Ausschlag durch seltene Pflanze:Gift-Efeu in Dachau

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Im Dachauer Stadtgebiet ist eine gefährliche Efeuart aufgetaucht - der Giftsumach. Schon bei einer leichten Berührung kann er zu extrem starken allergischen Hautreaktionen führen.

Gerhard Wilhelm

Sie stammt aus Nordamerika und ist eigentlich nur in wenigen botanischen Gärten zu finden: der Giftsumach oder Gift-Efeu, auch wissenschaftlich Toxicodendron radicans genannt. Jetzt ist diese Pflanze, die bei Hautkontakt extrem starke allergische Reaktionen verursachen kann, im Stadtgebiet von Dachau aufgetaucht.

Im Giftsumach ist der Pflanzenwirkstoff Urushiol enthalten: Er kann schon bei leichten Berührungen oder Ausdünstungen der Pflanze zu ausschlagartigen Rötungen am ganzen Körper führen. (Foto: Foto: LfL)

Wie die Bayerische Landesanstalt für Landwirtschaft (LfL) mitteilt, soll es sich um den bundesweit erst zweiten Fall von einem Auftreten dieser sogenannten Neophyte im Freilandbereich handeln. Ein Neophyt ist eine nicht einheimische Pflanzenart, die erst nach 1492, dem Jahr der Entdeckung Amerikas durch Kolumbus, bewusst oder unbewusst, direkt oder indirekt vom Menschen in Gebiete gebracht wurde, in denen sie natürlicherweise nicht vorkamen.

Alle Sumachgewächse zeichnen sich nach Angaben der Landesanstalt durch eine mehr oder minder starke Giftigkeit aus, die auf den Pflanzenwirkstoff Urushiol (Typ I-V) zurückzuführen ist. Urushiol ist eines der stärksten pflanzlichen Kontakttoxine.

Durch leichte Berührung der Blätter des Giftsumachs oder selbst schon durch Ausdünstungen der Pflanze kann es zu einer ausschlagartigen Rötung am ganzen Körper kommen. Bei einer stärkeren allergischen Sensibilisierung können sogar extreme, blasenartige Hautverbrennungen auftreten.

In den USA sollen fast 90 Prozent der Bevölkerung eine spezifische Allergie gegen Giftsumach besitzen, schreibt die LfL. Dort werden bereits Kleinkinder mit Lernreimen wie "Leafs of three, let it be" trainiert, jeden Kontakt mit Giftsumach zu vermeiden. Bereits ein Nanogramm, ein einmilliardstel Gramm Urushiol kann einen Hautausschlag auslösen. Dies bedeutet, dass theoretisch zehn Gramm Urushiol reichen würden, um bei der gesamten Weltbevölkerung Hautschäden zu verursachen. Das Toxin ist im Milchsaft der Pflanze konzentriert und ist noch in abgestorbenen Pflanzen mit einer Dauer von bis zu fünf Jahren schädlich.

Die zuständigen Behörden rätseln derzeit noch, wie die Giftpflanze auf die mit Bäumen und Sträuchern bepflanzte Grünfläche in Dachau gekommen ist. Eine Vermutung geht von der Auswilderung aus einem ehemaligen Kräutergarten aus. Oberstes Ziel ist jetzt, den Befall absolut sicher zu beseitigen und eine weitere Verbreitung damit zu verhindern. Weiter Informationen unter www.LfL.bayern.de

© SZ vom 28.07.2009 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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