Bildung:Durchs Raster gefallen

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Studie: Ein Fünftel aller Mittelschulabsolventen tut sich schwer

Von Melanie Staudinger

Vier Jahre nach der Pflichtschulzeit glückt fast 80 Prozent aller Münchner Absolventen von Mittel- und Förderschulen der Einstieg in Ausbildung und Beruf. Zu diesem Ergebnis kommt die Münchner Schulabsolventen-Studie, die das Deutsche Jugendinstitut im Auftrag der Stadt München durchgeführt hat. Das bedeutet aber auch, dass ein Fünftel beim Einstieg in den Beruf scheitert - trotz einer guten Situation auf dem Ausbildungs- und Arbeitsmarkt. Häufig führten gesundheitliche und psychische Probleme dazu, dass diese Jugendlichen Ausbildungen abbrechen, als Ungelernte arbeiten, erwerbslos sind oder erfolglos an berufsvorbereitenden Programmen teilnehmen. Die befragten Jugendlichen besuchten zu Beginn der Studie im Jahr 2008 die neunte Klasse einer Mittel- oder Förderschule oder die zehnte Klasse einer Mittel- oder Wirtschaftsschule.

Der Studie zufolge wissen Jugendliche, die nach neun Jahren die Mittelschule verlassen, oftmals nicht, welche beruflichen Wege ihnen offenstehen. Eine große Rolle bei der Jobwahl spielen demnach Eltern, Freunde, soziale Netzwerke und Lehrer. Und zwar träumen die meisten Absolventen von einem nahtlosen Übergang von der Schule in die Lehre und danach von einer durchgehenden Tätigkeit bis zur Rente. Doch in der Wirklichkeit gestaltet sich das Leben anders.

Die Realität sei gezeichnet von Brüchen und Umwegen, die die angespannte Situation von ohnehin belasteten Jugendlichen noch verschlechtern könnten. Einige der Befragten gaben an, dass sie sich deutlich unter Druck gesetzt fühlten, dass sie den eigentlichen Wunschberuf aus den Augen verlieren würden und in einer ungeliebten Lehre gelandet seien, die sie dann abgebrochen hätten. Rund ein Fünftel aller ehemaligen Hauptschüler befinden sich laut der Studie auf prekären Wegen.

Ihnen will die Stadt München nun intensiver helfen. Das neue Programm "JIBB - Junge Menschen in Bildung und Beruf" soll beim Übergang von der Schule in den Job unterstützen, bereits vorhandene Angebote bündeln und Betreuungslücken gegebenenfalls schließen. Ein wichtiger Ansatzpunkt sei dabei die individuelle Begleitung jener Jugendlichen, die die Schule oder die Lehre bereits abgebrochen haben und sich in einer Übergangssituation befänden, erklärt das Bildungsreferat. Diese jungen Menschen fielen derzeit eher noch durch das Raster. Bei JIBB arbeiten deshalb Bildungsreferat, das Stadtjugendamt sowie die Agentur für Arbeit eng zusammen.

© SZ vom 07.12.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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