Ausstellung:Sehnsucht nach Harmonie

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Von den Bergen bis in die Küstenebenen reichen Balis Reisterrassen - wie hier auf dem Foto von 2015 in Canggu - mit ihrem kunstvollen Bewässerungssystem. Doch das Touristenidyll trügt, denn die schöne Landschaft wird durch knochenharte Arbeit von Farmern geschaffen. (Foto: Wan Jing, NUS MLA Studio Rekittk)

Die Pinakothek der Moderne zeigt in der Ausstellung "Draußen" die Notwendigkeit von Landschaftsarchitektur und die Probleme, mit denen die Gestalter zu kämpfen haben.

Von Jürgen Moises

Die Natur ist nicht von sich aus eine Landschaft, sondern sie wird dazu, wenn sich der Mensch ihr "ohne praktischen Zweck in freier genießender Anschauung zuwendet". So hat der Philosoph Joachim Ritter den Begriff der Landschaft definiert, und geht man von dieser Position aus, dann klingt Landschaftsarchitektur nach einer schöngeistigen Aufgabe.

Tatsächlich besteht sie wie jede Architektur aber aus unzähligen Kompromissen, weil der Landschaftsarchitekt zwischen vielen Interessen und Aufgaben vermitteln muss. Es geht um Raumleitung und Bauleitplanung, um Natur- und Umweltschutz, darum, wie viel Grün in einer Stadt erlaubt oder gewollt ist oder wie man in urbanen Zusammenhängen Freiräume schafft, die zumindest nicht primär monetären Interessen dienen.

Dass es einen solchen "Freiraum" überhaupt noch gibt, das stellt die Ausstellung "Draußen. Landschaftsarchitektur auf globalem Terrain" im Architekturmuseum der TU in der Pinakothek der Moderne in Frage. Stattdessen gehen die Organisatoren von der Prämisse aus, dass es keinen Winkel der Erde mehr gibt, der nicht von der Urbanisierung und Ausbeutung fossiler Brennstoffe, von Mobilität, Migration und ökologischen Veränderungen betroffen ist. Zudem weisen sie die Vorstellung, dass es bei der Landschaftsarchitektur um eine Art "Harmonisierung" zwischen Stadt und Land geht, als romantische Idee aus.

Mit welchen Problemen und Aufgaben Landschaftsarchitekten tatsächlich zu tun haben und mit welchen Strategien und Konzepten sie an diese herangehen, das wird in Form von zehn konkreten Fallbeispielen vorgestellt. Diese führen von Casablanca über Madrid bis Kigali und Medellin und zeigen auf, wie dort zwischen Stadt und Umland unter lokalen und globalen Bedingungen vermittelt wird. Erarbeitet wurden die Beispiele von fünf akademischen Teams, die dafür auf eigene Forschungsergebnisse zurückgreifen.

Ganz konkret geht es etwa um Straßenplanung am Rande von Madrid, den Umgang mit informellen Siedlungen in Lima oder künstliche Bewässerung in Indonesien. Projekte, die die Veränderungen in der Landschaftsarchitektur aufzeigen genauso wie ihre noch gestiegene Notwendigkeit.

Draußen. Landschaftsarchitektur auf globalem Terrain, Do., 27. April bis 20. Aug., Di. bis So., 10-18 Uhr, Do., 10-20 Uhr, Pinakothek der Moderne, Barer Str. 40, 089/23805360

© SZ EXTRA vom 27.04.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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