Bericht des Rechnungshofs:Schwere Baumängel bei Sammlung Brandhorst

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2009 nach Plänen des Architektenbüros Sauerbruch Hutton erbaut, galt das Museum als besonders moderner Bau für Kunst. (Foto: Robert Haas)
  • Bei der Eröffnung im Jahr 2009 galt die Gebäudetechnik der Sammlung Brandhorst als "weltweit Maßstäbe setzend". Doch nun übt der Bayerische Oberste Rechnungshof schwere Kritik an der Licht- und Energietechnik.
  • Die Lichttechnik etwa sei die ausgegebenen 5,3 Millionen Euro nicht wert. Insgesamt kostete der Bau 46 Millionen Euro.
  • Die Verantwortlichen im Museum räumen Probleme in beiden Bereichen ein.

Von Frank Müller, München

Zwei Jahre nach der Sanierung der Rotunde in der Pinakothek der Moderne gibt es nun auch technische Probleme beim benachbarten Museum Brandhorst. Der Oberste Rechnungshof (ORH) knöpft sich nach Informationen der Süddeutschen Zeitung in seinem aktuellen Jahresbericht gleich mehrere Punkte in dem Museumsbau Ecke Theresien- und Türkenstraße vor: Beim Tageslichtsystem, der Energieversorgung und der Bauaufsicht gebe es zahlreiche Mängel, monieren die Rechnungsprüfer in ihrem Bericht, der an diesem Dienstag erscheint.

Was die Prüfer am Lichtkonzept monieren

Vor allem das Lichtkonzept im 2009 eröffneten Brandhorst-Museum nimmt der Rechnungshof ins Visier. Es will mit einem raffinierten Mischsystem aus Tages- und Kunstlicht die ausgestellten Kunstwerke ins beste Licht setzen. Das aber funktioniere einfach nicht, befindet der Rechnungshof. Der Anteil der Lichtquellen werde dort durch Lamellen geregelt, die von Elektromotoren gesteuert werden. Diese liefen aber teils zu schnell, die optischen Sensoren würden die Lage der Lamellen nicht erkennen, auch bei ausreichend Tageslicht schalte sich dann das Kunstlicht hinzu.

Zu allem Überfluss gebe das System auch störende Geräusche von sich. Es sei mithin die ausgegebenen 5,3 Millionen Euro nicht wert - ein bedeutender Teil der gesamten Baukosten von 46 Millionen Euro.

Was dem Bericht zufolge am Energiekonzept nicht funktioniert

Ebenso wenig zufrieden ist der Rechnungshof mit dem Energiesystem. Dieses wurde als besonders effizient gelobt und beruht auf Rohren, mit denen Wände und Böden mit temperiertem Wasser durchspült werden. Aus 41 solchen Teilsystemen bestehe das Haus. Davon seien bei der Einweihung vor sechs Jahren nur drei funktionsfähig gewesen und manche inzwischen völlig stillgelegt. So verbrauche das Haus inzwischen 20 Prozent mehr Energie als geplant, auch deswegen, weil die Wasser-Anlage für Kühlung sorge, während gleichzeitig die Lüftung heize.

Der ORH-Bericht klopft einmal im Jahr bayernweit Behörden und ihre Projekte darauf ab, ob mit Steuergeld vernünftig umgegangen wurde - er ist somit in den Ministerien gefürchtet. Aus Sicht des Rechnungshofs passen die beiden Probleme in ein mangelhaftes Gesamtbild der staatlichen Projektsteuerung beim Brandhorst-Bau. So seien bei der Abnahme 800 Mängel festgestellt worden.

Welche Parallelen es zur Pinakothek der Moderne gibt

Viele davon hätten vermieden werden können, wenn die Planer und Bauleiter besser aufgepasst hätten, beklagt der Rechnungshof in seinem Bericht. Auch dies klingt nach einer Parallele zur Pinakothek der Moderne, die wegen verschiedener Mängel schon zehn Jahre nach ihrer Eröffnung zur Sanierung geschlossen werden musste.

Für das Museum, das die bedeutende zeitgenössische Sammlung des Ehepaares Udo und Anette Brandhorst in ein staatliches Haus überführte, sind die Vorwürfe besonders peinlich, weil es ausgerechnet mit seiner innovativen Bautechnik punkten wollte. Zur Eröffnung wurden gerade die Energie- und Lichttechnik als "weltweit Maßstäbe setzend" und als besonders ökologisch herausgestellt. "Eine ganzheitliche Denkweise, ein nachhaltiges museumstechnisches Konzept und der Wille, moderne Technik intelligent zu nutzen", hieß es im damaligen Eigenlob. Dadurch spare das Museum jedes Jahr 390 Tonnen Kohlendioxid ein, hieß es.

Was das Museum zu der Kritik sagt

Das Museum räumt Probleme zum Teil ein: "Ja, es ist noch Optimierungsbedarf da", sagt der Baubeauftragte Andreas Burmester. Die Regulierung von Tageslicht sei "wahnsinnig schwierig". Zudem habe München besonders diffizile Lichtverhältnisse. Trotzdem lohne sich der Aufwand. Es sei etwas Besonderes, wenn der Besucher am Morgen einen anderen Eindruck mitnehme als am Abend. Außerdem sei es seit Klenzes Alter Pinakothek Tradition, auf natürliche Lichtquellen zu setzen. Wissenschaftler favorisierten "aus ästhetischen Gesichtspunkten" eine Beleuchtung durch Tageslicht, betont auch das Kunstministerium. Diese Erkenntnis habe sich "weltweit durchgesetzt". Der Rechnungshof aber hadert mit dieser Technik. In allen vier Häusern des Museumsareals, also in der Brandhorst-Sammlung und den drei Pinakotheken, zeige sich, dass die Beleuchtung sehr störanfällig ist. Der Besucher könne den besonderen Eindruck dort ohnehin kaum wahrnehmen, weil Lichtschwankungen weggeregelt werden müssten, um die empfindlichen Kunstwerke zu schonen.

Auch den unerwartet hohen Energiebedarf räumt der Museumsbeauftragte Burmester ein - er müsse aber in Beziehung gesetzt werden zu dem besonders starken Besucheransturm in der Startphase. Je mehr Menschen kämen, desto stärker heize sich das Gebäude auf. Burmester geht davon aus, dass sich künftige Vergleichszahlen einpegeln werden. Zwar habe das Haus in der Rohbauphase in der Tat auffällig viele Mängel gehabt, davon seien aber aktuell nur noch 18 Punkte offen. "Das Haus ist so fehlerfrei wie kaum ein vergleichbares Gebäude", sagt der Museumsbeauftragte.

© SZ vom 24.03.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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