WDR:Klimawandel gewünscht

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Der Personalrat wirft dem Sender in der Belästigungs­affäre mangelnde Aufklärungs­bereitschaft vor - und stellt sich hinter einen Mitarbeiter, der früh Hinweise gegeben hatte.

Von Hans Hoff

Die bislang wenig glücklich anmutende Aufarbeitung der Belästigungsvorwürfe im eigenen Hause wird für die WDR-Leitung noch etwas komplizierter. Während fast im Wochenrhythmus neue Vorwürfe der sexuellen Belästigung durch leitende Mitarbeiter publik werden, grätscht nun auch der Personalrat dem Sender dazwischen. In einem offenen Brief fordert er eine lückenlose Aufklärung. "Die Verantwortlichen, die trotz eindeutiger Hinweise nicht eingeschritten sind, müssen benannt werden und sich bei den Betroffenen entschuldigen", heißt es.

Der Personalrat spielt damit offensichtlich auf den jetzigen Fernsehdirektor und früheren Chefredakteur Jörg Schönenborn und Tina Hassel, die frühere Leiterin der Programmgruppe Ausland, an, denen vorgeworfen wird, Hinweisen nicht mit dem nötigen Druck nachgegangen zu sein. Beide bestreiten dies und verweisen auf die damals dürftige Faktenlage. Zudem stellt sich die Personalvertretung hinter einen Mitarbeiter, der zeitig Hinweise auf Fälle sexueller Belästigung gegeben habe, die aber vage blieben, da sich die betroffenen Frauen nur anonym äußern wollten. Im Gegenzug erhielt der Mitarbeiter, der inzwischen im Ausland als Korrespondent arbeitet, die Ermahnung, die Vorwürfe nicht weiter zu äußern. Andernfalls drohten ihm Auswirkungen auf sein Arbeitsverhältnis. "Wir fordern das Haus auf, herabwürdigende Bemerkungen über den Korrespondenten zu unterlassen", heißt es nun. Auch von der Kölner Kanzlei, die der WDR mit der externen Aufarbeitung der Vorwürfe beauftragt hat, rät der Personalrat ab, da sie den WDR gegen den ermahnten Korrespondenten vertreten habe und auch in anderen Prozessen gegen Mitarbeiter aufgetreten sei.

Im Nachsatz wird dann noch indirekt festgestellt, dass es um das Arbeitsklima im WDR nicht zum Besten bestellt ist. Es müsse "dringend ein Klima geschaffen werden, in dem Kritik zur Unternehmenskultur gehört", heißt es. Man brauche dazu dringend Hilfe von außen, zum Beispiel in Form eines Beirats.

© SZ vom 21.04.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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