Es geht schon aufs Ende des Abends zu, als die ältere Frau mit der Frage an die Bundeskanzlerin herauskommt, die jeder erwartet und sonst keiner stellen will: "Wissen Sie nicht, dass der Heilige Vater für uns Katholiken der Stellvertreter Christi auf Erden ist und kein Politiker, den man kritisieren kann?"
Die Piusbrüder-Frage. Getuschel, Buh-Rufe, Applaus in der Münchner katholischen Akademie: Angela Merkel hatte im Frühjahr Papst Benedikt XVI. scharf kritisiert, weil er die Exkommunikation für einen Traditionalisten-Bischof aufgehoben hatte, der den Holocaust leugnet. Seitdem gilt das Verhältnis mancher Katholiken zur Kanzlerin als gespannt, deshalb hat sie auch auf den Versöhnungsbesuch gedrängt.
Also erst Selbstverteidigung: Bei Holocaust-Leugnung müsse "die Bundeskanzlerin das Wort ergreifen". Und dann ganz viel Lob für den Papst. Ein Denker, der für europäische Werte stehe, wie sie. Und bei so viel Harmonie ist auch ein Plausch mit Ministerpräsident Horst Seehofer selbstverständlich selbstverständlich.