Bilanz des Filmfests:München will mehr

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Das 31. Filmfest Münchenist vorbei, die Macher ziehen Bilanz. (Foto: dpa)

Heiß diskutierte Jury-Entscheidungen, coole Stars und mehr Zuschauer: Die Bilanz des Filmfests fällt positiv aus. Die Kinosäle allerdings sind sehr dezentral - und so hoffen viele auf ein anderes, womöglich gar charmanteres Festivalzentrum im kommenden Jahr.

Von Susanne Hermanski

Was will der Münchner mehr von einem Filmfest? Da gab es dieses Jahr: heftig umstrittene Preisträgerfilme - wegen Gewalt ("Heli") im internationalen, wegen Sex ("Love Steaks") im deutschen Wettbewerb; Michael Caine als coolsten aller Ehrenpreisträger und jede Menge ausverkaufte Vorstellungen. Der Münchner will mehr - im Detail. Zum Beispiel ein räumlich konzentrierteres Festival.

Nun ist München keine Stadt von gewaltigen Distanzen, doch wenn der Besucher zwischen Gasteig, Münchner Freiheit, City-Kinos, HFF und dem BMW-Gelände hin- und hereilen muss, gerät er trotzdem aus der Puste. Und er fragt sich bald: Was soll denn das für ein Festivalzentrum sein, das im Gasteig gelegen, seit dem Ende der "Isarmeile", so ganz und gar dezentral wirkt?

Der Leiterin des Festivals, Diana Iljine, ist das Problem bewusst. Das betonte sie auf der Abschlusspressekonferenz. Doch auch wenn sie den Schlamassel nicht verschuldet hat, fürs nächste Jahr wird sie sich wohl eine Lösung einfallen lassen müssen. Denn was zu Zeiten ihres Vorgängers Andreas Ströhl noch leidlich als Kinoachse vom Rosenheimer Platz bis zum Isartor funktionierte, hat sich schlicht in Nichts aufgelöst: Die Forum-Kinos im Deutschen Museum sind futsch, die Museumslichtspiele technisch so weit hinterher, dass sie für manche Projektionen - und damit fürs gesamte Festival - ausscheiden. Das früher als Hauptkino genützte Cinemaxx erlebt mit seinen Besitzerwechseln derart unruhige Zeiten, dass jede Langzeitplanung unmöglich ist.

Kein Wunder also, dass sich Hoffnungen auf ein anderes, womöglich gar charmanteres Festivalzentrum regen. Nostalgiker trauern ohnehin seit Jahrzehnten dem Künstlerhaus am Lenbachplatz nach, das ursprünglich das Zentrum des Festivals war.

Wofür die Organisatoren aber auch 2013 unmittelbar verantwortlich waren, sind die Inhalte des Festivals. Ihre Idee, das Programm von 240 Filmen weiter zu reduzieren - auf 180 Filme, die öfter gezeigt werden - hat sich bewährt. Die Besucherzahl ist ersten Schätzungen zufolge weiter gestiegen. Mindestens 72.500 Besucher sollen verbucht werden, wenn die Auszählung Mitte dieser Woche abgeschlossen sein wird. Im vergangenen Jahr waren es exakt 71.688.

Aufregung über Jury-Entscheidungen

Für Aufregung haben heuer die Jury-Entscheidungen bei den meistbeachteten Preisen gesorgt - auch das ein Zeichen für ein lebendiges Festival. Den Förderpreis "Neues deutsches Kino" erhielt erstmals in allen Kategorien derselbe Film: "Love Steaks" über einen Masseur, der sich in die Köchin eines Wellnesshotels verliebt.

Pikanter jedoch als die harmlosen Sexszenen ist daran, dass der Film auch eine Auszeichnung für das beste Drehbuch erhielt. Denn nach eigenem Bekunden des Regisseurs Jakob Lass gab es gar keins bei diesem weitgehend improvisierten Kollektivprojekt. Den Hauptpreis des Festivals, den mit 50.000 Euro dotierten Arri/Osram-Award für den besten ausländischen Film, erhielt wiederum "Heli". Das nur in Teilen blutige Familiendrama um Drogenkartelle des Mexikaners Amat Escalante hat allerdings schon in Cannes den Regiepreis gewonnen.

Und die Münchner können nun wählen: Freuen sie sich, dass so ein Lorbeer-umrankter Film auch bei ihnen zu sehen war oder wollen sie mehr? Zum Beispiel mehr eigene Uraufführungen. Aber dafür bräuchte das Festival vor allem eines: mehr Geld.

© SZ vom 09.07.2013 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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