Bürgerversammlung:Bedrohung auf vier Rädern

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Neben dem Thema Schule spielen vor allem der Verkehr und die damit verbundene Belastung eine herausragende Rolle bei der Bürgerversammlung des Stadtbezirks Allach-Untermenzing

Von Anita Naujokat, Allach-Untermenzing

Der wohl ungewöhnlichste Antrag war der, die Mehrwertsteuer für Schüleressen in der Mittagsbetreuung auf den Satz zu reduzieren, der auch für Hundefutter gilt: von 19 auf sieben Prozent. Das Ansinnen löste einen wahren Jubelsturm in der Bürgerversammlung des Stadtbezirks Allach-Untermenzinger aus - aber Bürgermeister Josef Schmid (CSU), der die Versammlung leitete, musste passen: Die Mehrwertsteuer unterliege nicht den Kommunen und Ländern, die sei leider Bundessache.

Der Antrag war natürlich nur das i-Tüpfelchen eines ganzen Pakets, in dem der Elternbeiratsvorsitzende des Louise-Schroeder-Gymnasiums Verbesserungen in der Schulversorgung und im Schulsport forderte. 440 Plätze in der Mittagsbetreuung fehlten im gesamten Stadtbezirk, darunter bis zu 40 allein an der Manzoschule, hatte die CSU-Stadträtin Heike Kainz als Vorsitzende des Bezirksausschusses zuvor schon ausgeführt. Eltern der Grundschule an der Eversbuschstraße haben gar eine Online-Petition für mehr Schulwegsicherheit unter dem Stichwort "Verkehrsgefahr in München-Allach" ins Leben gerufen, die bereits 140 Unterstützer fand.

Knapp 20 von rund 400 Bürgern meldeten sich zum Teil mit mehreren Anträgen und Anfragen zu Wort, gut die Hälfte davon drehte sich ausschließlich um Verkehrsprobleme zu den bekannten neuralgischen Stellen: die Eversbuschstraße, die Einmündung Ludwigsfelder Straße in die Eversbuschstraße, die Schöllstraße, die Einmündung zur Pasteurstraße. In Letzterer ärgert sich ein Anwohner nicht nur über den Verkehr, sondern auch über einen angeblich illegalen Bau eines Wohnheims, dem jetzt das Baureferat nachgehen wird. Henning Clewing (FDP) wiederholte seinen Antrag aus dem Bezirksausschuss, zur Eversbuschstraße eine weitere Nord-Süd-Verbindung zuzulassen und aktiv zu planen. Bernd Schmiedlau, Mitarbeiter der Verkehrsplanung im Planungsreferat, begründete die Ablehnung einer weiteren Verbindung von der Pasteurstraße zur S-Bahn Karlsfeld mit großen Schwierigkeiten baulicher Art. Zudem würde eine solche Achse "Tür und Tor für den Schwerlastverkehr" aus dem Norden öffnen, gab er zu bedenken. Und zur Eversbuschstraße gebe es keine Alternative. Doch habe die A 99 West sie mit Ausnahme der Spitzenzeiten "spürbar entlastet". Mehr Hoffnung machte er den Anwohnern aus der Waldhornstraße für eine Öffnung der Manzostraße zur Brieger Straße. "Wir können die Diskussion gerne wieder aufnehmen." Allerdings prallten da Fronten aufeinander, weil Moosach strikt gegen die Öffnung sei.

Vier Anträge betrafen das Altenheim an der Franz-Nißl-Straße, wovon die Bürger allerdings nur einen positiv beschieden: Demnach müsste der geplante Bau um ein Geschoss niedriger werden und 100 statt der vorgesehenen bis zu 18 Tiefgaragenplätze, auch zum Vermieten gebaut werden. Die anderen drei Anwohner wollten das Bauvorhaben komplett abgewiesen sehen, unter anderem auch wegen der Zumutung eines "tassenklappernden Cafés" und lauter Veranstaltungen.

Auf Hilfe kann dagegen der Historiker Walter G. Demmel für seine Idee hoffen, im "aufstrebenden Kulturstadtbezirk", ein kleines Technikmuseum einzurichten. Ottmar Treß aus dem Kulturreferat sagte ihm spontan Unterstützung zu. Großen Zuspruch fand auch der Antrag, das Allacher Sommerbad wieder zu installieren. Doch dafür sieht selbst Befürworter Schmid wenig Chancen, da die Stadtwerke ganz andere Dinge wie die Energiewende und den ÖPNV zu meistern hätten.

© SZ vom 25.06.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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