Szene München:Tankstelle fürs Handy

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Früher hat man Zufallsbekanntschaften gemacht, wenn der alte Spezl mal eben kurz auf Toilette ging. Heute zückt man sein Handy. (Foto: Florian Peljak)

Beim Weggehen wird getanzt, getrunken - und permanent kommuniziert. Problematisch wird es, wenn der Akku leer ist. Doch Rettung ist nah: Münchens wohl erste Handytankstelle hat eröffnet.

Eine Kolumne von Lisa Sonnabend

Das waren also die stillen Tage. Im N.Y. Club wurde bei der Sexy X-Mas getanzt, bei "Happy Birthday, Baby Jesus" im Backstage legte der DJ Indie-Songs auf, und beim X-Mas-Ball in der Milchbar ertönte House. Und als wäre dies nicht schon laut genug gewesen, wurde die Musik zwischendurch sogar übertönt. Von schrillen Stimmen: "Wo bist du? Ich versteh dich so schlecht", kreischt einer in sein Handy. "Logo, wir schauen später noch bei Euch vorbei", ein anderer.

Beim Weggehen wird getanzt, getrunken und permanent kommuniziert. Früher hat man Zufallsbekanntschaften gemacht, wenn der alte Spezl mal eben kurz auf Toilette ging. Heute zückt man solange sein Handy, um einen anderen alten Spezl zu kontaktieren. Der Nachtschwärmer schwirrt nicht mehr herum, er plärrt und tippt.

Problematisch wird es, wenn jemand vom Weihnachtsbesuch bei den Eltern zwar zahlreiche Geschenke mitgebracht hat, aber dafür das Ladekabel bei den Erzeugern vergessen hat. Dieser arme Tropf steht nun im Lokal, das Display blinkt nicht mehr, Akku alle. Und nun? Wo genau auf der Feierbanane liegt der neue Club, den man später unbedingt noch ausprobieren wollte? Und in welcher Bar ist der Dings gerade?

Doch Rettung ist nah, denn Münchens wohl erste Handytankstelle hat eröffnet. Im Café Kosmos am Hauptbahnhof. Beim Barkeeper kann der Gast nicht nur billiges Astra oder einen gut eingeschenkten Gin Tonic bestellen, sondern auch einen Schlüssel. Der passt zum Schloss des kleinen dunklen Kästchens im Wandschrank neben der Bar. Darin: zahlreiche bereits an Steckdosen angeschlossene Ladekabel - passend für fast jedes Smartphone-Modell.

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Von Axel Hechelmann

Telefon anstecken, Kästchen zusperren, Schlüssel zurückgeben, ein Bier trinken, Schlüssel noch einmal holen, Kästchen aufsperren, und die mobile Wirklichkeit hat uns wieder. Schade eigentlich.

© SZ vom 27.12.2012 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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