons), in drei weiteren Clubs werden die Ballerinas an der Garderobe verkauft (Baby, 089, Meinburk), zwei weitere sollen in der Stadt bis Ende April folgen. Zielgruppe: Nachtschwärmerinnen, die lieber auf flaches Schuhwerk ausweichen statt vorzeitig von der Tanzfläche zu humpeln. Mehr Infos.

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(Foto: Elisabeth Schmidt)

Goldbarren-Automat Die Idee hatte der Internet-Goldhändler Thomas Geissler, der nur ein bisschen für sich werben wollte. Seinen ersten Automaten stellte er in Abu Dhabi auf. Die Kunden zogen innerhalb kurzer Zeit eine halbe Million Euro aus dem Kasten und so kam Geissler auf die Idee, auch anderswo Gold-Automaten aufzustellen. Was ist drin? Goldnuggets und -barren in verschiedenen Gewichtsklassen (1g, 5g, 10g, 20g, 50g, 100g, Unze). Preise: 51 bis 3397 Euro (Stand: 5.4.2011). Steht in der DAB Bank-Filiale, Landsberger Straße 300. Zielgruppe: Menschen, die unter traumatischen Kindheitserlebnissen leiden, immer nur Ramsch aus den damals üblichen Automaten gezogen zu haben, und die jetzt etwas Gescheites für ihr Geld haben wollen.

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