Angeklagter gesteht Gewalttat:Überfall beim Autokauf

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Bei einem Autokauf hat ein Mann eine junge Frau überwältigt, gefesselt und ihr das Portemonnaie gestohlen. Der Angeklagte räumt die Tat vor dem Landgericht ein.

Andreas Salch

Ihren großen Traum, Polizistin zu werden, wird sich Ute Z., 20, (Name geändert) nicht mehr erfüllen können. Eine Zusage hatte sie aufgrund ihres guten Abiturs schon in der Tasche. Doch dann musste sie eine Traumatherapie beginnen. Für den Polizeidienst ist sie deshalb ungeeignet. Am Donnerstag saß Ute Z. im Sitzungssaal B275 am Landgericht nur wenige Meter entfernt von dem Mann, der sie so sehr in Angst und Schrecken versetzt hat: Hüseyin K.

Der Angeklagte hat die gewaltsame Überwältigung der jungen Frau beim Autokauf bereits gestanden. Der Prozess dauert noch an. (Foto: Foto: AP)

Am 4. August vorigen Jahres hatte sich der 39-jährige Anlagentechniker mit Ute Z.s Mutter verabredet. Er gab vor, deren weißen Porsche Cayenne zum Preis von 59.000 Euro kaufen zu wollen. Das Auto war noch fast neu. Das Angebot hatte Hüseyin K. im Internet gelesen. Nachdem die Mutter ihn in ihre Wohnung in Haar gelassen hatte, bedrohte er sie mit einer Softair-Pistole, die aussah wie eine scharfe Waffe.

Geldnot als Motiv

Danach warf er sein Opfer zu Boden, fesselte es mit Kabelbinder und verklebte der Frau Augen, Mund und Nase mit mehreren Lagen Klebeband. Als Ute Z. die Wohnung betrat, wurde auch sie überwältigt. Es kam zu einem Gerangel. Dabei biss sie Hüseyin K. in den Daumen, worauf dieser sie so würgte, dass sie nach Luft schnappte. Menschen, die ihr wichtig sind, sagte die Abiturientin vor Gericht, seien in jenem Augenblick "porträtartig" an ihr vorbeigezogen.

Obwohl K. die Frauen in seine Gewalt gebracht hatte, flüchtete er Hals über Kopf aus der Wohnung. Den Kfz-Brief für den Porsche Cayenne nahm er mit, ebenso das Portemonnaie von Ute Z., worin sich unter anderem zehn Euro Bargeld befanden. Die Schlüssel für den Porsche ließ er jedoch zurück. Trotz der vielen Parallelen zum Mord an dem Manager Dirk P. gebe es keine Hinweise, dass Hüseyin K. mit den Tätern in dem Mordfall jemals etwas zu tun hatte, sagte die Vertreterin der Staatsanwaltschaft am Rande des Prozesses.

Hüseyin K. wurde wenige Tage nach der Tat gefasst. Die Ermittler nahmen ihn an seinem Wohnort in Penzberg fest. Zu Beginn der Verhandlung ließ der 39-Jährige über seinen Verteidiger Florian Ufer erklären, dass er die Tat einräume. Das Motiv sei eine "finanzielle Notlage" gewesen. Seinen Opfern hat Hüseyin K. im Rahmen eines Täter-Opfer-Ausgleichs inzwischen 7000 Euro überwiesen. Der Prozess wird übernächste Woche fortgesetzt.

© SZ vom 22.01.2010 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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