Abschied von der Glühbirne:Langsam gehen die Lichter aus

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Die letzten Tage der Glühbirne sind gezählt. Deshalb hamstern die Münchner zur Zeit tausende Glühbirnen. Ab 1. September werden nur noch Restbestände verkauft.

Korbinian Spann

Als Thomas Alva Edison 1879 die Glühbirne, wie wir sie heute kennen, erfand, war das der Beginn einer beispiellosen Erfolgsgeschichte. Kaum ein Produkt hat das Leben im 19. Jahrhundert mehr revolutioniert, als der Glaskolben mit dem Glühfaden, der den Menschen das elektrische Licht in ihre Wohnungen brachte.

Ab 1. September werden keine Glühbirnen mehr für den deutschen Markt produziert. (Foto: Foto: Spann)

Die Glühbirne ist ein fester Bestandteil im Alltag geworden, so wie das Auto oder das Telefon. Doch das soll jetzt anders werden. Im Zuge des weltweiten Umweltschutzes wird die herkömmliche Glühbirne jetzt verboten und durch die Energiesparlampe ersetzt. Ab September werden die beliebten Leuchten nicht mehr für den deutschen Markt produziert und ausgeliefert. Die Glühbirne soll vom Markt verschwinden.

Doch den Münchnern gefällt das gar nicht. Derzeit kommt es in der Stadt zu fast schon panikartigen Hamsterkäufen. Florian Müller, Verkäufer für den Elektrohandel "Hans Nahr" in der Sendlingerstraße, berichtet, dass die Kunden seinen Laden geradezu leerkaufen. "Vergangene Woche hat eine Kundin acht Tüten Birnen im Wert von tausend Euro gekauft", sagt Müller. Um der hohen Nachfrage gerecht zu werden, hat das Geschäft noch vier Tonnen der alten Glühbirnen geordert. Da diese Menge nicht mehr in das Lager passt, hat man den Vorrat privat gelagert.

Müller kann die Hamsterkäufe gut verstehen, denn er sieht die Einführung der Energiesparlampen grundsätzlich kritisch: "Es ist gut, wenn die Verbraucher die Energiesparlampen boykottiern". Der Verkäufer kann seine ablehnende Haltung auch begründen. Der hohe Quecksilbergehalt der Lampen und der Elektorsmog zeigten, dass die neuen Lampen nicht besonders umweltfreundlich seien, sagt Müller.

Deshalb rät er, zu den Energiesparbirnen mindestens eineinhalb Meter Abstand zu halten. Auf dem Nachttisch sei eine solche Lampe nicht zu empfehlen. Einige Kunden hätten bei ihm bereits über Beschwerden geklagt, die durch den Elektrosmog bedingt seien.

Die Vielfalt der Glühbirnen verschwindet Wie in der Zeitschrift Ökotest von 2008 und 2009 nachzulesen ist, sei auch die Energieeinsparung wesentlich geringer als behauptet. Auch die Dimmung des Lichts ist in vielen Fällen nur mechanisch möglich. Bedauerlich findet Müller auch, dass viele der alte Birnen in verschiedenen Farben und Formen ersatzlos gestrichen werden. "In viele alte Lampen passen die neuen Energiesparlampen nicht", sagt Müller. Die Vielfalt der Glühbirnen würde so systematisch eingeschränkt und verschwinden. "Nicht der Umweltschutz ist der Grund für das Gesetz, sondern die Lobbypolitik der Industrie", mutmaßt Müller.

Weil die Birnen äußerst begehrt sind, verspricht Müller die meisten Sorten der alten Birnen weiter im Sortiment zu behalten. Vorerst werden die 100 Watt Birnen aus dem Sortiment genommen, ab September 2010 die 75 Watt Birnen und ab 2011 auch die 60 Watt Birnen.

Auch andere Läden in München bestätigen den reißenden Absatz der Glühbirnen. Anna Maria Eisner, Verkäuferin im "Lampenschirm", einem Fachgeschäft nahe des Isartors, sagt, dass viele Kunden mit der Abschaffung der alten Glühbirne nicht einverstanden seien. Seit einer Woche würden die Käufer vermehrt nach den alten Modellen verlangen. Nicht selten würden dann mehr als 30 Stück zusätzlich zu einer Lampe gekauft.

In alle Lampen, die der Laden führt, würden natürlich auch Energiesparlampen passen. "Viele Kunden sind oft nicht ausreichend informiert", berichtet Eisner. Die Mehrzahl wüsste nicht, dass es auch Energiesparlampen mit weichem Licht gebe.

"Die Zukunft sind Leuchtdioden" Auch die Elektroabteilung des Kustermann bestätigt, dass die Kunden unverhältnismäßig viel alte Birnen erwerben würden. Der Preis sei jedenfalls nicht die Ursache für die Ablehnung, da die neuen Birnen nur unwesentlich teurer seien. Doch die Leute würden sich ausführlich beraten lassen. Vor allem wollten die Kunden wissen, wie lange es die Glühbirnen noch gebe und welche Ersatzprodukte am besten geeignet seien. Selbst für die Fachverkäufer seien die zum Teil widersprüchlichen Meldungen über den Nutzen oder Nachteil der neuen Birnen schwer nachvollziehbar.

Bei Kustermann vermutet man, dass die Technik und das Aussehen der neuen Birnen bald weiter entwickelt wird. Die Zukunft sind Leuchtdioden, so genannten LED Leuchten. Doch diese speziellen Birnen hätten zur Zeit noch eine geringe Lichtleistung. Die Technik ist einfach noch nicht so weit.

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