Architektur:Es regiert die Schachtel

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"Höher, schöner, grüner" vom 10./11. Februar:

Nur die Kistenform

Wer mit offenen Augen durch München geht, kann der Attacke von Manuel Pretzl auf die Münchener Architektenschaft und den daraus gebildeten Gremien nur zustimmen. Die Betroffenen werden natürlich alle Vorwürfe als parteipolitisch motivierte Polemik zurückweisen. Die Beweise sind aber erdrückend und überall in der Stadt zu besichtigen. Man fragt sich, nach welchen Kriterien diese Gremien ihre Entscheidungen treffen. Dem Augenschein nach gelten dort folgende Regeln: 1. Die Kistenform ist die einzig zulässige. 2. Schmückende Details sind Teufelszeug und widersprechen der reinen Lehre (Leere). 3. Sollte jemand von außerhalb der Gremien Gefallen an einem Entwurf finden, so wurde etwas falsch gemacht, und es muss sofort umgeplant werden. Natürlich gibt es auch Ausnahmen, aber leider viel zu wenige. Hans Kössler, München

Kein Spielraum für Kreativität

Ich begrüße es sehr, wenn ein Politiker endlich etwas gegen die einfallslose und langweilige Architektur in München unternimmt, fürchte aber, dass es fast zu spät ist. Wenn ich Städte wie Hamburg, Berlin oder Valencia und Barcelona durchstreife, bekomme ich regelrecht eine Wut auf die "Schachtelarchitektur" unserer Stadt. Ich kenne kein einziges kreatives Großprojekt der letzten 20 Jahre hier. Das liegt meines Erachtens auch daran, dass kommunale Grundstücke regelmäßig an die fünf bis sechs Platzhirsch-Bauträger vergeben und aufgeteilt werden mit dem Ergebnis, die Parzelle bis auf den letzten Quadratmeter vollzupflastern. Da geht es um Gewinnmaximierung und nicht um Wohnqualität, für Kreativität bleibt da kein Spielraum. Mir fallen noch die Arnulfstraße dazu ein und Teile des Bavariaparks, ein besonderes Gräuel entsteht gerade an der Drygalski-Allee/Boschetsriederstraße. Ich habe immer ein entsprechendes Engagement von Politikern jeglicher Coleur oder auch vom Rathaus vermisst. Insofern kann ich nur hoffen, dass Herr Pretzl noch etwas gegen diese "Gähnarchitektur" bewirken kann. Hans Ziegler, München

© SZ vom 19.02.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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