Bagida und die Neonazis:Worte voller Hass

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  • Die Bagida-Spitze stellt ihre Demonstrationen gerne als Protest besorgter Bürger dar. Ausländerfeindlich seien sie nicht, betonen die Anhänger immer wieder.
  • Die Szene aber ist geprägt von Rassismus und Hetze - auch gegen die geplante Moschee in München. Das zeigt ein Blick auf ein islamfeindliches Blog.
  • Auch Birgit Weißmann, die Anmelderin der Bagida-Märsche, fällt auf Facebook mit rassistischen Kommentaren auf.

Von Andreas Glas und Bernd Kastner

Für diesen Montag ruft der Münchner Pegida-Ableger Bagida ("Bayern gegen die Islamisierung des Abendlandes") zum vierten "Spaziergang" auf. Die islamfeindliche Szene stellt ihre Demonstrationen dar als Protest besorgter Bürger, die nicht ausländerfeindlich seien. Wer aber hört und liest, was sie sagen und schreiben, stößt immer wieder auf beleidigende, hetzende und rassistische Äußerungen. Im Hass gegen den Islam und die Muslime vereinigen sich die "besorgten Bürger" mit Neonazis.

Birgit Weißmann, die Anmelderin der Bagida-Märsche, fiel bei den Kundgebungen bislang nicht durch übermäßig radikale Rhetorik auf. Anders auf Facebook. Dort hat sie mehrere "Gefällt mir"-Links zur rechtsextremen "Identitären Bewegung" gesetzt. Nachdem die rechtsgerichtete Zeitung Junge Freiheit über den Türsteher-Test des Münchner Ausländerbeirats berichtet hatte, bei dem dunkelhäutige Beiratsmitglieder auffällig oft nicht in Discos eingelassen wurden, kommentierte Weißmann dies so (alle Schreibfehler der folgenden Zitate im Original): "viele Schwarze wollen doch nur Drogen verkaufen u. unsere dummen mädchen abschleppen und dann ihnen noch zum Schluss AIDS schenken !!!!". Gefragt, ob das nicht rassistisch sei, sagt sie: "Warum? Das ist doch die Wahrheit." Sie wisse das aus persönlichen Gesprächen mit Afrikanern: "Ich kann halt mitreden, weil ich schon in Afrika war."

Weißmann ist nach eigenen Angaben Mitglied der Münchner Ortsgruppe des Internetblogs Politically Incorrect (PI), die vom bayerischen Verfassungsschutz als extremistisch eingestuft wird. Auf PI war der vor einer Woche vorgestellte Architekten-Entwurf für eine repräsentative Moschee des "Münchner Forum für Islam" von Imam Benjamin Idriz Thema.

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Michael Stürzenberger, regelmäßiger Autor auf PI und Bundesvorsitzender der Kleinstpartei "Die Freiheit", schrieb über den "Islampalast", indem er ausführlich Münchner Zeitungen zitierte, die er bei Bagida-Demos als "Lügenpresse" beschimpft. Auf seinen Beitrag reagierten PI-User mit Dutzenden Kommentaren, wie bei PI üblich unter Pseudonymen, also anonym. Moscheen werden wahlweise als "Koranhütte", "Götzentempel" oder "Hassmeiler" bezeichnet.

Die Kommentare lesen sich beispielsweise so: "Dieser Imam Idriz ist doch der mit dem Schlangengesicht, oder?" Der User "Rabiator" postet: "Moscheen sind verfassungswidrige orientalische Haßtempel und haben im Okzident rein gar nichts zu suchen." Ein anderer schreibt: "Statt bei seinen verweichlichten arabischen Freuden (sic!) um milde Gaben zu bitten, wäre es doch überlegenswert, bei den Sprenggläubigen in Syrien nachzufragen. Ein Brückenkopf und Freiwilligenannahmestelle in München müßte doch auch für die interessant sein." "James Cook" schreibt: "Da steckt ein langfristiger Plan hinter. Der verfluchte Islam will Deutschland einkassieren und wenn wir nicht aufpassen werden wir noch erleben wie sich erste vertürkte Gebiete abspalten." Ein anderer will die Moschee künftig so nutzen: "In der post-islamischen Ära in Europa (und die wird kommen so wie das Amen in der Kirche) kann man daraus ja ein Terror-Museum machen."

So sähe das neue Islam-Zentrum aus - vom Kreativpark an der Dachauer Straße aus gesehen. (Foto: N/A)

Politiker wie Kanzlerin Angela Merkel oder Oberbürgermeister Dieter Reiter sind ebenfalls Zielscheibe der Kommentare, "Tiefseetaucher" etwa schreibt: "Diese Leute müssen weg, sie gehören mit Dreschflegeln aus ihren Amtszimmern verjagt. (...) Der verlogene Idriz und seine Sponsoren im Terrorstaat Katar sollen sich am Ende nicht die dreckigen Pfoten reiben dürfen."

Auch in Zuschriften an Redaktionen findet sich der Hass gegen den Islam. In einer Mail an die SZ heißt es zur Spendensammelaktion für das Islam-Forum: "Warum sollen wir Nicht-Muslime denn unserem Henker auch noch das Beil kaufen, ein bisschen viel verlangt, finden Sie nicht?"

Auch eine Diskussion über den gescheiterten Kandidaten für das Amt des Gesundheitsreferenten, der Sympathien für radikale Abtreibungsgegner gezeigt hatte, findet sich bei PI: "Wie tief ist dieses Land eigentlich gesunken? Welch widerlicher Faschismus breitet sich aus? Wenn wir soweit sind, dass Schützer des menschlichen Lebens zum Feind erklärt werden, dann sind wir im perversesten Faschismus angekommen! Sich für ungeborene Kinder einzusetzen ist in diesem Staat inzwischen genauso verachtet, wie wenn man sich im Dritten Reich für Juden, Kommunisten oder Schwule engagiert hätte! Menschenverächter wie Reiter sind nur noch zum Erbrechen!"

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Während sich die Bagida-Organisatoren formal von Neonazis abgrenzen und sie als "nicht willkommen" bezeichnen, hält das die ganz rechte Szene nicht davon ab, sich den Märschen anzuschließen. Die rechtsextreme Bürgerinitiative Ausländerstopp (BIA) mobilisiert seit Anbeginn für Bagida und ist begeistert vom Zulauf: "Für das schwarz-rot-grün versiffte München ist das ein toller Erfolg, den niemand erwarten konnte."

BIA-Stadtrat Karl Richter wird deutlicher: "Persönlich bin ich vor allem angetan über die rege und anhaltende Beteiligung aus der "rechten" Szene, die sich auch von der einen oder anderen halbseidenen Distanzierungsfloskel nicht abhalten läßt." Auch für den vierten Bagida-Marsch an diesem Montag erwartet die Polizei wieder zahlreiche Neonazis.

© SZ vom 02.02.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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