Beard Bar:Wildwuchs in der Eckkneipe

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Die Betreiber der "Beard Bar" springen auf einen Hipsterzug auf: In der Einraumbar herrscht ein ausgewachsener Bart-Overkill. Es dürfen aber auch Gäste ohne Haare im Gesicht rein.

Von Philipp Crone

Dieser Text ist leider veraltet, die Bar gibt es inzwischen nicht mehr.

Vor dem Eingang der vor zwei Wochen eröffneten Beard Bar in der Implerstraße steht ein junger Mann. Er trägt keinen Bart und sagt: "Manno, ich bin nicht reingekommen." Dann lacht er. Stimmt natürlich nicht. Jeder darf in die Beard Bar, auch wer keine Haare im Gesicht trägt. Aber wer sein Lokal unter ein dermaßen prägnantes Motto stellt, muss eben auch damit leben, dass dieses Thema beim Abend-Smalltalk rauf und runter geleiert wird. Auch deshalb stellt sich die Frage, warum man das kleine Ecklokal so genannt hat.

Bart-Wand in der Beard Bar. (Foto: Stephan Rumpf)

Die Betreiber sprechen von lustiger Idee und dass es das noch nicht gibt. Sie springen damit natürlich auf den gerade mit Höchstgeschwindigkeit durch alle Hippsterviertel dieser Welt rasenden Zug auf. Und drinnen in der quadratischen Einraumbar ist es dann auch ein ausgewachsener Bart-Overkill. Sprüche an den Wänden à la: "Grow what your father gave ya", "If your dad doesn't have a beard, you've got two mums" oder "shaving is for pussy's ... literally", außerdem kann man sich mit einem Papierbart für ein Polaroid ablichten und an die Bartwand hängen lassen. Die Betreiber tragen auch Bärte und dickrandige Brillen, und erklären unter dem Schild "No Hipsters!" ihr Konzept.

Das ehemalige Stüberl ist eine Art Nachtstarter. Karte und Musik ähneln eher einem Club. Longdrinks zwischen 5 und 6 Euro, auch hier ein leichter Motto-Overload, es gibt selbstverständlich einen Beard Mule. Das Helle für 2,50, der Hugo für 4 Euro ist für Münchner Verhältnisse günstig. An der bunt ausgeleuchteten Bar gibt es für Stammgäste (ab dem zehnten Besuch) ein Filz-Bierfilzl mit eingebautem Bierzähler. Gimmicks sind einfach Standard bei neuen Bars in diesem Jahrzehnt.

Das Lokal wirkt aber eher als Durchgangsstation für anschließende Clubbesuche denn als Festtrink-Kneipe. Ein paar günstige Biere nehmen, die Tour und die Clubabfolge planen, weiterziehen.

Was wohl an der Implerstraße passiert, wenn Bärte nicht mehr in Mode sind? Man kann den Namen dann wahrscheinlich schnell in Beer-Bar ändern, gleichzeitig würden sich die Betreiber wohl noch ganz andere Kunden erschließen, denn derzeit kann man sich als männlicher Nicht-Bartträger in der Beard-Bar durchaus ein wenig ausgeschlossen vorkommen. Darauf einen Beard-Mule.

© SZ vom 27.12.2014 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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