Ausstellung:Harmonie aus Holz, Gold, Stein

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Florian Ludwig (links) und Quirin Herzinger mit ihrem Werk "Metamorphose Kastanienblatt". (Foto: Florian Peljak)

Ein neues Projekt der beruflichen Schulen bringt angehende Handwerker zusammen.

Von Melanie Staudinger

Am Anfang sind Florian Ludwig und Quirin Herzinger doch ein wenig skeptisch gewesen. Der eine besucht die städtische Fachschule für Steintechnik, der andere die Meisterschule für das Holzbildhauerhandwerk. Ein Steinmetz mit seiner sehr flächigen, groben Arbeitsweise und ein Bildhauer, der sich langsam und formal herantastet? Wie soll das zusammengehen, fragten sich die beiden. Doch sie stellten sich der Herausforderung - mit Erfolg. Beim Wettbewerb "Holz-Stein-Gold"der beruflichen Schulen an der Luisenstraße, der von der Danner-Stiftung unterstützt wird, gewannen sie mit "Metamorphose Kastanienblatt" den ersten Preis.

Das Kooperationsprojekt von Steinmetzen und Holzbildhauern ist etwas Neues am beruflichen Schulzentrum. "Wir wollten Holz und Stein, also total verschiedene Materialien, zusammenbringen", sagt Lehrer Hartmut Hintner. Die Aufgabe klingt zunächst schlicht. Zweierteams sollen eine vertikale Skulptur für den Garten entwerfen. Die Schwierigkeit: Erstens müssen die Schüler zwei Materialien zusammenbringen, die sich eigentlich abstoßen, und zweitens muss das Ganze auch noch Wind und Wetter standhalten. "Ein solcher Auftrag könnte durchaus in der Realität vorkommen", sagt Hintner. Fast alle Schüler machten sich nach der Ausbildung selbständig, der Wettbewerb soll sie auf diese Zeit vorbereiten: Die jungen Handwerker entwickeln eine Idee, erstellen ein Modell mit Kalkulation und setzen ihre Projekte um.

So läuft es auch bei offiziellen Wettbewerben, etwa bei Kunst am Bau, ab. "Die beruflichen Schulen müssen immer auf dem aktuellen Stand sein", sagt der stellvertretende Schulleiter Robert Predasch. Das bedeute zum einen, dass sie die Schüler auf die Anforderungen des Arbeitsmarkts vorbereiten. Zum anderen heißt es aber auch, dass immer die neuesten Geräte angeschafft werden müssen. Gerade habe die Schule in neue CNC-Maschinen investiert, um präzise Werkstücke zu erstellen könnten, sagt Predasch. Die Stadt investiert viel Geld in die Münchner Berufsschulen - von den 88 öffentlichen beruflichen Schulen sind 85 in kommunaler Trägerschaft.

Ludwig und Herzinger stehen in der Werkstatt, die eigentlich für die Steinmetze reserviert ist. Den hier üblichen Steinstaub haben die Schüler zusammengekehrt und ihre Arbeiten angeordnet. Auch das gehört zu den Herausforderungen des Wettbewerbs: eine Ausstellung konzipieren, die den Blick der Betrachter auf die Objekte zieht, die Ruhe in einen unruhigen Raum bringt, der eigentlich nicht für die Präsentation von Kunstwerken geschaffen ist. Vorne haben die Holzbildhauer-Azubis Stühle gestaltet, die aus nur zwei Einzelteilen bestehen. An der gegenüberliegenden Wand haben Gold- und Silberschmiede-Meisterschüler Schmuckstücke erstellt zum Thema "Synästhesie - Musik wird Schmuck". Hinten im Raum haben die Steinmetze Papiertaschen als Steingefäße nachgeformt, den Gang flankieren Kopf-Skulpturen der Holzbildhauer.

Die Stelen des Kooperationsprojekts stehen ebenso im Raum verteilt wie die Flugobjekte der Holzbildhauer. Das Objekt von Ludwig und Herzinger ist poliert, geschliffen, gefeilt, zerstört - die Strukturen symbolisieren den Lebenszyklus eines Blattes ebenso wie die Kombination von flächigem, gespanntem Cenia-Kalkstein und dem fasrig-löchrigen Douglasie-Holz. Für die beiden Handwerker hat sich die Mühe jedenfalls gelohnt: Sie wollen weiter zusammenarbeiten und auch nach der Schulzeit gemeinsame Projekte verwirklichen - um sich von der übrigen Konkurrenz abzuheben.

Die Wettbewerbsarbeiten sind bis 21. Dezember von 10 bis 18 Uhr in der Luisenstraße 9-11, Haus A, ausgestellt. Am Mittwoch hält Bildhauer Peter Senoner einen Vortrag zum Thema "DETROITanic".

© SZ vom 19.12.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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