Bar Francis:Zu Besuch im Niemandsland

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Zwischen Dachauer Straße und Leonrodplatz hat die Bar Francis in Neuhausen aufgemacht. (Foto: Stephan Rumpf)

Ordentliche Burger und eine charmante Bedienung: Dem Francis in Neuhausen fehlt es zwar an Großstadtflair. Als Stadtteilkneipe für Studenten könnte sie aber Bestand haben.

Von Thierry Backes

Dieser Text ist leider veraltet, die Bar gibt es inzwischen nicht mehr.

Als The Hooters zum zweiten Mal an diesem Abend "Johnny B." trällern, stochert die Freundin noch immer in ihrer "Enchilada Vegetarianas" (9,50 Euro) herum, blickt auf und sagt: "Also, diese Bar, die könnte genau so gut in Bamberg stehen." Ein Kompliment ist das nicht. Doch vielleicht muss man sich erst klar machen, dass das Francis nicht irgendwo im Glockenbachviertel oder in Untergiesing eröffnet hat, sondern im Dreieck zwischen Leonrodplatz, Dachauer Straße und Landshuter Allee. Im Niemandsland, quasi.

Barserie : 'Francis' in Neuhausen, 11.September 2014, Foto : C : Stephan Rumpf (Foto: Stephan Rumpf)

Den Wirten Sebastian Lohscheidt und Frank Schimmer kann es mangels hipper Kundschaft also gar nicht darum gehen, einen supercoolen Laden zu betreiben. An der Stelle führt die Homepage des Francis mit ihrem zeitgemäßen Design und dem schummrigen Licht auf den Bildern in die Irre. Die Wandbeleuchtung in der Bar hat ein paar Watt zu viel, während die kugelförmigen Retro-Lampen an der Decke kaum und die Regale hinter der Bar in grellem Lila leuchten.

Dem Francis mangelt es vielleicht an großstädtischem Flair, als moderne Stadtteilkneipe - mit ordentlichem Essen zum guten Preis - könnte es Bestand haben. Die Burger (ab 8,90 Euro mit Pommes oder Wedges sowie einem einfachen Salat) sind nichts für Gourmets, dem Studenten aber, der am Tisch nebenan in einem Standardwerk über Maschinenbau blättert, schmecken sie. Vor allem mittwochs, wenn die Burger für 6,50 Euro zu haben sind.

Dazu empfiehlt sich ein Helles (3,20 Euro). Die Happy Hour geht zwar jeden Tag von 18 bis 20 Uhr und von 22 bis 0 Uhr, donnerstags gibt es den Caipi für vier Euro, und der Hugo steht für verlockende 4,90 Euro auf einer Tafel - doch er erinnert stark an gesüßte Kindermedizin. Und mit den viereinhalb Pfefferminzblättchen im Glas empfiehlt sich auch niemand für den Titel "Barkeeper of the year". Die charmante Bedienung schaut dafür regelmäßig vorbei und fragt, ob alles in Ordnung sei, sehr aufmerksam. So lässt sich festhalten: Wen es ins Niemandsland verschlägt (oder wer dort wohnt), der macht mit einem Abendessen im Francis nicht viel falsch. Und wo sonst geht man nach zwei Drinks und einem 180-Gramm-Burger für 18 Euro nach Hause?

© SZ vom 12.09.2014 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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