Staatsregierung soll zahlen:LMU fordert Ersatz für Studiengebühren

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Sollten in Bayern die Studiengebühren wegfallen, fordert LMU-Präsident Bernd Huber von der Staatsregierung einen vollen Ausgleich für die fehlenden Einnahmen. Außerdem sollten die Ausgleichszahlungen an die steigenden Studentenzahlen gekoppelt werden.

Sebastian Krass und Martina Scherf

Bernd Huber, 52, ist seit 2002 Präsident der Ludwig-Maximilians-Universität. Er kandidiert für eine weitere Amtszeit an Deutschlands größter Uni. (Foto: Jakob Berr)

Falls die Studiengebühren in Bayern abgeschafft werden, soll die Staatsregierung das Geld, das dadurch fehlt, den Universitäten vollständig ersetzen. Das fordert Bernd Huber, Präsident der Ludwig-Maximilians-Universität (LMU). Sollten die Studentenzahlen in den nächsten Jahren weiter steigen, müsse der Freistaat künftig sogar noch mehr Geld für die Universitäten bereitstellen, fordert der Präsident der größten deutschen Universität.

Huber geht davon aus, dass die Studiengebühren "zeitnah" wegfallen: "Über eine Kompensation unter 100 Prozent brauchen wir überhaupt nicht zu sprechen", sagte er der Süddeutschen Zeitung. Zudem müsse der Ausgleich durch den Staat, so wie die Studiengebühren, an die Zahl der Studenten gekoppelt werden. Und die werde "bis 2020 oder 2025" weiter steigen. Zuletzt zahlten die 50 000 Studenten der LMU insgesamt 29 Millionen Euro für die Studiengebühren ein, alle bayerischen Hochschulen nahmen insgesamt 180 Millionen Euro ein.

Seit knapp zwei Wochen läuft eine hitzige landespolitische Debatte über die Zukunft der Studiengebühren. Ausgelöst wurde sie durch ein Urteil des Bayerischen Verfassungsgerichtshofs. Das Gericht ließ ein von den Freien Wählern initiiertes Volksbegehren zur Abschaffung der Studiengebühren zu. Daraufhin rückte die CSU mit großer Mehrheit von den Studiengebühren, die sie selbst erst 2007 eingeführt hatte, ab. Denn offenbar befürchtet die Regierungspartei eine Niederlage bei der Volksabstimmung. Nach offizieller Sprachregelung läuft derzeit eine "ergebnisoffene" parteiinterne Diskussion. Der Koalitionspartner FDP hält bisher an den Studiengebühren fest.

Huber kritisiert, dass die CSU "relativ locker über die Abschaffung diskutiert", ohne zugleich über die Konsequenzen zu sprechen. Ein Wegfall ohne hinreichende Kompensation hätte "katastrophale Auswirkungen für die Qualität der Ausbildung" an den bayerischen Hochschulen. An der LMU würden 20 Prozent der Lehre aus diesen Mitteln bezahlt. "Man muss sich darüber im Klaren sein", sagt Huber, "dass man auch in zwei oder drei Jahren zu der Kompensation stehen muss, falls die Steuereinnahmen dann nicht mehr so reichlich sprudeln sollten."

Auch Wolfgang Herrmann, Präsident der Technischen Universität (TU), verfolgt die landespolitische Debatte mit Verwunderung. Er hält Studiengebühren für nötig, weil sie den Studenten den Wert der Ausbildung verdeutlichten. Allerdings sagt Herrmann, dass "die Studiengebühren nur 1,5 Prozent zum Gesamtetat unserer Universität beitragen". Man beschreite auch andere Wege, um an Geld zu kommen. Die TU tut sich dabei leichter, weil sie durch ihr fachliches Profil automatisch eine große Nähe zur Industrie hat. Die vor zwei Jahren gegründete Universitätsstiftung hat laut Herrmann inzwischen mehr als 25 Millionen Euro von Förderern eingenommen.

Zu den politischen Ränkespielen, die derzeit in der schwarz-gelben Koalition um die Studiengebühren stattfinden, macht sich Herrmann ganz eigene Gedanken: Sollte der Landtag auf Bestreben der CSU von den Gebühren abrücken, müssten die Universitäten das fehlende Geld aus Steuermitteln erstattet bekommen, meint er. Sollte allerdings das Volk sich gegen Studiengebühren entscheiden, hätten die Hochschulen keinen Anspruch mehr auf volle Erstattung - und die Studierenden keinen Anspruch mehr auf die Vorteile, die sie von den Studiengebühren genossen hätten. Als Strafaktion will er die möglichen Konsequenzen eines Volksbegehrens aber nicht verstanden wissen.

© SZ vom 05.11.2012 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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