Bellevue di Monaco:Lernen durch Essen

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Die Initiative "Culture Kitchen" will den Münchnern andere Kulturkreise näherbringen, indem Menschen aus aller Welt ihre landestypischen Gerichte zubereiten. Das Ergebnis kann man jetzt in einem Café im Glockenbachviertel kosten.

Von Franziska Schwarz

Einen anderen Kulturkreis kennenlernen durch sein Essen: Das ist das Prinzip der Münchner Initiative "Culture Kitchen", bei dem Menschen aus der ganzen Welt typische Gerichte aus ihrer Heimat kochen. In der Nähe des Gärtnerplatzes ist das nun häufiger zu erleben - im neuen Café der Sozialgenossenschaft Bellevue di Monaco. Lena Lochner und Julian Waldenmaier leiten das Café, bisher organisierten sie mehrmals im Monat Kochtreffen in kleinen Gruppen. Aman Bachir aus Eritrea und Mohammed Kord aus Syrien waren zwei der vielen Köche, die daran teilnahmen. Jetzt kochen die beiden für das Café.

Im Cafébetrieb machen derzeit zwei Geflüchtete eine Ausbildung; perspektivisch will das Lokal mehr Flüchtlinge beschäftigen und auch ein Begegnungsort für Neu-Münchner werden. Die Einnahmen fließen in gemeinnützige Projekte der Sozialgenossenschaft.

Hier treffen Studenten auf Geschäftsleute, Nachbarn auf Geflüchtete

Das Besondere beim Essen: Für das täglich wechselnde Mittagsgericht wird kein fester Preis vorgegeben, sondern eine Preisspanne genannt: Ab 6,50 Euro ist man dabei, aber wer mehr zahlen kann, darf gerne auch einen Zehner geben. Ob denn viele freiwillig mehr geben? Auf jeden Fall, berichtet Lochner. Die Idee komme sehr gut an.

Das Mittagsgericht wechselt täglich und ist immer vegetarisch, auf der Internetseite des Cafés kann man sich vorab informieren. In Kalenderwoche 41 waren im Angebot: Falafel, Hummus, Tabuleh und eingelegtes Gemüse, dazu Fladenbrot. Bulgur mit Linsen, Joghurt-Gurken-Dip, Lauchcremesuppe sowie gemischter Salat am nächsten Tag. Anderntags gab es Ofengemüse mit Maniok-Pommes, dazu wurden ein sehr guter Sesam-Zitronen- sowie ein Tomaten-Koriander-Dip gereicht - dass die selbstgemacht waren, schmeckte man.

Außerdem finden sich auf der Karte beispielsweise belegte Pide-Brote (3,40 Euro) und arabische Vorspeisen sowie in der Theke selbstgebackene Kuchen (1,50 bis 2,50 Euro). Das Café ist zurzeit an vier Tagen in der Woche geöffnet. Mittelfristig wollen die Betreiber häufiger und länger öffnen - das könnte die Barbesucher im gentrifizierten Gärtnerplatzviertel interessieren, denn die Halbe Tegernseer gibt es hier für günstige drei Euro.

Im Café treffen Studenten auf Geschäftsleute, Nachbarn aus dem Viertel auf Bewohner des Wohn- und Kulturzentrums Bellevue di Monaco. Man sieht dort Mädchencliquen, Kumpels, die während der Büropause gemeinsam essen wollen, oder auch Familien. Geflüchtete, die sich zu Asyl- und Migrationsfragen beraten lassen wollen, finden hier viermal pro Woche die Hilfe von ehrenamtlichen Mitarbeitern (Dienstag 16 bis 18 Uhr, Mittwoch 18 bis 20 Uhr, Donnerstag und Freitag 10 bis 12 Uhr).

Mittelfristig sind im Café sind Filmabende und Konzerte geplant. In der Galerie stehen Sessel bereit. Mittags werden die 40 Plätze an den Tischen schnell voll. Das Ecklokal an Müller- und Corneliusstraße ist dank der hohen Schaufenster sehr hell, auch wenn momentan noch ein Baugerüst davor die Sicht versperrt. Der Stil der Möbel und der Lampen erinnert an die Fünfzigerjahre. Momentan helfen viele ehrenamtlich im Café aus, daher kann man an der Selbstbedienungstheke auch kein rasantes Profi-Tempo erwarten. Die Qualität des Essens dagegen ist durchaus professionell.

© SZ vom 17.10.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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