Ausstellung:Der Suppenkaiser

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Lichtgestalten: Der FC Bayern feiert in seiner "Erlebniswelt" die Fußballidole Karl-Heinz Rummenigge und Franz Beckenbauer (von links). (Foto: Robert Haas)

Beckenbauer, Müller und Rummenigge: Der FC Bayern lässt "200 Jahre Fußballgeschichte" Revue passieren

Von Marco Völklein

Der Blick zurück ist für so manchen Sportreporter eher weniger interessant. Die Niederlage vom Wochenende? Ist doch Geschichte. Lässt sich eh nichts mehr ändern. Viel wichtiger ist der Blick in die Zukunft. "Franz", sagt einer vom Bezahlsender Sky an diesem Samstag im Fröttmaninger Stadion, "lass' uns mal nach vorne schauen." Und so antwortet der Franz, der Beckenbauer, auf die wichtigen Fragen zum Champions-League-Spiel gegen Barca. Sagt, dass die Bayern "die Spanier unter Druck setzen werden". Dass aber bald auch das Ende einer großen Bayern-Generation nahe sein könnte: "Ich kann mir durchaus vorstellen, dass der Umbruch jetzt langsam eingeleitet wird."

Beckenbauer steht dabei in einem Nebenraum der FC-Bayern-"Erlebniswelt". Ein Trikot seines ehemaligen Vereins New York Cosmos liegt in einer Glasvitrine, ebenso ein altes Paar Plastiksandalen, mit denen Gerd Müller einst zum Duschen schlurfte. Ausgestellt ist auch ein Vespa-Buch aus der Sammlung des Roller-Fans Karl-Heinz Rummenigge. Beckenbauer und Müller feiern heuer ihre 70. Geburtstage, Rummenigge wird 60 Jahre alt. Zusammen bringen es die drei Fußballer, die schon als Spieler, Trainer, Präsidenten und Manager für die Bayern tätig waren, auf "200 Jahre Fußballgeschichte", wie es der Verein ankündigt. Mit der Ausstellung in der Erlebniswelt werden sie gewürdigt.

Da erfährt man unter anderem, dass Beckenbauer Ende der Sechzigerjahre für 12 000 Mark Honorar Reklame machte für eine Suppenfirma. Und diese dafür eigens Löffel mit seinem Namen gravieren ließ. Beckenbauer sei der erste Sportler in Deutschland gewesen, "mit dem Unternehmen persönliche Werbeverträge abschlossen", urteilen die Ausstellungsmacher. "Damit war er Türöffner für eine ganze Branche, der sich plötzlich ganz neue Verdienstmöglichkeiten erschlossen."

Bei der Ausstellungseröffnung beschränken sich die Fußballer darauf, Höflichkeiten auszutauschen und Geschichten zu erzählen. So erinnert sich Beckenbauer noch daran, wie er mit anderen nach einer Niederlage an der Säbener Straße saß und sie den damaligen Trainer Otto Rehhagel hereinbaten. "Otto, du bist entlassen", habe er, Beckenbauer, damals gesagt. "Es gibt schönere, angenehmere Situationen", sagt Beckenbauer heute.

Aber wen interessieren die Geschichten von damals? Am Dienstag geht es im Rückspiel in der Champions League gegen Barcelona. Da ist dann selbst Beckenbauer wieder in der Gegenwart. Mario Götze sei zwar ein großartiges Talent, sagt der Ehrenpräsident noch in die Kameras der TV-Reporter. "Manchmal kommt er mir noch ein bisschen vor wie ein Jugendspieler, der leichtfertig die Bälle dann weggibt." Daran müsse der arbeiten.

© SZ vom 11.05.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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