Club-Betreiber Niels Jäger:Der Party-Dude

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"Tanzmusik, die warm und sexy ist": Niels Jäger und sein Team haben das Edmoses etabliert, nun eröffnen sie das BobBeaman - wieder ein Club in ungünstiger Lage.

Philipp Crone

Ein kleiner Klaps kann viel verraten. Niels Jäger geht über die Baustelle, wo in ein paar Tagen der fertige BobBeaman Music Club in der Gabelsbergerstraße 4 sein wird, an einem Schreiner vorbei. Jäger, ein schlanker Mann mit blassem Gesicht unter der Mütze, wischt dem Handwerker im Vorbeigehen leicht an den Hintern. So, wie es üblich ist beim Basketball, um den Mitspieler an der Freiwurflinie kurz für den zweiten Versuch zu motivieren.

Ist dieser Schatten ein Abwehr-Block oder ein Club-Begeisterter? Niels Jäger, Basketballer, Dude und Edmoses-Betreiber, ist gespannt, wie das neue BobBeaman in der Gabelsbergerstraße 4 ankommt. (Foto: Stephan Rumpf)

So motiviert auch der 37-Jährige seine Mannschaft. Jäger ist ein Teamplayer, in seiner Freizeit auf Basketballplätzen - und beruflich im Nachtleben. Gute Teamplayer schaffen Zusammenhalt und dass man sich wohl fühlt, im Sport und im Beruf. Das hat Jäger im Edmoses-Club geschafft, das will er auch im BobBeaman schaffen - und zugleich Münchens Nachtleben besser verbinden. Wie man so etwas macht? Nebenbei, möglichst nicht perfekt, wie das ein Dude eben anpackt, ein relaxter individueller Amerikaner. Das geht schon bei der Sprache los.

"München war immer meine Homebase", sagt Jäger mit leicht knarzender Stimme. Außer in der dritten und vierten Klasse, als seine Familie in New York lebte. "Da habe ich mein Deutsch verlernt." Es kam in München schnell wieder. Hier studierte er Kommunikationswissenschaften. "Zu der Zeit waren alle meine Freunde im Ausland, nur ich habe die Stellung gehalten." Das geht besonders gut, wenn man in einer Bar arbeitet. Bei Rudi Kull hat der Münchner angefangen, er hat regelmäßig Veranstaltungen vor allem im P1 organisiert, und Mitte der Neunziger dann mit dem "ZKV", einen temporären Club an der Maximilianstraße betrieben, auch als Türsteher. Parallel dazu, das Studium zog sich, moderierte Jäger "Inside NBA" beim DSF, eine Basketball-Sendung. "Aber das hat mich irgendwann genervt. Da gab es alle halbe Jahr neue Strukturen." Dann lieber eigene.

Die Räume des späteren Edmoses standen 2005 leer, und Jäger wagte den Schritt zum Gastronomen, zusammen mit Architekt Sascha Arnold und Grafikdesigner Steffen Werner. "Namhafte Gastronomen haben uns abgeraten, dort eine Bar aufzumachen." Im Lehel, dem Wohnviertel. In der Nähe nur das P1. "Aber das ist ja eine ganz andere Crowd." Andere Leute.

Und zunächst sah es auch nicht gut aus. "Am Anfang hatten wir das Edmoses als Bar geplant." Ein Fehler. Denn in der Prinzregentenstraße gibt es kaum Laufkundschaft. Also wurde das "Ed" zum Club umfunktioniert, denn dort gehen die Leute gezielt hin. Ohne Eintritt, dafür mit Terrasse, "einer der schönsten Münchens". Und weil nun niemand wusste, ob das Ed nun eine Bar oder ein Club war, wurde es ein Barclub. Die Folge: "Um 22 Uhr ist es meist voll." Und die Abgeschiedenheit war plötzlich ein Vorteil. "Wenn du ins Edmoses gehst, bist du ganz woanders, es ist wie eine Flucht."

Alle drei Gründer betreiben das Ed nebenbei. "Die Gäste merken, wenn die Chefs entspannt sind, weil nicht ihr Leben von dem Laden abhängt und nicht alles so bierernst ist." Ein bisschen Dude eben. Arnold und Werner arbeiten in ihren Berufen, Jäger macht irgendwie alles nebenbei, oder nichts. Er arbeitet bei einer Basketball-Modemarke, im Ed, jetzt im Bob, moderiert Fußballspiele für die DFL und hat eine Familie mit zwei Söhnen, fünf und acht Jahre alt. Die sind es gewohnt, dass er sonntags schlapp ist.

Denn Teamplayer Jäger ist im Ed zuständig für die Zusammensetzung der Feier-Mannschaft, als Türsteher. Er muss jeden Abend die richtige Mischung finden. "Das Gefährlichste ist immer, wenn du zu viele von der ganz ungefährlichen Gruppe hast: austauschbare Endzwanziger, im schicken Hemd, Typ langweiliger Dude, so." Dieses "so" hängt Jäger oft ans Ende seiner Sätze. Ein deutsches "...you know?", charakteristisch für Jäger, einen, der gerne ein bisschen anders ist, Cowboyhemden trägt, Vespa fährt, Typ kurzweiliger Dude, so.

Die Mischung, die Jäger im Edmoses schafft, stimmt. Vor zwei Wochen hat das "Ed" Fünfjähriges gefeiert und "es werden immer noch mehr Gäste". Jägers Theorie über funktionierende Barclubs lautet, abgesehen von der richtigen Menschen-Melange: "Lieber ein unfertiger Laden als ein fertiger." Je perfekter ein Club sei, desto weniger Charakter habe er. Nach dieser Formel hat das BobBeaman sehr viel Charakter.

Noch hängen dutzende Kabel von der Decke. Die zentrale Lichtinstallation, ein Markenzeichen der Jäger-Clubs, wird gerade montiert, und nur zwei der vier Lounge-Ecken sind nutzbar. Dezent und hochwertig soll es sein. "Hier ist die optimale Akustik am wichtigsten." Alles sei auf Musik ausgerichtet. Deshalb sind in den dunklen Holzplatten an den Wänden des 180 Quadratmeter großen Raumes insgesamt 8000 münzgroße Löcher, die den Schall fangen und den Sound der DJs verfeinern sollen.

Im Gegensatz zum Ed wird der Eintritt im Bob nicht kostenlos sein, weil europaweit nahmhafte und deshalb teure Diskjockeys auflegen. Dafür gibt es "Tanzmusik, die warm und sexy" ist, an einem Ort, der ein wenig wie ein antikes Theater wirkt, mit verschiedenen Höhen, das Ganze natürlich in den modischen Nichtfarben grau und schwarz. In diesem Theater kann man dem DJ oder den Barkeepern von allen Seiten zusehen. Dazu gibt es draußen auch wieder eine Terrasse. Was das alles kostet? Das weiß Jäger nicht. "Die Finanzen macht der Steffen, der ist Schwabe."

Am Samstag ist Eröffnung, und eingeweiht wird dann auch die geografische Club-Verbindung von Lehel, Schwabing und dem Maximiliansplatz, eine Art Knotenpunkt der Party-Nachtlinien, von dem aus man überall hinkommt.

Beim Namen für die neue Feier-Haltestelle war man sich einig: "Lautmalerisch sollte er sein." Also knackig klingen. Den Grad der Bedeutung von BobBaeman kann jeder selbst bestimmen. Die jungen Gäste hören da vielleicht eher das Beamen heraus, "das Wegbeamen", sagt Jäger, was früher noch Betrinken hieß. Andere erkennen natürlich sofort den Wunderweitspringer Bob Beamon, der 1968 mit 8,90 Metern einen mehr als 20 Jahre bestehenden Weltrekord aufstellte, und eigentlich immer Basketballer werden wollte.

Deshalb wird es auch einen Drink für 8,90 Euro geben, sagt Jäger und weitere Club-Gimmicks wie einen Kiosk, "in house", der bei Bedarf geöffnet wird und sonst hinter den Lochplatten verschwindet, dazu Kunst in den Toiletten und Kultur unter der Woche, geplant sind Jazzabende. Aber so weit ist es noch nicht. Erst muss alles fertig werden, und der Party-Dude ist leicht nervös. "Es ist aber eher eine Vorfreude", sagt er. Und wenn die jägerschen Clubregeln stimmen, dann sollte er eher hoffen, dass bis zum Samstag nicht alles perfekt und fertig ist, wenn das Bob eröffnet.

Jäger sagt: "Ich bin in unserem Team die Kühlerhaubenfigur, aber eigentlich eher einer, der nicht die spektakulären Aktionen machen muss, lieber der, der den entscheidenden Pass spielt, so." Mal sehen, ob der auch diesmal wieder in München ankommt.

© SZ vom 12.10.2010 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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